„Ich fasse es nicht“, flüsterte Kai und lehnte sich geschafft gegen die Wand, einen Arm drapierte er über die Augen.
 Nachdem die drei Bediensteten den Raum verlassen hatten, hatte Kai sich seine Hose angezogen und war zurück in sein Hemd geschlüpft, die Kraft es erneut zuzuknöpfen schien ihn jedoch verlassen zu haben.
 „Bist du in Ordnung?“, fragte ich flüsternd und machte einen Schritt auf ihn zu.
 „Nein“, er schüttelte den Kopf. „Nein ich bin nicht in Ordnung, ich bin sogar komplett außer mir! Wie konnte ich bloß so blöd, so egoistisch sein?“
 „Kai“, begann ich mit Bedacht. „Kai, was dein Vater für das Königreich beschlossen hat, hat nichts mit dir zu tun. Wenn du dir Schuld wegen dem Bürgerkrieg gibst, dann ist das nicht richtig. Du...und ich wir waren damals doch alle nur kleine Kinder, wir hatten doch noch gar keine Ahnung von dieser Welt.“
 „Ich weiß“, seufzte er bedrückt. „Es sind meine letzten Entscheidungen die mich so wütend machen.“
 „Was meinst du?“
 Er nahm langsam den Arm von seinen Augen fort. „Das ich jemals...gezweifelt habe dich zu heiraten oder rebelliert als meine Eltern meine Vermählung zu ihrem politischen Vorteil ausnutzen wollten, das kommt mir alles nun so dermaßen dumm vor.“
 „Das ist schon okay, ich meine unsere Reaktion war doch ganz normal“ ich lachte vorsichtig, als ich an unser erstes richtiges Gespräch zurück dachte. „Aber das gehört doch nun der Vergangenheit an, nicht wahr?“
 Kai sah mich lange an und ich fand Schmerz in seinen Augen, ich streckte meine Hand nach ihm aus und bemerkte erst als ich direkt vor ihm stand, das wir einander näher gekommen waren. Meine Handfläche strich sanft über seine warme Wange und Kai brach den Blickkontakt nicht ab. „Ja“, flüsterte er mit brechender Stimme. „Ja, jetzt ist alles anders.“ Er nahm meine Hand von seiner Wange und führte sie stattdessen zu seinen Lippen um sie sanft zu küssen. „Ich verspreche dich zu heiraten Luhan. Für unsere Heimat und für den Frieden.“
 Mein Herz setzte für mehrere Schläge aus. „Nur für den Frieden also?“, lachte ich und das warme Gefühl das mich flutete fühlte sich neu und eigenartig an. Als wäre es das erste Mal das er mich so anblickte, so berührte und solch süße Worte zu mir sprach.
 „Für den Frieden“, flüsterte er und war mir plötzlich sehr nah. So nah das wir die selbe Luft atmeten und unsere Nasenspitzen sich berührten. Meine unsicheren Hände fanden Halt an seiner warmen, nackten Brust, als seine Hand sich auf meinen unteren Rücken legte und er mich sanft noch etwas näher zu sich heran zog. Nicht einmal ein Blatt Papier hätte noch Platz zwischen unseren Körpern gefunden. Das letzte bisschen Distanz wurde mit unseren vereinten Lippen überwunden und meine Arme verabschiedeten sich wehmütig von seiner harten Brust und schlangen sich stattdessen um seinen Nacken.
