Vertrauen

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Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem Lächeln, erst wusste ich nicht wieso, doch dann erinnerte ich mich. Ich hatte es geschafft, ich konnte nun auf Pfefferminz reiten! Ich setzte mich auf und rieb mir den Träumesand aus den Augen. ,,Gute Morgen." rief ich in die Luft und schwang mich aus dem Bett. Ich nahm mir die üblichen Klamotten, ein T-shirt und eine Jeans, aus dem Kleiderschrank und ging ins Bad. Meine Haare standen mir wild vom Kopf ab und ich brauchte eine ganze Weile bis ich sie gebändigt hatte. Mir wurde gerade erst bewusst, dass ich nun schon drei Wochen in Amerika lebte. Trotz der kurzen Zeit hatte ich mich schon gut eingelebt, wahrscheinlich lag es daran, dass ich hier nicht das erste mal wohnte. Aus einem Versteck holte ich das alte Familien Foto heraus, mit schief gelegenem Kopf blickte ich es an. Dieses Foto war auch dem ersten Blick zwar unscheinbar, doch auf dem zweiten Blick erzählte es eine ganze Geschichte. Ich legte es zurück in sein Versteck und schlich leise die Treppe hinunter. Draußen war es schon heiße 25 grad und es war gerade mal sechs Uhr morgens! Doch ich hatte mich schon relativ gut an das Klima gewöhnt und ging schnell in den Stall. Dort wahr es zum Glück etwas kühler. Ich wollte mich gerade an die Arbeit machen, die Pferde zu füttern als ich eine Stimme hörte ,,Keine Sorge, ich hab die Pferde schon gefüttert." verwundert drehte ich mich um, dort stand Jack und blickte mich an. ,,Danke." antwortet ich ,,Warum bist du schon so früh hier?" Er öffnete und schloss seinen Mund, ohne etwas zu sagen. Dann schien er sich einen Ruck zu geben und meinte ,,Gestern kam jemand und hat Queens Sattel und Zaumzeug hier aufgehängt. ich dachte erst er wollte etwas stehlen, aber als ich ihn angesprochen habe, meinte er nur das du etwas vergessen hattest du er es dir gebracht hat. Er hat mir auch seinen Namen gesagt... irgendwas mit S." Ich wusste wenn er meinte, schon bevor es ihm wieder einfiel ,,Scot, Scot Anderson. So hat er sich genannt." ,,Ja, Scot." meinte ich. ,,Du kennst ihn also?" fragte Jack weiter und sah mich verwundert an. Ich nickte ,,Ich bin gestern mit Queen und Pfefferminz ausgeritten, anscheinen habe ich vergessen das Sattelzeug wieder mit zu bringen." ,,Wie bist du denn sonst wieder hergekommen? Man merkt es doch wenn man einen Sattel unter sich hat oder den blanke Pferderücken." verwundert zogen sich Jack Augenbraune zusammen. ,,Ich bin auch nicht auf Queen wieder zurück geritten." gab ich zu, bis jetzt hatte ich niemanden erzählt das sich Pfefferminz wieder reiten lies. ,,Und auf wem sonst? Erzähl mir nicht du bist den ganzen Weg zurück gelaufen." Jack sah mich mit hoch gezogenen Augenbraune an. Ich schüttelte den Kopf ,,Nein, ich bin auf Pfefferminz zurück geritten." Jack entwichen alle Gesichtszüge ,,Du machst Scherze." Ich schüttelte den Kopf ,,Nein, er lässt sich von mir reiten." nun sah mich Jack an, als wäre ich verrückt ,,Das kann nicht sein, Pfefferminz ist so in etwa das unreitbarrste Pferd das ich geh gesehen habe." ,,So in etwa wie Queen?" erwiderte ich. ,,Queen ist..." er stoppte. ,,Was ganz anderes? Eher nicht" beendet ich seinen Satz. ,,Es ist nur, Pfefferminz hat sich jemals nie wirklich reiten gelassen. Wenn man ihn reiten wollte, brauchte man mindestens hundert Hilfezügel, eine Gerte und einen festen Sitzt." ,,Man kann keine Hundert Hilfezügel gleichzeitig benutzen." meinte ich