14 Kapitel

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Das was anschließend passierte, nahm ich nur noch verschwommen war.
Irgendeiner von uns hatte wohl eine Krankenschwester gerufen, die auch sofort in das Zimmer gestürmt kam.
Als sie das Zimmer und unsere geschockten Blicke bemerkte, holte sie Verstärkung.
Wir wurden aus dem Raum gedrängt und saßen nun in der Eingangshalle auf ein paar weichen Sofas.
Die 'Elemente Polizei', keine Ahnung, ob die auch in echt so hießen, kam und untersuchte das Zimmer, um festzustellen, wohin June verschwunden war, was passiert war und alles weitere.

Nun warten wir ungeduldig auf Ms Furcher, die Direktorin, die uns hoffentlich irgendetwas sagen würde, um unsere Ratlosigkeit beseitigen zu können.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam sie endlich langsam und mit ernstem Gesicht die Treppe hinunter geschritten.
"Die Polizei hat erste Ergebnisse, was wohl vorgefallen ist. Da die Überwachungskameras aus unerheblichen Gründen ausgefallen sind, konnte sie nur anhand der Spuren etwas heraus finden. June wurde sehr wahrscheinlich entführt." Sie wartete einen Moment und beobachtete, wie wir diese Information verdauten.
Ich sah geschockt in die Runde.
Elsa keuchte kurz auf, wie auch schon im Krankenzimmer, Cassie weitete entsetzt die Augen und Yette erwiderte meinen Blick ebenso geschockt wie ich.
Wer, um Himmels Willen, entführte irgendeine Schülerin aus irgendeiner Schule??
Aber natürlich musste es ausgerechnet June treffen. Warum war sie heute nicht einfach zum Unterricht gegangen?
Dann währe das alles nicht passiert.
Ms Furcher sprach weiter:
"Bis jetzt konnte noch nicht festgestellt werden, von wem sie entführt wurde, wie sie entführt wurde und warum sie entführt wurde. Die Krankenschwestern, die um die vermutliche Uhrzeit Dienst hatten, meinten, sie können sich an nichts erinnern, außer, dass June friedlich in ihrem Bett geschlafen hätte."
"Aber es verschwindet doch nicht einfach unbemerkt eine Schülerin, wobei dann auch noch das gesamte Zimmer völlig verwüstet wird!" Rief Cassie aufgebracht.
"Ich denke, ihr solltet auf eure Zimmer gehen und euch etwas ausruhen. Morgen sehen wir weiter." Erwiderte
Ms Furcher ruhig, erhob sich und lächelte uns noch aufmunternd zu, dann verschwand sie in ihrem Büro.
Wir jedoch saßen noch eine Weile auf diesen weichen Sofas in der Eingangshalle.
Keiner sagte ein Wort, alle hingen ihren eigenen Gedanken nach.
Aus welchem Grund wurde June entführt?
Wo war sie jetzt? Und wie ging es ihr?
War sie verletzt? Vielleicht sogar Tod?
Nein, daran wollte ich garnicht erst denken. Bestimmt saß sie irgendwo froh und munter.
Irgendwann sagte Yette:
"Leute, ich glaube, ich gehe echt aufs Zimmer. Ich hab Kopfschmerzen."
"Ja, ich auch..." Stimmte ich ihr zu und mühsam erhob ich mich von dem Sofa,
Wortlos folgten uns Cassie und Elsa.

Nachdem ich auf meinem Bett lag, fiel ich direkt in einen unruhigen, aber traumlosen Schlaf.
Viel zu schnell wachte ich wieder auf.
Müde öffnete ich die Augen. Ich hatte das Gefühl als hätten wir drei Uhr Nachts oder so.
Als ich auf den Wecker sah, stand dort in leuchtenden Ziffern:
Freitag, 19:30 Uhr.
So früh erst? Mir kam es vor, als wären Tage seid Junes Verschwinden vergangen.
Gut, Tage, die ich dann wohl verschlafen hatte.
Alle anderen saßen jetzt wohl beim Abendessen, bald würden also auch sie die schlimme Nachricht erfahren.
Ich wollte mich gerade wieder umdrehen, um noch etwas zu schlafen, bis die anderen kamen, als ich einen weißen Umschlag an meiner Nachttischlampe kleben sah.
Von wem der wohl war?
Ich setzte mich auf und öffnete ihn.
In alter, aber irgendwie auch schöner Schrift, stand dort:

Emily,
die Entführung deiner Freundin bedauere ich,
doch es ging nicht anders.
Gib mir den Ring, sonst siehst du sie nie wieder.
Wenn du ihn hast, lass mir eine Nachricht zu kommen.
Du hast zwei Wochen Zeit.

Sprachlos sah ich auf den Brief in meinen Händen.
Leider war der Inhalt nicht so schön, wie die Handschrift, in der er geschrieben worden war.
Langsam begann ich zu begreifen.
June war entführt worden. Das hatte Ms Furcher ihnen ja bereits mitgeteilt, doch zu allem Überfluss war das wegen mir passiert.
Irgendwer wollte irgendeinen Ring von mir haben.
Anscheinen einen sehr wertvollen Ring, wenn dieser 'Jemand' dafür sogar Schüler entführte.
Angst kroch in mir hoch.
Dieser 'Jemand' musste, während ich geschlafen hatte in meinem Zimmer gewesen sein und den Brief an meine Lampe geheftet haben.
Theoretisch hätte genauso gut ich entführt werden können.
Was, wenn dieser Jemand, von dem der Brief stammte, mich gerade beobachtete?
Ängstlich schaute ich mich im Zimmer um, ein Schauder durchlief meinen Rücken und ich musste unwillkürlich wieder an das Rascheln im Wald denken.
Was, wenn das Junes Entführer gewesen war?
Kurzerhand beschloss ich, mit jemandem über diesen Brief zu reden.
Aber mit wem?
Vielleicht Rose? Sie war eine gute Freundin, allerdings, wenn es sich bei diesem Brief um irgendetwas mit dem Element "Geist" handelte, konnte ich sie völlig vergessen.
Was war mit Derek? Er verstand mich und den Brief bestimmt auch. Er kannte sich mit so etwas vielleicht sogar aus.
Vielleicht wusste er, um welchen Ring es sich handelte oder zumindest, was ich jetzt tun sollte.
Entschlossen stand ich auf, nahm den Brief und ging aus dem Zimmer.
Vor Dereks Zimmertür hielt ich inne.
Waren nicht gerade noch alle beim Abendessen?
Sehr unwahrscheinlich, dass Derek dann auf seinem Zimmer war.
Sollte ich warten, bis er wieder kam? Oder in den Speisesaal gehen und ihn holen?
Ich entschloss mich für das Zweite und lief hinunter in den Speisesaal.
Als ich eintrat, würde es mucksmäuschenstill und alle Blicke richteten sich auf mich.
Ich sah nach vorne, wo Ms Furcher stand und wahrscheinlich gerade eine Rede gehalten hatte.
Vielleicht hatte sie gerade von Junes Entführung berichtet.
Ein Stuhl wurde geräuschvoll zurück geschoben und schnelle Schritte kamen auf mich zu.
Derek. Er faste mich am Arm und zog mich mehr oder weniger aus dem Speisesaal.
Er brachte mich bis in sein Zimmer, wo er mir bedeutete, mich auf sein Bett zu setzten.
Sein Zimmer war ähnlich wie meines eingerichtet.
An einer Wand standen vier Betten aufgereiht, auf der anderen stand ein Sofa und ein kleiner Kamin war in die Wand eingehauen.
Der einzige Unterschied, der mir auf dem ersten Blick auffiel, war, dass seine Bedecke und die der anderen Jungs, im Gegensatz zu meiner rot-orangenen mehr ein dunkles rot hatten.
"Also, was ist los?" Fragte er besorgt.
"Woher weißt du....?" Fragte ich verwirrt.
"Ich bin ein Geist. schon vergessen? Ich habe deine Gedanken gelesen. Ich weiß, dass du etwas von mir willst." Ich wollte ihn gerade fragen, warum er dann auch nicht direkt gelesen hatte, was ich wollte, als er schon weiter sprach:
"Deine Gedanken waren ziemlich verwirrend und aufgewühlt. Ich konnte nicht genau erkennen, was
los ist. Also?"
"Du hast bestimmt schon von Junes Entführung gehört, oder?" Er nickte nur und eine Sorgenfalte bildete sich auf seiner Stirn.
"Ich bin eben aufs Zimmer gegangen und habe noch etwas geschlafen.....als ich dann aufgewacht bin...habe ich...das hier gefunden." Ich gab ihm den Brief.
Er öffnete ihn und rasch huschten seine Augen über das Geschriebene. Die Falte auf seiner Stirn wurde immer tiefer, je länger er auf den Brief starrte.
Als er geendet hatte, blickte er auf.
"Ich glaube, es ist so weit." Seine Stimme klang ernst und von weit her.
"Bitte was? Was ist so weit?" Fragte ich verwirrt.
"Du gehst jetzt auf dein Zimmer und bleibst da, bis ich wiederkomme, klar?" Ich nickte, überrascht über die Bestimmtheit in seiner Stimme und seinem Blick.
"Gut. Bis gleich. Ich erkläre dir alles später." Dann ging er mit schnellen Schritten aus dem Zimmer.
Ich musste mehrmals blinzeln, bis ich mich wieder gefangen hatte.
'Ich glaube es ist so weit'. Was war so weit?
Ich stand auf und ging auf mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett setzte und wartete, so wie Derek es mir befohlen hatte.

Keine fünf Minuten später stürmte er auch schon herein.
"Komm Emily, wir müssen los."
"Los? Wohin denn?" Fragte ich mit wachsender Verwirrung.
"Erkläre ich dir auf dem Weg."
Ich nahm meine Jacke und zog meine Schuhe an, dann lief ich hinter Derek aus dem Zimmer.
Ich folgte ihm nach draußen, bis wir am Fuß der Berges standen.
In den Stein eingemeißelt konnte ich die Blume, die Flamme, Die Wellen und die Wolken erkennen.
Das war die Stelle, wo ich vor einigen Wochen her gekommen war.
Wir würden das Schulgelände verlassen. Das Gebirge.
Derek ließ mit einem Schnippen eine kleine Flamme entstehen.
Im Gegensatz zu meinen bisherigen Versuchen breitete sich die Flammen nur minimal aus und ließen einen kleinen Tunnel frei.
Rasch folgte ich Derek hindurch, der im Laufschritt voran eilte.
Auf der anderen Seite angekommen, stiegen wir in ein Taxi, was dort zu warten geschienen hatte.
Mit einem Blick an mir herunter, stellte ich fest, dass ich kaum Ruß verschmiert war.
Ich verstand immer noch nicht, was das alles sollte, wollte aber auch nicht nochmal nachfragen.
Irgendetwas sagte mir, dass ich die Antwort garnicht wissen wollte.
Also saßen wir schweigend in dem Taxi, die schon fast untergehende Sonne in unserem Rücken.
Ich schätzte mal, wir hatte 21:00 Uhr rum.
Schließlich unterbrach Derek mit einem Räuspern das Schweigen.
"Also, wahrscheinlich verstehst du gerade nicht ganz, was das alles soll." Fing er zögernd an.
Ich murmelte nur etwas Unverständliches.
Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie verwirrend das für mich war.
Erst wurde June aus der Krankenstation entführt, dann wurde ich erpresst, mir wurde gedroht, wenn ich nicht irgendeinen Ring irgendwem gab wurde sie umgebracht und jetzt flüchteten wir, wovor und warum auch immer aus der Schule und saßen in einem Taxi und ich hatte keinen Plan wo wir hinwollten und was hier los war, im Gegensatz zu Derek, der so schien, als hätte er das alles durchgedacht und nur darauf gewartet zuhaben schien, diese Pläne in die Tat umzusetzen
"Du musst mir versprechen, dass, wenn ich dir jetzt alles erkläre, du nicht mir die Schuld gibst, du irgendwie voll ausrastest, auch wenn es verständlich wäre, oder du sonst irgendetwas Dummes tust, okay? Lass mich einfach erklären und dich dorthin bringen, wo sich einiges lösen wird."
Mein Unbehagen wuchs mit jedem seiner Worte.
'Du sollst nicht mir die Schuld geben'. Wofür denn?
Und 'raste nicht aus, auch wenn es verständlich wäre'. Abgesehen davon, dass ich fast nie ausrastete, was wollte er mir erzählen, dass mich derart aufregen könnte?
"Es gibt einen guten Grund, warum June entführt wurde. " Fing er an. Einen guten Grund? Was denn bitte, außer vielleicht völlig behämmert zu sein?
"Irgendjemand möchte den Ring. Du fragst dich jetzt bestimmt, was für einen Ring." Ja, genau das fragte ich mich schon die ganze Zeit. Aber stimmt, er konnte ja Gedanken lesen.
"Es geht um den Königsring der Geister." Was bitte war ein Königsring? Und was hatte ich damit jetzt zutun?
"Emily, du bist die Erbin der Königsfamilie."

School of Elements I  ~ The forgotten ElementWhere stories live. Discover now