Kapitel 19: Eifersucht

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Drei Wochen nach dem Gespräch mit meiner Mutter war es so warm geworden, dass Kacchan und ich uns auf dem Heimweg ein Eis gönnten.
Wir hatten uns im Park eine Bank im Schatten gesucht und saßen nun nebeneinander darauf und leckten an unserem Eis.
„Hey, Izu..."
Kacchan hatte inzwischen aufgehört, mich Nerd oder Deku zu nennen sondern nutzte nun eine verkürzte Version meines richtigen Namens. Als er mich so das erste Mal genannt hatte, hatte es mich wahnsinnig gefreut und mein Herz höher schlagen lassen.
„Hm?", fragte ich und leckte weiter an meinem Eis.
Er hatte seines bereits aufgegessen und sah mich nun an. Auf seinen Wangen zeigte sich wieder einmal eine süße Rotfärbung.
„Du hast da was...", meinte er, legte seine Hand auf meine Wange und strich mit seinem Daumen über meinen Mundwinkel. Dies tat er mit einer Zärtlichkeit, die ich ihm nie zugetraut hätte. Die Berührung alleine schaffte es schon, mein Herz aus dem Takt zu bringen. Doch was er dann tat, ließ mich fast daran zweifeln, ob ich wirklich wach war! Er löste seine Hand von meiner Wange und leckte sich seinen Daumen ab.
„Erdbeere", grinste er. „Lecker!"
Ungläubig starrte ich ihn einen Moment an, ehe ich mich wieder auf mein Eis konzentrierte und das gerade Geschehene versuchte so gut es ging auszublenden.
„Du hattest da Eis...", erklärte er. Scheinbar fand er meine Reaktion seltsam.
„Ach so...", antwortete ich.

Mein Eis hatte ich schließlich aufgegessen und knabberte nun die Eiswaffel. Das Knuspern war das Einzige, das zwischen uns zu hören war.
Danach kehrte eine Stille ein, die erdrückend war.
Ich starrte abwesend auf meine Hände, strich aus reiner Gewohnheit über mein Muttermal.
„Ich möchte nicht, dass du so viel Zeit mit diesem Kerl verbringst...", sagte Kacchan plötzlich.
Ich blickte ihn an und verstand im ersten Moment nicht, wen er genau meinte, doch dann fiel der Groschen. Er meinte Shôto.
„Ich bin aber mit ihm befreundet. Du kannst mir nicht verbieten, Zeit mit meinen Freunden zu verbringen...", erwiderte ich.
Er hatte in den Himmel geblickt und drehte sich nun mir zu. „Ich möchte es dir nicht verbieten. Ich möchte nur, dass du nicht mehr so viel Zeit mit ihm verbringst...", meinte er leise.
Ich betrachtete sein Gesicht, hob dann meine Hand und zeigte ihm mein Muttermal.
„Ich kenne die Legende... Aber er ist es nicht", begehrte Kacchan auf noch bevor ich etwas sagen konnte.

Mit einem Ruck stand er auf, trat direkt vor mich und stellte sein linkes Bein neben mich auf die Bank. Ich wollte ihn gerade belehren, dass man so etwas nicht tat, als er sein Hosenbein ein kleines Stück hinauf zog und seinen Knöchel entblößte.
Ungläubig starrte ich auf das, was ich dort sah. Er hatte ein Muttermal. Aber nicht irgendeines! Es sah genauso aus wie meines oder das von Shôto. Was hatte das zu bedeuten?
Verwirrt sah ich ihm ins Gesicht. Er durchbohrte mich förmlich mit seinem Blick.
„Ich bin es. Nicht er. ICH!"
Tränen waren in seine Augen getreten. Tränen der Verzweiflung. Hatte er Angst mich zu verlieren?
Er wischte sich über die Augen, drehte sich um und lief davon.
Perplex sah ich ihm hinterher, unfähig ihn aufzuhalten.

.~*~.

Es war das erste Mal seit mehreren Wochen, dass ich nun alleine nach Hause laufen musste. Und es fühlte sich falsch an. Unheimlich. Beängstigend.
Ich hatte mich doch tatsächlich schon so sehr daran gewöhnt, ständig in Kacchans Begleitung zu sein, dass sich das hier vollkommen falsch anfühlte. Er fehlte einfach!

Betrübt kam ich zu Hause an und verkroch mich wieder einmal in meinem Zimmer.
Was genau war überhaupt passiert? Warum war Kacchan einfach weggelaufen? Hatte er so große Angst? Hätte er sich dann nicht an mich klammern müssen? Hätte er mir dann nicht das Versprechen abringen müssen, mich nicht mehr mit Shôto zu treffen? Hätte... ja... was hätte er denn tun sollen?
Ich kam zu keiner Lösung. Schon alleine deswegen nicht, weil ich nicht wusste, was Kacchan dachte. Daher konnte ich mir noch so sehr den Kopf darüber zerbrechen, es änderte nichts.
In einem Anflug von Verzweiflung nahm ich mein Handy und öffnete den Chat mit Kacchan.

Unmei no akai itoWhere stories live. Discover now