und zog die Augenbraue hoch. ,,Du weißt was ich meine, Lena." verteidigte sich Jack. ,,Hör zu, ich kenne Pfefferminz seid er geboren ist. Ich vertraut ihm, er vertraut mir." ,,Du kennst ihn gerade mal drei Wochen, erinnerst du dich?" ,,Nein, er ist auf diesem Hof geboren. Damals hat mein Vater hier gelebt und ich auch!" rief ich, Jack sah mich verwirrt an. ,,Ich dachte du wärst in Deutschland geboren?" ,,Das habe ich auch gedacht, aber ich bin hier geboren. Scot Anderson ist mein Großonkel. Wir haben hier alle zusammen gelebt, aber dann kam ein Feuer und wir mussten wegziehen. Da mein Vater den Hof nicht mehr finanzieren konnte. Jetzt hat er ihn wiedergekauft und wir sind wieder hier her gezogen." sprudelte es aus mir heraus. ,,Warte, meinst du das Feuer, das den Stutenstall abgebrannt hat?" ,,Ja, Pfefferminz und ein paar andere Fohlen haben überlebt. Damals hat er sich nur noch von mir und Scot anfassen lassen. Aber mein Vater musste den Hof verkaufen. Und wir sind weggezogen." erzählte ich. Jack sah mich an, als wollte er prüfen ob ich wirklich die Wahrheit sagte. Doch ich hielt seinem Blick stand. ,,Na dann." murmelte er ,,Bis später, ich muss noch Joe trainieren." bevor ich noch etwas sagen konnte, war er verschwunden. Erstarrt stand ich noch ein paar Sekunden auf der Stelle, dann schnappte ich mir ein Halfter und ging zu Pfefferminz Box. Dort begrüßte mich dieser mit einem freudigen Schnauben. ,,Morgen!" begrüßte ich ihn und streifte ihm das Halfter über, schweigsam bracht ich ihn auf den Putzplatz. Nachdem ich ihn geputzt hatte, führte ich ihn zum Freilaufplatz. Dort lies ich ihn frei, wild buckelnd galoppierte er über den Platz. Während ich ihn beobachtete, vergas ich meinen Ärger über Jack, Nach ungefähr zehn Minuten kam er in einem schnellen Trab wieder zu mir zurück. ,,Fangen wir an?" grinste ich und legte meine Hand auf seinen Rücken, er zuckte nich einmal mit dem Ohr, auch als ich mein ganzes Gewicht auf ihn legte. Ein schmales Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht auf. Mit einer fließenden Bewegung schwang ich mich auf seinen Rücken. Pfefferminz schnaubte entspannt. Ein leichter Schenkeldruck genügte und er setzte sich in Bewegung. Glücklich lies ich mich ganze Bahn tragen, sein Gang war einfach wunderschön. Weich, anmutig und fliegend. Nach ein paar Runden lies ich antraben, er hatte einen wunderbar schwebenden Trab. Plötzlich knackte es laut hinter mir, Pfefferminz legte die Ohren an und machte eine neuzig grad Wendung kombiniert mit einem Galoppsprung. Ich war unvorbereitet und er trug keinen Sattel, was dazu führte das ich von seinem Rücken rutschte, noch im Flug drehte ich mich und rollte mich geschickt ab. Zum Glück hatte mein Vater viel Wert darauf gelegt, dass ich das fallen richtig lernte. Kurz darauf stand ich schon wieder auf zwei Beinen. Pfefferminz kam, nach einem erschrockenen Bocksprung wieder zu mir zurück. Und wir blickten beide in den Wald, der genau neben dem Freilaufplatz begann. Ein beschämter Jack kam aus dem Unterholz. ,,Warum spionierst du uns nach? Ich dachte du wolltest Joe trainieren!" rief ich unbeabsichtigt scharf und wütend. Täuschte ich mich oder wurde Jack ein wenig rot ,,Tut mir leid, ich wollte nur wissen ob du Pfefferminz wirklich reiten kannst." ,,Jetzt hast du es ja gesehen." meinte ich kühl und schwang mich wieder auf Pfefferminz Rücken. Dieser war unvorbereitet und verkrampfte sich, doch ich murmelte ihm beruhigend zu und er entspannte sich