 Für gewöhnlich waren unsere vergangenen Küsse leidenschaftslos und kurzweilig gewesen, doch dieses Mal war alles anders. Kai drängte mich zurück bis ich mit den Kniekehlen gegen etwas weiches stieß und zurück sackte. Das weiche Polster des kleinen Sofas, das einladend gegen eine Wand des Raumes stand, gab unter mir nach und Kai war schnell mir auf das bequeme Möbliert zu folgen. Er drückte mich hinunter ohne den Kontakt unserer Lippen jemals abzubrechen und ein Knie platzierte er zwischen meinen Beinen, so dass meine Kehle sich schrecklich eng anfühlte. Meine Atmung war schon lange unstetig und mein Herzschlag hatte ebenfalls beschlossen einen ordentlichen Zahn zuzulegen. Ich schnappte erleichtert nach Luft als Kais Mund sich von meinem löste. Die gewonnene Luft blieb mir jedoch sogleich in der Kehle stecken, als Kai sich meinen Hals hinunter küsste. Als er bei meinen Schlüsselbeinknochen ankam musste ich mir kräftig auf die Unterlippe beißen um ein tiefes Seufzen zu unterdrücken.
 Ich bemerkte erst das jemand an die Türe klopfte, als Rufe den Klopfgeräuschen folgte.
 „Eure Hoheiten sind Sie fertig mit der Farbwahl? Ist alles beschlossen?“ Kwanghee, diese Nervensäge.
 Wir versuchten ihn zu ignorieren und kehrten schnell zu dem zurück was wir gerade taten, doch Kwanghee blieb hartnäckig. „Eure Majestäten~!“, rief er in einem eigenartigen Sing Sang und schließlich riss Kai der Geduldsfaden.
 „Gott verdammt, wir sind beschäftigt!“, schrie er der Tür entgegen.
 „Aber...“
 „Kein verdammtes aber, wir versuchen hier miteinander zu schlafen, also scher dich zum Teufel!“ Damit herrschte lange Zeit Stille ehe ein leises 'Oh' von außerhalb zu vernehmen war. Ich konnte mir ein wahnsinniges Kichern kaum unterdrücken. Kai seufzte zufrieden als schließlich das Geräusch schlurfender, aber sich entfernender Schritte zu hören war.
 „Wenn diese Hochzeit vorbei ist, werfen wir ihn in den nächstbesten Fluss. Am besten noch mit einem Anker an den Fuß gekettet.“
 Ich lachte in unseren nächsten Kuss hinein, wurde jedoch sehr bald wieder ernst, als Kai eine Hand unter mein Hemd schob. Von weiter Weg hörten wir noch immer die nervige Stimme unseres Hochzeitsplaners, der sich offenbar bei irgendwem über uns und ich zitiere, unsere 'Triebe' beschwerte.
 „Und wir werfen ihm Piranhas hinterher.“
 Ich brummte zustimmend – zu mehr gerade nicht in der Lage. Kai knöpfte mein Hemd ungeduldig auf und küsste jedes Fleckchen neuer Haut. Anschließend hielt er erneut kurz inne und ich zuckte zusammen als der Schmerz in seinen Augen noch immer nicht verflogen war, doch eine andere Regung in seinen Augen stellte mich mehr als zufrieden und sie schien in seinem Gefühlskonflikt die Oberhand zu gewinnen: Es war Lust. Kai wollte mich.  
 Ein erneutes Klopfen lies und beide entnervt aufseufzen, doch Kai hörte dieses Mal nicht auf meinen Oberkörper mit Küssen zu benetzen. Das Klopfen wurde lauter, dringlicher.
 „Verschwinde!“, rief Kai zornig und als seine Hand den Knopf meiner Hose erreichte konnte ich nicht anders als laut zu stöhnen. Wer auch immer hinter der Türe stand (und ich hoffte wirklich es war wieder Kwanghee) musste es gehört haben. Zumindest hörte das Klopfen wieder auf.
 „Gut so“, murmelte Kai gegen meine Lippen und meine Wangen brannten heiß.
 „Warn mich gefälligst beim nächsten Mal.“
 Kais Augen funkelten amüsiert auf mich herab. „Ich soll dich warnen immer wenn ich dich berühre?“
 Ich konnte mir nur vorstellen wie schrecklich peinlich es wäre Kai...solche Dinge ausgesprochen zu hören.  
