„Pah ich kenne doch die Legenden, ich habe zwar nie an diese geglaubt, aber ich weiß was dort über die Sonnenkinder steht!", meldete sich diesmal wieder der mit dem markanten Gesicht und sah abfällig zu mir. „Sie sind kaltherzig und machtgierig. Sie haben sich aus freien Stücken von ihrer Quelle des Lebens, der Sonne abgewandt, warum sollten wir mit solchen Kreaturen kooperieren?!"

Die Worte des Mannes ließen mein Herz schneller schlagen, während sich Wut und Panik in mir aufbauten. Ich selbst wusste, dass die Menschen in Omelas nicht gerade den besten Wertvorstellungen folgten und das war es ja auch, was mich mein Leben lang gestört hatte, aber ich musste auch an meinen Vater und Jisung denken. Mit beiden war ich zerstritten und inwiefern ich Ihnen überhaupt etwas bedeutete, wusste ich auch nicht, aber sie waren ein Teil von mir. Hatte ich gerade ihr Todesurteil unterschrieben, indem ich zur Regierung der Mondwelt gerannt war?

„Die Sonnenkinder sind vielleicht vom richtigen Weg abgekommen...", verkündete ich zögernd, „aber auch sie verdienen es zu leben."
„Woher sollen wir wissen ob ihr die Wahrheit sagt?", äußerte sich nun wieder die Frau, die den eigentlich so warmen Raum mit ihrer Stimme förmlich zum gefrieren brachte. „Vielleicht steckt ihr mit den Sonnenkindern unter einer Decke und ihr wollt uns nur in die Sonnenwelt locken, um uns dort in einen Hinterhalt zu führen. Die Sonnekinder bedienen sich bereits an unserer Energie, woher sollen wir wissen, ob sie nicht vielleicht vorhaben uns alle zu töten und so unsere gesamte Energie und unserer Welt an sich zu reißen?"

Ungläubig sah ich zu dem Hellhaarigen herüber und auch in seinen Augen spiegelte sich die blanke Frustration wieder. Bisher hatte ich die Mondkinder als sehr offene und liebevolle Menschen kennengelernt, aber diese hier machten keine Scherze und von Sekunde zu Sekunde realisierte ich mehr, wie falsch es von uns gewesen war, hier herzukommen.
„Nein so ist das nicht", startete Tae einen verzweifelten Versuch, die Meinung der Regierung zu ändern, doch seine Stimme war bereits brüchig und weinerlich, „wir versuchen doch nur eine Lösung zu finden!"

Mit einem finsteren Blick stand die Frau von ihrem Stuhl auf und stützte sich mit ihren Händen auf der Tischplatte vor sich ab, während die Worte ihre Lippen in einem einschüchternen Tonfall verließen.
„Wenn ich eines über die Sonnenkinder weiß, dann dass man ihnen nicht trauen kann. Wir werden uns ganz bestimmt nicht auf einen Deal mit euch einlassen und Mondkinder, die es wagen mit Sonnenkindern zusammenzuarbeiten, gehören nicht länger zu Dionysia."

„Nein bitte!"
„Wachen!", der schockierte Ausruf Taehyungs wurde durch die tiefe Stimme des Kräftigeren unterbrochen, der ebenfalls aufstand und in die Hände klatschte. Augenblicklich näherten sich die Schritte zweier Personen, die weiße Lederuniformen und Helme trugen, welche ebenfalls an die Kleidung der Patrouille erinnerte, die wir vor einigen Tagen im Wald gesehen hatten.
„Sperrt sie ein, während wir uns beraten werden, wie es nun weitergehen wird."

Mit diesen Worten konnte ich bereits die starken Hände an meinen Armen spüren, die mich energisch herunterdrückten und in gebückter Haltung vor sich herschoben. Aus dem Augenwinkel konnte ich Taehyung sehen, dem das Gleiche angetan wurde und der panisch zu mir sah. Augenblicklich ballten sich meine Fäuste, als ich erkannte, wie die Wache ihre Hände um die dünnen Arme des Jüngeren drückte und ihm so wehtat, aber ich wusste, dass es dumm wäre, jetzt einen Aufstand zu machen. Die Regierung dachte bereits, dass wir ihre Feinde waren. Ein Gewaltüberfall würde dieses Bild nur noch verstärken.

Trotzdem ließ ich meinen wachsamen Blick keine Sekunde von Tae weichen, während wir durch einen Flur zu einer Treppe geführt wurden. Unten angekommen taten sich mehrere Türen vor uns auf, die allesamt geschlossen waren und kleine Fenster in sich trugen. Abrupt hielt die Wache vor einer der Türen an, schloss diese auf und führte uns hinein. Mit einem lauten Knall zog sie die Tür hinter uns wieder ins Schloss und ließ uns in Schweigen und Dunkelheit zurück.

Moonchild {VKOOK}Donde viven las historias. Descúbrelo ahora