wieder. Doch meine Wut übertrug sic auf ihn und er tänzelte etwas ,,Na dann! Geh mal wieder Joe trainieren." kühl lächelte ich ihn an und ritt mit Pfefferminz vom Freilaufplatz, bevor meine Wut noch größer wurde. Sobald Jack außer Sicht war, atmete ich laut aus. War das wirklich nötig? Er war doch nur neugierig. fragte Pfefferminz während er über eine große Wiese zum Wald schritt. Tief atmete ich ein ,,Das er neugierig war, ist ja nicht so schlimm, aber dass er mir einfach nicht geglaubt hat und dann zu stolz war mich zu fragen, ob ich es ihm zeigen könnte. Das macht mich wütend!" erklärte ich. Pfefferminz erwiderte nichts darauf, doch ich spürte das er mich nicht wirklich verstand. Kurz wurde ich wütend auf ihn, doch dann besinnte ich mich wieder. Pfefferminz war ein Pferd, zwar mein Seelenpferd, doch immer noch ein Pferd. Er konnte so etwas wie Rachsucht oder Wut kaum spüren, aber das war nicht seinen Schult! Im langsamen Schritt ritten wir durch den Wald, das Gezwitscher der Vögel, der würzige Duft der Bäume und der leichte Wind lies mich  meinen Ärger über Jack bald vergessen auch Pfefferminz schien fröhlicher zu werden. Ich lenkte Pfefferminz zum Strand und er trabte an.  Ich lies mich einfach tragen und entdeckte in der Ferne den weißen Strand.  Zum Glück war dieser Stand sehr abgelegnen, kaum jemand fand jemals so weit hierher. Auch heute war der Strand menschen leer ,,Weißt du was ich jetzt brauche?" fragte ich und setzte mich auf seinem Rücken zurecht ,,Einen Galopp!" rief ich und gab ihm die Galopphilfe, er wieherte freudig und rannte los. Tief duckte ich mich über seinen Hals und krallte meine Hände in seine Mähne. Der nasse Sand und das kühle Meerwasser spritze an meine Jeans die sofort nass wurde, doch das war mir in diesem Moment egal. In einem atemberaubend Tempo galoppierten wir durch das Wasser, meine Haar, die ich zu einem Pferdeschwanz hochgebunden hatten, flatterte im Wind und all mein Ärger wurde einfach weggeweht. Leider war der Strand schon nach wenigen Minuten schon wieder zu ende und ich parierte Pfefferminz durch. Als er mich an sah glitzerten seine dunkeln Augen freudig, auch ich war berauscht. Galopp war immer noch das beste Heilmittel gegen negative Emotionen! Ich legte mich nach vorne und umarmte Pfefferminz starken Hals ,,Danke." murmelte ich leise. Gern geschehen, dafür sind Freunde da! antwortete Pfefferminz, ich hörte an einer Stimme, dass er lächelte. 

Nachdem wir noch eine kleine Pause gemacht hatten ritten wir wieder los, zuerst wollte ich zurück zur Full Moon Farm, doch dann entschied ich mich anders. Ich lenkte Pfefferminz durch den Wald, bis ich die Hütte von Scot Anderson sehen konnte. Kurz darauf sah ich ihn auch, er war gerade dabei Holz zu hacken. Er sein uns gehört zu haben, der er stoppte und richtete sich auf ,,Lena." stellte er fest, ohne sich umzudrehen. ,,Schön das du wieder da bist!"  ,,Woher wusstest du, dass ich es bin?" fragte ich neugierig und lies mich von Pfefferminz Rücken gleiten. ,,Energie, Pfefferminz Energie würde ich von hundert anderen Pferden sofort erkennen. Und du bist die einzigste die ihn reiten darf." erklärte Scot und drehte sich zu mir um. ,, Du hörst sich an wie Herr Kaan aus Ostwind." grinste ich. ,,Wer ist?" fragte Scot verwirrt. ,,Ein Film." antwortete ich bevor es den Satz zu Ende reden konnte. ,,Ein sehr waren Film, wie es mir scheint." Ich zog eine Grimasse ,,Na ja, eher nicht." ,,Warum bist du hier?" fragte Scot und sah mich aus seinen