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Er kaut auf seiner Wangeninnenseite herum und scheint nachzudenken. Langsam fängt er an zu nicken. „Du hast Recht. Aber meinst du, er will überhaupt König werden? Nachdem, was ihm sein eigener Vater angetan hat?" flüstert er noch leiser. „Nein, das glaube ich definitiv nicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass er einen ziemlich großen Groll gegen ihn hegt. Zumindest tu ich das." erkläre ich mit kühler, gefühlloser Stimme. „Du kannst echt gruselig sein, weißt du das?" meint er und schaudert.

Ich lächele etwas. „Naja, jeder Mensch trägt eine Fassade vor seinem Gesicht. 14 Jahre lang habe ich es getan, aber jetzt reicht's. Ich lasse meine Fassade bald herunter und zeige der Welt wer ich bin." erkläre ich fest entschlossen. „Weißt du was, ich werde dir helfen." seufzt er. Ich ziehe eine Braue hoch. „Hey, Freunde lassen sich nicht im Stich. Ich werde dir helfen, deinen Bruder zu finden. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass wir ihn wirklich finden." meint er. Ich nicke und schließe ihn in meine Arme. „Danke Tae. Du bist der Beste." flüstere ich in sein Ohr.

~Zeitsprung: eine Woche später~

„Du solltest aufhören zu Trauern und dich um die wichtigen Dinge in deinem Leben kümmern." ertönt die Stimme meines Vaters als ich vor dem Grab meiner Mutter bete. Ich beiße meine Zähne zusammen. Ich höre wie er näher kommt. „Wenn du ihr Grab betrittst, verlierst du ein Bein." drohe ich ihm leise ohne ihn eines Blickes zu würdigen und ziehe dabei ein wenig mein Schwert. Er bleibt stehen. „Du kannst mir so viele Vorwürfe machen wie du willst, aber ich habe sie nicht getötet." wiederholt er sich das unzähligste Mal.

Weil ich damals so jung war, denkt er, dass ich mich nicht daran erinnere, was passiert ist. Er lügt immer und immer wieder, damit ich sein Nachfolger werde. „Müssen wir schon wieder darüber diskutieren, dass es eine Assasine war und nicht ich?" fragt er seufzend. Ich zische verachtend und stehe auf. „Ich werde nicht mit dir diskutieren. Ich bin keine 7 mehr. Ich bleibe bei meiner Meinung." Ich bleibe kurz neben ihm stehen, weil er meinen Arm in seinem Griff hat. „Was hast du jetzt vor? Willst du mich etwa töten?" flüstert er. Ich lache laut auf. „Natürlich, dich töten, was auch sonst? Auch wenn ich dir nicht verzeihen werde, dass du meine Mutter getötet hast, werde ich dich nicht töten, schließlich bist du immernoch mein Vater, oder nicht?" erwidere ich und sehe ihn nur kurz an.

In seinem faltigen Gesicht bilden sich Lachfalten. „Wohl war. Ich muss wirklich sehr paranoid sein. Verzeih mir diesen Vorwurf." meint er ironisch lachend und kopfschüttelnd über sich selbst. Ich ziehe meinen Arm aus seinen Griff. „Du musst mich nun entschuldigen, ich muss mich auf die Zeremonie vorbereiten. Du weist ja, sie beginnt in 2 Wochen. Ich muss noch einiges über mein zukünftiges Land lernen." erwidere ich und gehe.

Ich atme lange aus. Diese angestaute Wut zerfrisst mich allmählich. Von Tag zu Tag wo ich meinen Vater, den Mörder meiner Mutter, sehe, wird dieses Verlangen nach Rache größer. Schnell gehe ich in mein Zimmer und ziehe mir gewöhnliche Klamotten, die jeder Bürger trägt an. Bei Anbruch der Dunkelheit treffe ich mich mit Taehyung am Tor vor dem Palast.

„Steht dir." lobe ich ihn über seinen gewöhnlichen Aufzug. „Und dir erst. Man wird dich sicher nicht erkennen. Oh, aber die solltest du besser verstecken. Ich kann mir vorstellen, dass viele Diebe solchen Schmuck gerne sehen." meint er und deutet auf mein Handgelenk. Die Drachenkette die den nächsten König von Silla kennzeichnet. Ich würde sie ja ablegen, aber ich habe sie von meiner Mutter und wusste zu dem Zeitpunkt nicht, was sie für eine Bedeutung hat. Auch wenn ich nicht die nächste Königin werde ist es zu schmerzhaft das letzte Geschenk von ihr abzulegen.

Ich krempele mein Ärmel darüber und sehe Taehyung fest in die Augen. „Bist du soweit?" fragt Tae. Ich nicke und sehe nicht noch einmal zurück, bevor wir an der Mauer entlang schleichen. Wenn uns einer der Wachen so gekleidet hier entdeckt, fliegen wir auf.

Ich lege meinen Finger auf meine Lippen und sehe um die Ecke. Zwei Wachen laufen gerade um die Ecke, was heißt, dass wir uns beeilen müssen, bevor die anderen vorbeilaufen. Wir rennen auf leisen Füßen aus dem Tor und schnellstens ins Gebüsch. Ab dort laufen wir zur Stadt hinunter.

„Danke." murmele ich nach einer Weile. Tae sieht mich irritiert an, dann lächelt er breit und winkt ab. „Schon gut. Weißt du, ich glaube dir, dass dein Bruder noch lebt." erwidert er und sieht nach vorn. „Ach ja? Jeder hat mir nicht geglaubt. Selbst das Dienstmädchen, das mich vom Geschehen weggezerrt hatte, behauptet heute noch, dass er tot sei." erkläre ich bitter.

Tae legt einen Arm um meine Schultern und zieht mich zu sich. Ich blinzele verwirrt und sehe zu ihm hoch. Mit seinem Box-Smile grinst er und meint:„Punkt eins, dein Dad ist ein Arschloch. Und Punkt zwei war ich kürzlich in der Stadt und habe ein sehr interessantes Fahndungsbild gesehen." Er kramt in seiner Jackentasche herum und zieht ein zerknülltes Papier hervor. „Du darfst doch nicht einfach ein Fahndungsbild einstecken." zische ich ihn an und sehe das Bild an.

Mein Mund klappt ungläubig auf. Ich bleibe schlagartig stehen und schlucke trocken. Mein Körper fängt an zu beben. „Anhand deiner Reaktion gehe ich davon aus, dass er es ist, hm?" hakt er vorsichtig nach. Ich streiche über das Bild und bleibe an der Narbe des Mannes hängen. Kurz blitzt die Wunde meines Bruders in meinem Kopf auf. Und seine Augen. „Er ist es. Ganz sicher." wispere ich. Ich drücke das Bild an mich und schluchze leise. Ich fühle mich plötzlich so schwach und doch glücklich. Jetzt kann mir niemand mehr ausreden, dass mein großer Bruder tot sei. Denn er ist es nicht! Verdammt nochmal, das ist sein Gesicht!

Taehyung tröstet mich still. Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, stehe ich auf und schlage entschlossen vor:„Lass uns morgen direkt nach ihm suchen. Ich möchte meinen Bruder nach 14 Jahren wiedersehen."

...

True King Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang