„Doch, es gibt vieles zu bereden, Ricardo. Ob es dir jetzt gefällt oder nicht, wir werden reden.", sagte ich stur und blickte zu ihm hoch. Er seufzte und knirschte mit seinem Kiefer.

„Und was willst du sagen? Das es dir leid tut dass mein Vater gestorben ist? Als ob es dich interessieren würde.", sagte er wütend und drehte sich wieder um. Verwirrt runzelte ich mit der Stirn.

„Aber es interessiert mich. Ich habe niemals aufgehört mich um dich zu sorgen.", sagte ich die Wahrheit und wartete auf seine Reaktion. Er war aber mit seinem Rücken zu mir gewandt und seine Hände waren zu Fäusten geballt.

„Dann hättest du mich nicht verlassen.", sagte er und ging dann in sein Zimmer. Er knallte die Tür zu und schloss sie auch noch ab. Geschockt blickte ich auf die Tür und schluckte schwer. Ich sammelte mich erst zusammen und atmete tief durch. Dann ging ich zur Tür und setzte mich langsam auf den Boden.

Ich musste erst überlegen was ich überhaupt sagen wollte. Denn auch wenn er harsch zu mir gerade ist, toleriere ich es da er seinen Vater verloren hat. Und ich weiß wie impulsiv Ricardo ist. Ich weiß wie er gerade sich zurück gehalten hat um nicht alles um sich herum zu zerstören.

„Ricardo, es war nie mein Ziel dich irgendwann zu verlassen. Du weißt ganz genau wie ich, dass es sein musste. Wir haben diese Trennung gebraucht. Auch wenn du mich wahrscheinlich dafür hasst, vergisst nicht wieso ich überhaupt gehen wollte. Und wenn du glaubst dass ich dich vergessen habe, liegst du falsch. Diese zwei Monate waren die Hölle für mich. Ich musste die ganze Zeit an dich denken. Ich wollte die ganze Zeit dich anrufen oder wieder zu dir kommen und alles vergessen. Aber ich konnte nicht. Denn ich konnte dir nicht verzeihen.", sagte ich und seufzte auf.

Als keine Antwort kam, sprach ich einfach weiter.

„Vielleicht willst du mich jetzt nicht sehen aber eins wollte ich dir noch sagen. Denn egal wie sehr wir streiten, wie sehr wir uns hassen, wie lange wir uns nicht sehen oder wie weit wir getrennt sind, wir sind immer für einander da. Denn ich weiß dass, auch wenn es schwere Zeiten gibt, du immer deine Arme für mich öffnen würdest wenn ich die mal brauche. Und genau das mache ich das jetzt auch. Denn egal was ist, es wird immer ein uns geben. Auch nach dem Tod.", sagte ich und hielt meine Tränen zurück.

Dann wartete ich auf eine Reaktion von ihm. Obwohl  keine Antwort kam, wartete ich trotzdem vor seiner Tür und bewegte mich kein Stück. Mein Kopf war an der Wand angelehnt und ich schloss meine Augen. Ich will für ihn da sein, egal wie die Situation gerade mit uns aussieht.

Da ich schon seit gefühlter Ewigkeit auf dem Boden saß überkam mich plötzlich die Müdigkeit und ich schlief ungewollt ein.

———

Ricardo

Ich zog an der Zigarette und schmiss es dann aus dem Fenster. Während ich den Rauch auspustete sah ich den schon dunkel gewordenen Himmel an. Mein Kopf war ziemlich verwirrt und ich musste die ganze Zeit nur an dieses Mädchen denken. Morgen ist die Beerdigung meines Vaters, und obwohl ich mich darum sorgen muss, mache ich mir Kopfschmerzen über Mariah. Sie geht für zwei Monate weg, weswegen ich wieder mit Drogen und mit dem Alkohol angefangen habe und jetzt ist sie wieder da und ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich weiß nicht ob sie all diese Dinge gesagt hat um mich aufzuheitern, da mein Vater gestorben ist oder ob sie es wirklich ernst meint.

Da ich keine Lust mehr hatte in meinem Zimmer rum zu hocken, wollte ich wenigstens in eine Bar gehen und mich dort abzulenken. Doch als ich die Tür öffnete, bemerkte ich Mariah am Boden sitzen. Aber sie saß nicht einfach da sondern sie schlief dort. Ich runzelte mit der Stirn und trat ihr näher. Tatsächlich war dieses Mädchen eingeschlafen. Als ich an die frühere Zeit dachte und mich daran erinnerte das es ihr Talent ist überall schlafen zu können, musste ich leicht lächeln. Dann nahm ich sie auf meine Arme und hob sie hoch. Sie seufzte auf und krallte sich enger an meinem Oberteil, weshalb ich noch mehr lächeln musste. Dann brachte ich sie in Carolins Zimmer und legte sie sanft auf ihr Bett. Langsam kniete ich mich zu ihr runter und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

Ich weiß nicht ob es ihr bewusst ist aber sie hat eine sehr krasse Auswirkung auf mich. Sie könnte mich anschreien, mir sagen dass sie mich hassen würde, trotzdem würde ich sie wie eine Königin bewundern. Vielleicht zeige ich ihr gerade meine kalte Schulter weil ich nicht wieder von ihr verletzt werden will, aber ich liebe sie wie verrückt noch.

Ich stand wieder auf und deckte sie mit einer Decke zu. Dann lief ich raus und schloss langsam die Tür zu. Plötzlich kam Carolin die Treppen hoch und sah mich verwirrt an.

„Die anderen sind gerade gegangen. Was habt ihr die ganze Zeit lang gemacht? Wo ist Mariah?", fragte mich Carolin und sah sich fragend nach ihr um.

„Sie ist vor meiner Tür eingeschlafen und ich habe sie gerade auf dein Bett gebracht.", klärte ich sie auf und ging auf mein Zimmer zu. Carolin folgte mir aber und stoppte mich am Arm.

„Habt ihr nicht miteinander geredet? Wieso hast du sie vor deiner Tür warten lassen?", sagte sie und runzelte mit der Stirn.

„Ich wusste nicht mal das sie noch vor meiner Tür war. Von wo soll ich es denn auch wissen?", sagte ich und sie rollte mit den Augen.

„Gute Nacht.", sagte ich, küsste sie an der Wange und ging dann in mein Zimmer rein.

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