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Taehyung

Augenblicklich weiteten sich die Augen meiner Oma und sie rückte ein Stück von mir ab, ließ meine Hände dennoch nicht los.
„Wie meinst du das, mein Junge?", ihre Stimme erzitterte etwas und ich war mir mehr als sicher, dass sie Angst hatte. Doch ich konnte es ihr nicht verübeln,  schließlich hatte ich diese am Anfang auch gehabt. Wohingegen ich jetzt viel mehr Angst davor hatte, Jungkook für immer verloren zu haben.

Für einen kurzen Moment ließ ich meinen Blick gen Boden wandern, seufzte tief in mich hinein ehe ich zögerlich wieder zu meiner Oma herauflinste.
„Ich war in der Sonnenwelt, Oma. Ich hab' sie  gefunden...", flüsterte ich und biss mir dann hart auf die Unterlippe. Es fühlte sich mit einem Mal alles so unrealistisch an, als wäre das alles ein Traum gewesen, der sich nun in einen Albtraum verwandelt hatte. Ich hatte noch nie solche Schmerzen gespürt. Meine Brust tat so verdammt weh und fühlte sich an, als würde sie zerbersten. Gleichzeitig  fühlte ich mich aber auch so einsam und leer, als würde etwas von mir fehlen. Ich wollte aufwachen. Aufwachen aus diesem Albtraum.

„Du hast sie tatsächlich gefunden? Warum bist du dir da so sicher?", hakte meine Oma plötzlich forsch nach und drückte meine Hände etwas fester.
Schief lächelnd fixierte ich sie mit meinen verweinten Augen: „Seinetwegen."

Kurz herrschte Stille. Dann nickte meine Großmutter knapp und nahm einen  tiefen Atemzug, bevor sie ihre Stimme erneut an mich richtete: „Erzähl mir doch von ihm, Taetae."

Verdutzt weiteten sich meine Augen und fielen mir beinahe aus den Höhlen. In meiner Magengrube begann es mit einem Mal stark zu kribbeln und ich konnte nicht fassen, dass sie diese Worte soeben tatsächlich gesagt hatte. Dabei klang sie so liebevoll und gutmütig. War sie denn überhaupt nicht sauer, dass ich Jungkook mit in unsere Welt gebracht und uns verraten hatte? Ich verstand das nicht. Und dennoch konnte ich die warme, kribbelnde Welle durch meinen Körper schwappen fühlen, als ich mich an die letzten Tage mit dem Jungen zurückerinnerte. 

„Er war mir gefolgt... ich war unachtsam. E-es t-tut mir so leid, Oma, wirklich. Das musst du mir glauben. I-ich w-wollte uns nie-"
„Shshsh, Taebärchen, atme erstmal durch", unterbrach meine Großmutter mich sanft. „Du sollst dich für gar nichts entschuldigen, sondern mir von dem  Sonnenkind erzählen."

Sie war mir also wirklich nicht böse? Oder aber sie war eine Meisterin darin, ihre Wut zu verstecken. Aber ich kannte meine Großmama. Ihre Augen strahlten genau die Wärme aus, die sie mir immer entgegengebracht hatte. Wenn ich so recht darüber nachdachte, dann war sie mir eigentlich noch nie richtig böse gewesen. Jedes Mal, wenn ich Unfug getrieben hatte, meinte sie nur: „Du darfst dummes Zeug machen, Tae, aber denke dabei immer an deine Mitmenschen und welche Folgen es für sie haben kann." Erst mit den Jahren wurde mir die Bedeutung ihrer Worte bewusst und inzwischen fragte ich mich, wie ich jemals wieder nicht an meine  Mitmenschen denken könnte.

Nervös schluckte ich den aufkommenden Kloß in meinem Hals herunter, ließ mich etwas weiter in die Kissen sinken und setzte zum Sprechen an.
„Sein Name ist Jungkook", kamen mir die Worte schüchtern über die Lippen und bei dem Klang seines Namens jagte mir augenblicklich ein warmer Schauer über den Rücken. „Er war mir gefolgt und ich dachte, da er jetzt sowieso in unserer Welt war, könnte ich auch einen Deal mit ihm machen. Wir haben uns also darauf geeinigt, dass wir uns gegenseitig unsere  Welten zeigen, damit ich endlich herausfinden würde, was hier vor sich  geht."

Für einen kurzen Moment hielt ich inne und musterte meine Großmutter besorgt, doch sie winkte nur ab und wies mich an fortzufahren. Da war sie plötzlich – die Neugier in ihren Augen. Ihre funkelnden Iriden blitzten mir interessiert entgegen. So war sie schon immer gewesen,  neugierig, abenteuerlustig und wissbegierig...so kannte ich sie. 
„Okay,  also...", nahm ich meine Rede wieder auf, „ich habe ihm also Dionysia gezeigt. Zumindest einige Orte. Du glaubst gar nicht wie lustig das war, Oma. Er war so begeistert und fasziniert von Allem hier. Er kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Seine dunklen, braunen Augen funkelten jedes Mal so begeistert auf, wenn wir an einen neuen Ort kamen und er hatte seine Nase immer so niedlich gerümpft, wenn ihm etwas besonders gut gefiel."

Moonchild {VKOOK}Où les histoires vivent. Découvrez maintenant