grünblauen neugierig an. ,,Keine Ahnung, ich bin einfach hier." antwortet ich ehrlich. Ein andere hätte jetzt noch einmal nachgefragt, doch Scot nickte nur. ,,Kann ich dir helfen?" fragte ich nach einer Weile. ,,Musst du nicht, das Holz muss erst einmal trocknen." winkte er ab ,,Aber, ich denke Pfefferminz hätte nichts gegen etwas springen." er sah Pfefferminz fragend an. Der schnaubte und scharrte mit den Hufen ,,Das deute ich mal als ja." Scot sah mich fragend an ,,Kommst du?" Ich zögerte ,,Aber ich reite doch erst seid ein paar Tagen auf Pfefferminz! Glaubst du, wir sind wirklich schon so weit, um zu springen?" Scot sah mich lächelnd an ,,Wenn du Pfefferminz vertraust und er dir, dann ist euch kein Hindernis zu groß! Aber keine Sorge, wir fangen ganz niedrig an, Pfefferminz muss ja auch erst wieder warm werden. Sobald er Sattel und Trense tragen kann, arbeiten wir uns langsam hoch." Pfefferminz kam zu mir uns legte seinen Kopf auf meine Schulter ,,Wir schaffen das!" murmelte ich entschlossen und schwang mich auf seinen Rücken. ,,Reite einfach erst einmal ein paar Runden, ich hole ein paar Äste." wies mich Scot an und ich erinnerte mich, das er früher als Pferdetrainer und als Reitlehrer auf der Full Moon Farm gearbeitet hatte. Ich tat wie es mir verlangte und ritt ein paar Runden im Schritt und im Trab. Nach etwa fünf Minuten kam Scot mit ein paar Ästen und einem Bay zurück. Überrascht sah ich das dunkelbraune Pferd an, es hatte an jedem Fuß eine weiße Fessel und war sonst durchgehend schokoladenbraun. Tatsächlich sahen sich die beiden relativ ähnlich, jedoch war Pfefferminz ein klein wenig heller und hatte eine Stern anstatt weiße Fesseln. ,,Darf ich vorstellen, Dark Knight." rief Scot nachdem er die Äste zu einem kleinem Hindernis aufgebaut hatte ,,Er ist ein paar Jahre älter als Pfefferminz. Ich habe ihn selbst ausgebildet und ihn dann gekauft." erklärte Scot, eine Augen blitzen. Trotz seines Alters schwang er sich mit einer fliesenden Bewegung auf Dark Knight. ,,Ich gehe als erstes, du folgst mir einfach." erklärte er und trabte über das niedrige Hindernis. Nach kurzem Zögern folgte ich ihm, Pfefferminz trabte elegant über das Cavaletti. Nachdem wir es ein paar mal im Trab und im Galopp überwunden hatten, erhöhte Scot das Hindernis auf ein niedriges Rick. Dark Knight galoppierte elegant darauf zu, und überwand es spielerisch. Nun waren Pfefferminz und ich dran, Pfefferminz galoppierte von selbst an und steuerte auf das Hindernis zu, meine Hände verschwanden in seiner Mähne und ich folgte einfach seinen Bewegungen. Problemlos setzten wir über das Rick hinweg. ,,Siehst du." Scot sah mich lächelnd an. ,,Machen wir weiter?" fragte ich eifrig. ,,Hast du mal auf die Uhr gekuckt? Es ist fast fünf Uhr Abends!" lachte Scot, überrascht blickte ich in den Himmel, die Sonne war schon relativ weit in Richtung Westen gewandert. Zwar hätte ich nicht sagen können das es schon Fünf war, doch es war definitiv schon etwas später. ,,Komm morgen wieder, dann machen wir weiter." schlug Scot vor ,,Aber jetzt ab mit dir, sonst vermissen dich deine Eltern noch." ,,Okay, dann bis morgen!" verabschiedete ich mich ,,Ach und..." ich sah ich dankbar an ,,Danke!" ,,Kein Problem, ich freue mich meine Großnichte endlich mal wieder zu sehen!" Ich lächelte, drehte mich noch einmal um und galoppierte dann mit Pfefferminz auf die große Wiese, zurück zu der Full Moon Farm. 

Pfefferminz in die Weiten der USAWhere stories live. Discover now