 „Schön. Achtung ich ziehe dir jetzt die Hose aus...und anderes.“ Gott das ging wirklich gar nicht.
 „Halt den Mund“, weinte ich und beschäftigte ihn mit meinen Lippen.
 Das Klopfen kam wieder, als wäre die Person aufgewacht. Nur das es nun kein Klopfen, sondern ein Schlagen der Tür war.
 „Was zum...?!“, fragte Kai erschrocken und zuckte zusammen als erneut verzweifelt gegen die Türe getreten wurde. In Kais Augen sah ich den Tod als dieser von mir aufstand und zur Tür schritt. Ein paar wenige große Schritte genügten, bevor er die nicht abgeschlossene Türe aufschwang.
 „Kwanghee was hast du missverstanden als....“, begann er, doch die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Ich runzelte die Stirn, was war geschehen? Wieso bewegte sich Kai nicht? Er sah aus als wäre er zur Salzsäure erstarrt.
 „Kai?“ Ich stand ebenfalls auf und umrundete Kais Hemd das ihm beim Aufstehen von den Schultern gerutscht war und das mir nun gerade einen ordentlichen Blick auf seinen breiten Rücken bescherte.
 „Kyungsoo?“, fragte ich überrascht als ich den Störenfried als meinen Diener erkannte. „Du störst“, meinte ich kühl und nahm Kai am Arm. Erst als ich zog, Kai sich jedoch nicht bewegte blickte ich von meinem Verlobten erneut zum Diener, und blinzelte verwirrt. „Kyungsoo was ist passiert? Du weinst ja...“
 Als wäre er aus einer Trance erwacht zuckte der Diener zusammen und strich sich mit dem Handrücken über die nassen Wangen. „Oh tatsächlich. Das...das ist mir gar nicht aufgefallen Eure Hoheit.“
 „Es ist dir nicht aufgefallen?“, wiederholte Kai leise und Kyungsoo nickte.
 „Gut, was ist es dann?“
 „Was?“
 „Warum bist du hier?“, fragte ich ungeduldig und langsam machte ich mir sorgen um meinen jüngeren Diener. Wir kannten einander schon seit mehreren Jahren, doch so hatte ich ihn gewiss noch nie erlebt. Zum einen hatte er noch nie geweint, so viel ich weiß und für gewöhnlich war er nicht so verwirrt.
 „Kyungsoo möchtest du dir für heute frei nehmen? Oder für ein paar Tage?“
 Der Diener nickte schnell. „Das war es, ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich mich schrecklich erkältet habe und ein paar Tage Ruhezeit nehmen würde, wenn es in Ordnung für sie geht.“
 Ich hob die nackten Schultern kurz an. „Ein paar Tage gehen in Ordnung, keine Sorge.“
 „Danke.“ Er verbeugte sich. „Zu Gütig von Ihnen.“ Und damit schluckte er hinunter und kehrte uns den Rücken zu.
 „Er ist wirklich eigenartig seit wir hier sind, ob ihm die Luft hier nicht gut tut...“, murmelte ich nachdenklich und sah meinem Diener kurz hinterher.
 Kai zuckte die Achseln und trat zurück in den Raum. Ich wollte ihm gerade folgen, als ich aus dem Augenwinkel bemerkte wie Kyungsoo in seinen Schritten kurz inne hielt. Ich blickte zu ihm zurück und sah ihn eine andere Person grüßen. Ein blonder Junge der erst Kyungsoo kurz musterte und dann direkt zu mir blickte. Das Blut gefror mir in den Adern als Sehun mir kurz ins Gesicht sah, ehe er den Kopf hängen ließ und sich dann umdrehte um zu Kyungsoo aufzuholen. Mein Herz tat schrecklich weh als ich realisierte dass er ebenfalls mitbekommen haben muss, was sich so eben hinter verschlossener Tür zugetragen hat. Mir wurde übel bei dem Gedanken.

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