4. Erinnerungen einer alten Dame

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"Deine Eltern haben mal von Belgrad berichtet. Großmutter hat sie überhört als sie über ihren Namen sprachen. Pavlovic hießen sie damals. Sie kommen also ganz sicher nicht aus Ungarn. Mehr kann sie euch leider nicht sagen."

"Das ist bereits mehr als wir gehofft hatten. Vielen Dank.", antwortete Eliza und schloss die Schuhschachtel wieder. Im Hotel würde sie jeden einzelnen Gegenstand genauestens untersuchen. Vincent und sie gingen zur Tür, doch bevor sie die Wohnung verließen, drückte Vincent Laszlo noch ein dickes Bündel Geldscheine in die Hand. Verwirrt blickte Laszlo auf das Geld.

"Was soll das?"

"Für eure Hilfe.", entgegnete Vincent lächelnd und nahm Eliza die Schachtel ab. Judith winkte ihnen nach als sie den Flur entlang aus dem Wohnhaus gingen.

"Was sollte das denn?", fragte Eliza unsicher. Vincent zuckte unbeteiligt mit den Schultern.

"Ist Sangais Geld. Ich dachte mir, die zwei könnten es sicher gebrauchen." Erstaunt weiteten sich Elizas Augen. Dieser Mann..ihr fehlten die Worte.

"Mach das aber nicht bei jedem den wir sehen. Das könnte uns ins Schwierigkeiten bringen." Nickend gab Vincent ihr recht und sie beließ es dabei. Mit dem Taxi fuhren sie zurück zu ihrem schicken Hotel und bestellten sich Essen auf ihr Zimmer.

Die Aussicht von ihrem Balkon auf die Abendlichter Budapests war wunderschön. Friedlich lag die Stadt im Halbdunkel der Dämmerung. Eliza strich sich müde über die Augen. Ihre Beine schmerzten vom vielen gehen. Vincent stellte die Schachtel auf Elizas Nachkasterl und gesellte sich zu ihr ans Fenster.

"Die Stadt ist wirklich schön.", gestand sie ihm zögerlich. Vincent nickte.

"Ich bin froh, dass du es auch so siehst. Der Tag heute war erfolgreich." Das war er tatsächlich. Schon am ersten Tag hatte Eliza mehr über ihre Eltern gelernt als sie je erhofft hatte. Etwas summte und suchend sah Eliza sich um. Ein Handy. Vincents Handy.

Seufzend starrte er darauf. Der Name am Display war Sangai. Natürlich musste er ihm Bericht erstatten. Es reichte nicht, dass dieser Bastard sie gechippt hatte.

"Geh nur. Erzähl ihm was wir heute gemacht haben." Sie sah eine Erwiderung in seinen Augen, den Willen ihren Erwartungen zuwider zu handeln, doch er tat es nicht. Stattdessen verschwand er gleichgültig ins Bad und hinterließ Eliza mit einem unguten Gefühl im Magen.

Beinahe hätte sie vergessen, dass er nicht ein Freund, sondern ein Wachhund war. Es klopfte an der Tür und das Essen wurde auf einem kleinen Serviertisch hereingefahren. Es sah gut aus und roch himmlisch. Dankend gab sie dem Angestellten Trinkgeld und nahm sich ihren Teller. Der Esstisch stand bei dem großen Fenster und sich auf dem Sessel zusammenkauernd aß sie.

Ihren Blick hielt sie auf dem Sonnenuntergang. Er hatte etwas beruhigendes. Vincent kam aus dem Badezimmer, schnappte sich ebenfalls sein Essen und setzte sich ihr gegenüber.

"Und was hat er gesagt?", murmelte Eliza mit unterdrückter Wut im Bauch. Vincent ließ wieder einen seiner langen Seufzer raus und warf das Handy auf sein Bett. Natürlich waren es zwei getrennte Betten. Sie bezahlten genug um nicht in einem Doppelbett schlafen zu müssen, außerdem war das schon nahe genug. Sie waren Fremde und wenn es nach Eliza ging würde es auch so bleiben.

"Er ist ungeduldig..wollte wissen wohin es jetzt geht."

"Gute Frage."

"Hast du eine Antwort für ihn?" Eliza schüttelte den Kopf.

"Noch nicht. Aber ich werde nach dem Essen mal nach dem Namen Pavlovic suchen. Vielleicht haben sie ja noch Verwandte in Belgrad oder haben den Namen weiterhin benutzt." Kauend schüttelte er den Kopf.

Die Suche nach Unsterblichkeit #Wattys20Where stories live. Discover now