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Taehyung

Ich wollte fallen, tief hinein in ein schwarzes Loch und hart auf dem Boden aufkommen. Ich wollte mich im Flug winden, um mich schlagen, schreien, mein Herz aus meiner Brust reißen und mich völlig vergessen. Alles schmerzte, jeder Winkel meines Körpers brannte wie Feuer und überdeckte damit den starken Energieschub, den ich, seitdem ich das Licht der Welt erblickt hatte, niemals in der Form gespürt hatte. Wir hatten die Mondwelt gerettet, sie und mein Volk vor dem sicheren Untergang bewahrt, aber in diesem Moment fühlte es sich eher so an, als hätte ich alles verloren. Wie konnte ich denn auch einen vermeintlichen Sieg feiern, wenn ich dabei so einen hohen Preis zahlen musste.

Das war kein Sieg mehr. Es war die bitterste Niederlage in meinem Leben.

Wir beide, Jungkook und ich, wir hatten es zusammen geschafft. Ohne ihn wäre ich niemals im Stande gewesen überhaupt irgendetwas auszurichten und eigentlich wusste ich es doch schon die ganze Zeit. Mir war die ganze Zeit klar gewesen, dass es früher oder später darauf hinauslaufen würde. Es musste so sein – wir hatten unser Schicksal in die Hand genommen und jetzt mussten wir es akzeptieren, dass Sonne und Mond niemals zusammensein konnten. Herunterschlucken und weitermachen. Aber wie sollte das gehen?

Meine Brust fühlte sich an, als würde sie zerfetzen, in zehntausend Einzelteile, die niemand jemals wieder zusammenfügen könnte. Denn ich hatte ihn verloren. Für immer. Ich hatte Jungkook, meine Hoffnung, mein Zuhause... meine Familie verloren. Ich hatte nichts mehr. In dieser Welt, die nun wieder vor Leben strotzte, hatte ich kein Leben mehr. Wollte ich kein Leben mehr. Und auch, wenn ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war ihn zurückzulassen, war es gleichzeitig die am meisten falsche.

Meine Sicht verschwamm immer weiter, während ich über meine eigenen Füße stolperte, doch keine Träne verließ meine Augen. So als ob mein Körper bereits aufgegeben hatte und genau wusste, dass jetzt sowieso alles keinen Sinn mehr ergeben würde. Was würde es jetzt schon bedeuten, wenn ich meinem Leben ein Ende setzten würde? Ich hatte mein Volk gerettet... ich hatte Jungkook gerettet, aber mich selbst verloren. Mich hielt doch jetzt nichts mehr hier.

Ein wehleidiges Wimmern verließ meine Lippen, als ich über eine Unebenheit stolperte und mit einem dumpfen Laut auf dem feuchten Wiesengras aufschlug. Ein stechender Schmerz zog durch mein Knie und meinen Ellenbogen, doch im Vergleich zu den Schmerzen in meiner Brust, war er nicht viel mehr, als ein dumpfes Pochen. Völlig am Ende krallte ich mich in die langen Grashalme und drückte mich näher an den Boden, in der Hoffnung er würde einen dunklen, schwarzen Schlund für mich frei machen, in den ich fallen konnte.

Doch hingegen meiner Erwartung in ein tiefes Loch zu fallen, spürte ich mit einem Mal einen kräftigen Griff, um meinem Oberarm und wie ich grob auf die wackeligen Beine gezogen wurde. Blinzend versuchte ich mich zu orientieren und zu erkennen, was sich vor mir abspielte, doch als eine harte Stimme an mein Ohr drang und das darin stetige Piepen ablöste, wanderte mir ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ich musste nicht sehen, wer dort vor mir stand, denn ich wusste es bereits.

„Kim Taehyung!", mit verschleierter Sicht hob ich meinen Kopf und erkannte die Umrisse eines großen, breitschultrigen Mannes und trotz meinen wässrigen Augen konnte ich seinen langen, grauen Bart erkennen. „Du hast Hochverrat begangen!", schnitt seine Stimme ein weiteres Mal durch die Luft, doch den Sinn dahinter verstand ich überhaupt nicht und als sich der Griff um meinen Arm etwas lockerte, knickten meine schwachen Beine sofort ein. Wimmernd kniete ich vor dem Mann, sah auf seine ledernen Stiefel, wobei mir kein Wort über die Lippen kam.

„Wie konntet ihr überhaupt aus dem Kerker fliehen?", fragte er mehr rhetorisch, denn keine Sekunde später fügte er bereits hämisch grinsend einige Worte an, die mir das Blut in Mark und Bein gefrieren ließen. „Wenigstens hatten einige unserer Wachen eure Flucht aus der Mondwelt gesehen. Zu dumm, dass ihr uns damit geradewegs zu diesem Tor geführt habt", ich musste das Grinsen auf seinen Lippen nicht sehen, um zu wissen, dass es sich dort befand. Dennoch ballte ich meine Hände zu Fäusten, schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und presste die folgenden Worte über meine Lippen: „Es ist geschlossen."

Moonchild {VKOOK}Where stories live. Discover now