(6)

290 8 2
                                    

„„Nein?" Wie soll ich das verstehen?" frage ich mit aufbauender Wut und etwas Enttäuschung. „Wenn er stirbt, wirst du sein Nachfolger. Du solltest also besser nicht bei seinem Sturz dabei sein..." „Geht bitte. Ich muss mit meinem Bruder allein reden." unterbreche ich Yoongi ohne den Blick von ihm zu lassen.

„Verstanden." erwidert Tae und nimmt, wenn auch protestierend, die anderen beiden mit. Stille. Eine sehr unangenehme Spannung liegt in der Luft. Ich möchte nicht mit ihm streiten. Aber er kann mir nicht verbieten dabei zu sein.

„Wenn dich die Menschen dort erkennen, geht jeder davon aus, dass du die Mörderin seist oder zumindest eine Mittäterin. Du könntest nicht gekrönt werden, wenn du im Bau sitzt und jemand anderes würde gekrönt werden." erklärt er mit ernster Besorgnis. Ich knirsche etwas mit meinen Zähnen. Ich stehe auf und laufe auf und ab. Dann bleibe ich stehen und sehe ihn an.

„Ich will nicht Königin werden. Ich will nur Vergeltung und Ordnung. Es ist mir egal, was aus ihr mir wird. Außer meinem Leben kann mir nichts genommen werden. Die Hölle habe ich schließlich schon gesehen." Ich werde mit jedem Wort leiser. Ich ziehe langsam mein Shirt aus, so, dass ich nur mit einem Tuch um meine Brust gebunden vor ihm stehe und er meine Narben sieht.

Er reißt die Augen erschrocken auf und springt auf. „Das war er. Seine "Lektionen" wie er sie nannte, wenn ich nicht gehorchte oder ich zu schlecht in seinen Augen war. Wenn ich beim Schwertkampf nicht ausweichen konnte, holte er trotzdem aus. Die hier war die erste nachdem Mutter gestorben war und du verschwunden bist." erkläre ich und deute auf die größte Narbe an meiner linken Schulter.

Er kommt zu mir und schließt mich in seine Arme. „Es tut mir leid. Ich hätte nicht gehen dürfen." flüstert er bedauernd. „Ich bin dir nie böse gewesen Yoongi. Weißt du, teilweise habe ich wohl so schwere Verletzungen davongetragen, dass ich hätte sterben können. Aber ich bin es nicht, weil ich dich noch einmal sehen wollte. Egal, wie lange es dauern würde. Doch als ich hörte, dass mich mein Vater zur nächsten Herrscherin von Silla machen will, musste ich etwas tun. Ich habe dich aufgesucht, damit du mir hilfst. Bitte hilf mir Silla von einem widerlichen Tyrannen zu befreien." bitte ich ihn mit gebrochener Stimme.

Seine Wärme ist so wohltuend wie damals, wenn er mich getröstet hat wenn ich traurig war. Diese brüderliche, schützende Wärme hat mir so gefehlt. „Ich werde nicht mehr von deiner Seite weichen, (YN). Nie mehr." flüstert er und drückt mich mehr an sich. Das ist das erste Mal nach Jahren, wo er meinen Namen ausspricht und es macht mich glücklich.

„Ich werde dieses größenwahnsinnige Monster töten. Er wird dafür bezahlen, was er mit unserer Familie gemacht hat. Was er mit Mutter gemacht hat, was er mit dir gemacht hat." meint er fest entschlossen und sieht mir in die Augen. Ich nicke erleichtert. Ich nehme die Kette ab und lege sie um sein dürres, weißes Handgelenk. „Es wird Zeit, dass der wahre König an die Macht kommt." Er sieht lange die Kette an bevor er nickt.

„Suga Problem! Wachen sind in der Nähe, wir müssen hier weg!" warnt uns J-Hope beunruhigt. Wir sehen uns gegenseitig an und nehmen die Beine in die Hand. Die Lichter von Laternen aus der Ferne sind zu sehen. Sowie lauter Stimmen. Ich fluche leise, stülpe eilig mein Shirt über und eile Yoongi hinterher.

„Wie konnten die uns überhaupt finden?" keucht Yoongi fragend. „Keine Ahnung. Scheint als würden sie eigentlich jemand ganz anderen suchen." erwidert RM und wirft ihm ein Papier zu. Ich sehe mich um und bleibe schlitternd stehen. „Da rauf, beeilt euch." befehle ich ihnen und deute auf einen hohen Baum der dicht bewachsen ist. Ohne zu zögern oder sich zu widersetzen klettern sie hoch. Taehyung und Yoongi ziehen mich rechtzeitig hoch, bevor die ersten Wachen antreffen. Ich lege meinen Finger auf meine Lippen und deute ihnen damit an, still zu sein.

Sie nicken. Sie legen ihre Hände auf ihre Münder und Nasen um leiser zu atmen. Ich schaue zwischen ein paar Ästen hindurch und beobachte die ganzen Wachen die den Wald absuchen. „Wetten, dass die Prinzessin gar nicht entführt wurde, sondern einfach abgehauen ist?" schlägt eine junge Wache vor. Sein Partner schlägt ihn gegen den Hinterkopf und zischt:„Hör auf mit deinen dummen Witzen. Wenn wir sie nicht rechtzeitig finden, wird der König wahrscheinlich noch mehr Menschen töten und ihre Köpfe vor den Stadtmauern aufhängen." Ich ziehe entsetzt die Luft ein und öffne den Mund.

Taehyung legt seine Hand auf meinen Mund und hält mich fest. Er kennt mich einfach zu gut. Wahrscheinlich wäre ich jetzt freiwillig zurück gegangen, wenn er mich jetzt nicht festgehalten hätte. Wenn ich sowas höre, handele ich meistens schnell unüberlegt.

„Die Luft ist rein." flüstert der Händler, welcher sich uns noch als Jin vorstellt. Langsam klettern wir wieder vom Baum runter, bleiben aber noch vorsichtig, weil die Wachen trotzdem noch in der Nähe sein könnten.

„(YN) du wirst gesucht." meint Yoongi und drückt mir den Zettel in die Hand. Ich sehe mir das Bild mit großen Augen an. Es liegt nicht an dem Bild, dass ich meine Augen aufgerissen habe, sondern am Text der darunter steht.

Jeder Verdächtige der am Verschwinden der Prinzessin von Silla teil haben könnte, wird festgenommen und geköpft, bis sie zurück ist. Als Zeichen der Macht unseres Königs, werden die Köpfe aufgehängt, so, dass auch ein jeder Mann weiß, dass er es ernst meint. Wer sie lebend zurückbringt erwartet eine große Belohnung in Gold mit dem Gewicht der Prinzessin.

Ich schüttele langsam den Kopf. Mein Kopf pocht genauso wie mein Herz. „Ich muss sofort zurück in den Palast." sage ich panisch. Alle, bis auf Tae, sehen mich überrascht an. „Wieso? Du wolltest doch mit uns einen Plan schmieden?" fragt Jimin verständnislos. „Ihr kennt unseren Vater nicht. Wenn er etwas befiehlt, dann meint er es ernst. Ich kann nicht zulassen, dass Unschuldige sterben, aufgrund meines Verschwindens. Ich muss zurück." wiederhole ich mich.

„Suga, sag jetzt auch mal was." meint Jungkook ungeduldig, weil mein Bruder nichts sagt. Ich sehe ihn hoffnungsvoll an. Er kann am Besten sagen, wie unser Vater tickt. „Ich habe eine Idee. Hört mir zu." meint er überlegend. Er erklärt uns den Plan sehr ausführlich.

Er gefällt mir absolut nicht. „Aber eine andere Möglichkeit haben wir wohl nicht." seufze ich schweren Herzens. Yoongi schließt mich fest in seine Arme. „Du musst mir vertrauen." murmelt er und drückt mir einen liebevollen Kuss auf meinen Haaransatz. Ich nicke in seine Schulter und drücke ihn nochmals fest.

Ich vertraue ihm, aber dieser Plan ist glatter Selbstmord, wenn er schief läuft.

...

True King Where stories live. Discover now