"Hm, dann muss das wohl eine andere Frau gewesen sein, die mir da die halbe Nacht ins Ohr geschnarcht hat." Erschrocken riss Eliza die Augen auf. Er wusste es! Er wusste genau, dass sie bei ihm im Bett geschlafen hatte. Vincent lachte, als er ihren entgeisterten Gesichtsausdruck sah.

"Dachtest wohl ich hätte es nicht bemerkt?" Elizas Wangen färbten sich rot und sie versuchte ihr Gesicht mit den Händen zu verbergen. Lachend trat Vincent erneut näher, kniete sich vor ihr hin und zog sanft ihre Hände zur Seite. Sein Lächeln war freundlich und liebevoll. Bei weitem nicht das arrogante Grinsen, das die meisten anderen Männer ihr zugeworfen hätten.

"Ich fand es nett. Ist schön jemanden neben sich zu haben, auch wenn dieser jemand einem ständig die Decke stiehlt." Eliza lächelte, konnte den Humor hinter dieser Aussage nicht einfach ignorieren.

"Das ist nicht meine Schuld! Ich kann nicht kontrollieren, was ich im Schlaf mache.", konterte sie, "und schnarchen tust du! Nicht ich." Ungläubig schüttelte Vincent den Kopf.

"Das glaub ich dir nicht."

"Ach hast du früher etwa neben jemanden geschlafen, der dir das Gegenteil eingeredet hat?". fragte sie scherzhaft und bekam einen gespielt bösen Blick zugeworfen.

"Nein, nicht das ich wüsste. Wie ist es mit dir? Hattest du einen Dauergast in deinem Bett, der dich vielleicht belogen hat?" Schlagartig blitzte ein Bild ihres Ex-freundes vor ihrem geistigen Auge auf und verbannte ihr Lächeln. Selbst nach all den Jahren würde sie sein Gesicht niemals vergessen. Er hatte gelogen und noch so viel mehr als das. Die Lügen waren bei weitem nicht das schlimmste, das dieser Mann ihr angetan hatte.

In den Jahren ihrer Beziehung war sie von einem selbstbewussten jungen Mädchen zu einer ängstlichen, abhängigen Frau geworden. Die Zeit mit ihm war eines der düstersten Kapitel ihres Lebens und hatte sie mehr als nur Härte gelehrt. Er hatte ihre Schwäche schamlos ausgenutzt und als sie ihn endlich losgeworden war, hatte sie sich geschworen, nie wieder zu vertrauen. Mit dem rasenden Herzen einer misshandelten Frau blickte sie in Vincents freundliche Augen.

Die beiden Männer hatten nichts gemein, doch die Angst erneut in Abhängigkeit zu geraten war allgegenwärtig. Vincent schien zu spüren, das die verspielte Atmosphäre verflogen war und setzte sich zurück auf sein Bett. Die Hände im Schoss faltend blickte er sie an.

"Ich habe etwas falsches gesagt.", mutmaßte er und fuhr sich nachdenklich über sein Kinn. Eliza schüttelte reflexartig den Kopf.

"Nein, ist schon okay. Ich sollte sowieso sehen was ich über die neuen Namen meiner Eltern herausfinden kann." Sie griff nach ihrem Laptop und zog ihn zu sich, als sie Vincent erneut sprechen hörte.

"Wer war es?" Verwirrt spielend lächelte sie. Vincent ließ sich davon nicht täuschen und Eliza konnte dies nur zu gut verstehen. Sie war immer eine schlechte Schauspielerin gewesen.

"Ich habe dir so vieles über mich erzählt und ich habe das Gefühl ich weiß nichts über dich."

"Und das ist auch gut so. Meine Vergangenheit geht dich nichts an.", entgegnete sie verteidigend. Vincent seufzte und setzte sich neben sie auf ihr Bett. Er hielt Abstand, aber sie konnte seine Wärme dennoch fühlen.

"Ich weiß nicht, was das hier ist...zwischen uns.", hauchte er, "aber du kannst mir alles sagen, ich werde dich weder verurteilen, noch irgendwelche dummen Sachen sagen. Zumindest hoffe ich das. Bitte, erzähl es mir." Seine Stimme war flehend und brach Elizas Widerstand langsam auseinander. Er hatte recht, hatte ihr alles über Sangai und seine Kindheit erzählt, allerdings war es erneut ein großer Schritt für sie. Zittrig atmete sie tief durch.

"Sein Name war Theo.", flüsterte sie heißer. Vincent nahm ihre Worte mit einem mitfühlenden nicken auf. Er schien froh zu sein, dass sie überhaupt etwas gesagt hatte. Was sollte sie ihm nun erzählen? Wo sollte sie anfangen? Theo hatte ihr so viele furchtbare Erinnerungen geschenkt. Erschöpft ließ sie die Schultern hängen.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Where stories live. Discover now