27. Kapitel

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Mein Wecker klingelte früh. Verschlafen schaute ich auf die Uhr. 6:50 Uhr. Ich fragte mich, wieso ich ihn so früh eingestellt hatte, da dämmerte es mir.
Mit einem Ruck saß ich aufrecht im Bett. Ethan.

Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Ich schlug die Bettdecke zurück und stand schwungvoll auf.
Mein Kreislauf quittierte meine Eile mit kleinen Punkten die vor meinen Augen tanzten. Ich atmete ein paar mal tief durch, dann hatte er sich erholt.

Schnell lief ich ins Bad, zog meinen Bikini an und packte meine restlichen Sachen.

Ich lief zum Pool. Ein seltsames Kribbeln breitete sich in mir aus. Mit Ethan Essen zu gehen war die eine, mit ihm schwimmen zu gehen, die andere Sache.

Ich öffnete die schwere Tür zum Hotelpool. Mein Blick scannte das große Bad ab und blieb an ihm hängen.

Er war alleine und zog konzentriert seine Bahnen. "Guten Morgen!" rief ich. Er stoppte und sah auf. Ein breites Grinsen legte seine weißen Zähne frei. "Guten Morgen, Avery."

Ich schlenderte zu einer Liege und ließ meine Sachen darauf fallen. Ich spürte, dass er seinen Blick auf mich gerichtet hielt. Ich legte eine Hand auf die Schlaufe meines Bademantels. Plötzlich fühlte ich mich seltsam nackt und ausgeliefert. Ich wollte ihm gefallen. Die Erkenntnis ließ mich erröten und ich war froh, dass ich ihm nicht zugewandt stand.

Scheiß drauf. Er hat mich schon mal in einem Bikini gesehen. Ich holte einmal tief Luft und ließ den Mantel dann von mir gleiten. Mit einer hastigen Bewegung legte ich auch ihn auf die Liege.

Ich beeilte mich beim Abduschen. Ethan war inzwischen wieder am Schwimmen als ich das Wasser betrat. Die Kälte ließ mich kurz zurück zucken.

"Es wird wärmer, wenn du ein bisschen schwimmst", versicherte er mir. Das Wasser war deutlich kühler als gestern, was den Heizzeiten geschuldet war. Ab Mittags wurde die Temperatur nach oben gestellt. 

Wie praktisch sich den Hotelführer durchzulesen, lobte ich mich innerlich. Das war einer meiner Angewohnheiten. War mir langweilig und hatte ich nichts besseres zu tun, las ich alles, was irgendwo herum lag. Ob es Flyer waren oder irgendwelche Infos über irgendwas. Ich las alles.

Das kühle Wasser weckte meine Lebensgeister. Ich fühlte mich schon deutlich wacher und beschloss, mit Ethan ein paar Runden zu schwimmen.

Anfangs waren wir still und es war schon fast unangenehm. Egal welches Thema mir in den Kopf kam, ich fühlte mich blöd ein Gespräch anzufangen.

Mir wurde wieder deutlich, wie sehr ich von ihm gemocht werden wollte. Ich verurteilte mich dafür selbst ein bisschen. Ich hatte mir geschworen, mich niemals, für keinen Mann der Welt zu verstellen und jetzt?

"Wie geht es dir hier?" fragte er schließlich. Es war ein einfacher Gesprächseinstieg und ich fragte mich, wie mein Kopf nicht auf diese Idee gekommen war. "Gut, wirklich gut", antwortete ich und sah zu ihm. "Und dir?" Er nickte. "Auch."

Ich drehte mich im Wasser um und ließ mich auf dem Rücken treiben. "Ich bin froh, dass du hier bist", sagte er nach einer Weile. Ich sah ihn an und bewegte meine Arme um mich voranzubringen. "Du bist froh?" fragte ich und musste grinsen.

Er beobachtete mich und legte den Kopf schief. "Was ist daran lustig?" 

Wir machten am Beckenrand halt. Ich überlegte. "Naja, ich weiß einfach nicht was ich dazu sagen soll. Ich weiß auch gar nicht, wie ich zu dir stehen soll", gab ich zu. 

Meine Ehrlichkeit überraschte mich selbst. "Ich weiß", sagte er. "Ich war sehr seltsam." Er grinste verlegen. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich war in letzter Zeit auch etwas verwirrt", erwiderte ich.

My BabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt