Teil 13- Petunie

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Ich versank in meinen Gedanken. Die zwei führten eine angeregte Diskussion, von der ich nicht das geringste mitbekam.

Iruna, ihr Gesicht schwebte vor meinen Augen.
Ihr Gesicht, zu einer Fratze verzehrt, das Blut unkontrolliert aus ihrem Mund laufend.
Ihr Ruf nach mir, immer wieder, flehend, voller Schmerz. Ich sah sie immer wieder sterben, unfähig mich davon loszureißen, genauso wie damals.
Sah wie ich mich los wand, zu ihr rannte, die Weisen von ihr riss, ihren Blutüberströmt Körper in meine Arme presste. Vergebens versuchte ich ihre Wunde zu stillen. Schrie, schrie so laut ich konnte jemand möge mir helfe, doch niemand rührte sich. Alle standen sie um den Altar, wanden ihren Blick ab, sahen ihr beim Sterben zu. Spürte ihre eiskalte Hand an meiner Wange, presste sie an mich, verschmierte ihr Blut mit meinen Tränen. Sie schrie nicht mehr, schaute mich an, so traurig, so unfassbar traurig.
„Es ist alles gut Mira, jetzt bist du da!" Presste sie durch das Blut hindurch hervor.
Ich wollte es nicht hören, schüttelte den Kopf, schrie um Hilfe. Wieder blieben sie an ihren Plätzen. Ich riss mein Hemd runter, drückte es gegen ihre Brust. Doch sie lächelte nur schwach, wusste das es nichts mehr bringt, sie würde sterben. Schluchzend zwang ich meine Lippen auf ihre.
„Es ist unser Schicksal." Hauchte sie in meine wilden Küsse.
Hysterisch lachte ich auf-, Nein, ich war nicht bereit sie gehen zu lassen. Ich war so töricht gewesen, zudenken mich würde es nicht treffen. Hatte ich doch gesehen wie, das größte Glück der anderen Sterben mussten, geopfert wurden, für Monster wie ich es eins war. Belächelt hatte ich es, war mir meiner Sache sicher, ich war stark, ich könnte sie beschützen, Iruna, mein größtes Glück. Doch die Götter waren so viel mächtiger als ich, ich kam nicht gegen sie an, keiner von uns.
„Ich liebe dich!" Es war ein Flüstern, ihrer grünen Augen fielen für immer zu. Ich schüttelte sie, verteilte ihr Blut auf dem Stein unter ihr, drückte immer wieder gegen ihre Wunde, zwang ihrem leblosen Körper meine Küsse auf. Minuten schrie ich immer wieder ihren Namen, bekam keine Luft mehr.
Villads tauchte in der Nacht auf, zog mich von ihr Weg. Ich ließ es geschehen, ließ meinen von ihrem Blut triefenden Körper wegschleifen.
„Ich habe sie getötet, ich habe sie getötet! Lass mich los, ich will sterben, ich will zu ihr. Ich muss..." Meine Stimme versagte und ich brach in seinen Armen zusammen. Er weinte, umschloss mich mit seinen muskulösen Armen und wiegte mich wie ein Kleinkind hin und her.
„Das geht nicht Mira, du wirst nicht sterben." Setzte er mit erstickter Stimme an.
„Ich muss zu ihr. Iruna ... Iruna. Töte mich Villads, töte mich, ich muss zu ihr!" Ich fing an wild gegen seine Brust zu hämmern.
Er verstärkte seinen Griff. „Keiner kann dich jetzt mehr töten, Mira. Sie kannte ihr Schicksal, sie wusste, dass sie sterben würde. Sie wollte es, damit du für immer leben kannst, dein Schicksal erfüllen. Du weißt es." Er brach ab, er wusste, dass ich nicht auf ihn hören würde.
Er hatte sie auch geliebt, so sehr. Doch sie hatte mich gewählt, er hatte es akzeptiert. Unsere Seelen haben es bestimmt. Ich hatte sie getötet, durch meine Liebe ist sie gestorben.
An diesem Tag zerbrach mein Herz, meine Seele. Ich hasste mich.

„Kleines, wir wollen in die Werkstatt, kommst du jetzt mit? Mira?" Villads Hand lag auf meiner Schulter, erschrocken für ich hoch.
„Ich habe sie getötet." Presste ich in der Sprache der Seelenwanderer vor.
Seine Augen wurden schmaler, ein Seufzer. „Nein Mira, du kennst die Prophezeiung, ihre Seele lebt irgendwo, irgendwann wieder." Er nahm mich in den Arm.
Ein bitteres Lachen rollte mir über die Lippen. Die Prophezeiung, seit fast 2000 Jahren erfüllte sie sich nicht. Es war eine Lüge, eine Lüge, die man uns erzählt hat, damit wir unsere Verdammnis leichter akzeptieren.
Eloise schaute betreten zu Boden. Ich hatte vergessen, wo wir waren.
„Sorry, ich bin manchmal ein bisschen sentimental, wenn ich hier bin." Log ich mehr oder weniger.
„Ja, vor ihrem Geburtstag ist es immer am schlimmsten." Fügte Villads hinzu.
„Haben Sie bald Geburtstag?" Fragte Eloise erstaunt.
Ich war froh, dass sie nicht weiter auf das andere Thema einging.
„Morgen!" Flötete Villads fröhlich und ging vor um aus dem Haus in die Werkstatt zu gehen.
„Sie haben morgen Geburtstag?" Ihr erstaunen machte mich verlegen.
„Ja, aber das ist nicht so wichtig."
Ich folgte Villads ins freie, der Himmel hatte sich wieder zugezogen, bald würde es regnen. Ich wollte nicht mehr daran denken, mir etwas anmerken lassen, also verdrängte ich meine Gedanken und versuchte dem hier und jetzt zu folgen und ging in die Werkstatt hinein.
„Mira, ich denke, das wird dir gefallen." Villads stand vor einer drei Meter hohen Engelsstatue. So fein und akribisch waren die Gesichtszüge, fast wie ein Mensch den man mit weißer Farbe angemalt hat. Der Engel hockte auf seinen Knien, abgestützt auf seinen Zehen, eine Hand hatte er in seinen Schoss gebettet, die andere Streckte er nach vorne aus. In seiner Handfläche saß eine kleiner Phönix, der die Flügel weit gespannt hatte. Die Flügel des Engels hatte Villads noch nicht komplett fertiggestellt, doch sie hingen schlaff an dem Rücken des Engels.
„Er ist wunderschön!" Nahm mir Eloise die Worte aus dem Mund. „Villads er ist perfekt!"
Stolz strich Villads über den kleinen Phönix. „Dankeschön, freut mich das er die gefällt!". Erst jetzt bemerkte ich, dass die zwei sich kein einziges Mal gesiezt haben.
„Wollt ihr euch umschauen? Ich mein Mira kennt alles, aber du ja noch nicht? Ich muss kurz telefonieren!" Entschuldigte er sich und wir blieben alleine in der Werkstatt zurück.
Im hinteren Teil war ein kleines Atelier das ich spontan ansteuerte. Interessiert betrachtete Eloise die Arbeiten, sie blieb an einer kleinen Nymphenfigur stehen.
„Sie ist vollkommen. Ihr Bruder hat dafür wirklich Talent." Vorsichtig fuhr sie mit ihren graziösen Fingern darüber.
„Eigentlich ist das von mir." Gestand ich und wand schnell den Blick ab. Sie musterte mich.
„Sie haben wirklich Talent." Wiederholte sie. „Nun Mira, es ist ein bisschen komisch ihren Bruder so informell anzusprechen und Sie nicht. Also würde ich vorschlagen wir gehen zum du über, oder?" Sie hielt mir ihre Hand hin.
Ich ergriff sie, ohne weiter darüber nachzudenken. Wir verharrten, meine Hand in ihrer. Keiner wollte seine Hand zurückziehen, es war als würden wir aneinander gekettet sein.

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