9. Kapitel

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Ich stieß Mike von mich.

"Mike", keuchte ich. "Deine Frau!" Er sah mich an und ich bemerkte wie das schlechte Gewissen in ihm aufbrodelte. Er wendete den Blick ab und sah zu Boden. "Es tut mir leid", flüsterte er und erhob sich. Mit großen Schritten lief er aus dem Zimmer.

"Mike!" rief ich hinterher, doch gerade als ich mich erhob, hörte ich wie die Tür zufiel.

"Verdammt", fluchte ich und ließ mich zurück auf die Couch fallen.

Was war das gerade?

Mein Handy vibrierte. Ich holte es heraus und sah drauf. Eine neue Nachricht:

'Ich habe es Ihnen doch gesagt. Mister Warden ist Ihnen verfallen. Böses Mädchen.'

Mein Atem stockte. Hatte mir Parker geschrieben? Woher wusste er von dem Kuss?

"Mister Parker?" schrieb ich zurück, doch es kam keine Antwort. Ich seufzte. Super, er spielte den Mysteriösen.

Als ich mit schlechtem Gewissen im Magen den Rest des Abends auf der Couch lag, dachte ich über das Gespräch mit Parker nach.

Er sah zwar gut aus, aber er war nervtötend und verwirrend. Vermutlich war ihm bewusst, dass er so ziemlich jede Frau haben könnte.

Und Mike? Mike war anders. Er war seit dem ersten Tag lieb und zuvor kommend, höflich und verständnisvoll. Er wurde ein richtig guter Freund, aber er hatte eine Frau. Mit mir hatte er sie durch einen Kuss betrogen. Das schlechte Gewissen flammte wieder auf und schien mir den Hals zuzuschnüren.

Ich erhob mich, machte mich bettfertig und ging in mein Bett.

Ich fühlte mich übel.

Ich konnte nicht schlafen. Immer und immer wieder wachte ich auf und dachte an den Kuss mit Mike. Ich hatte damit nicht nur die Freundschaft zwischen uns zerstört, sondern auch seine Ehe, falls er seiner Frau davon erzählte.

***

"Hey", grüßte ich Mike am nächsten Morgen im Auto. Er sah mich nicht an und starrte nach vorne.

"Hallo?" wagte ich den nächsten Versuch. Sein Blick war starr auf die Straße gerichtet, als er anfuhr. "Mike, bitte", flüsterte ich. "Ich wollte das nicht."

Als er immer noch nicht antwortete, kam die Wut in mir auf. "Mike, du hast mich geküsst! Es ging von dir aus!" Meine Stimme war ruhig und dennoch zitterte sie leicht.

"Ich weiß", erwiderte er nur und es klang schon beinahe gleichgültig. Ich biss mir auf die Unterlippe, um eine gehässige Bemerkung zu unterdrücken.

Was war nur mit Mike los? 

Gestern machte er noch einen auf verknallt und heute war er kalt und zurückweisend. Wir sprachen für den Rest des Tages kein Wort mehr. Auch die Mittagspause verbrachten wir nicht zusammen. Ich verbrachte sie mit Mandy. Ja, mit ihr, obwohl ich keine Lust auf ihre Geschichten hatte. Das zeigte meine Verzweiflung deutlich.

"Jedenfalls war ich dann bei Marc", fuhr sie grinsend fort. Sie konnte so provozierend sein! Und dabei wusste ich nicht mal, ob sie das überhaupt checkte. Ich lächelte müde und sah wieder auf meinen halb vollen Teller. "Der Abend mit ihm war so schön", schwärmte sie und sah dabei verträumt an die Decke des Restaurants. Ich seufzte und nickte leicht. "Ist irgendwas?" fragte sie und ich spürte, wie sich ihr unwissender Blick in meine Stirn bohrte. "Mike und ich haben uns geküsst", hörte ich mich sagen und blickte gleich darauf erschrocken zu ihr. Hatte ich das gerade wirklich Mandy anvertraut?

Sie blinzelte ein, zweimal und grinste dann ihr Hollywood-Grinsen mit den weißen Zähnen. "Mike Warden?" vollendete sie seinen Namen fragend. Ich nickte und seufzte. "Mandy, bitte sag das keinem weiter", als ich die Worte aussprach, bemerkte ich selbst, wie dumm sie eigentlich klangen. Mandy war die Tratschtante des Büros. Nein, eigentlich schon fast der ganzen Stadt.

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