Kapitel 7: Können wir ihn nicht adoptieren?

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Ich blinzelte ihn überrascht an. „Oh...", brachte ich im ersten Moment nur heraus.
Er war leicht in sich zusammen gesunken und wagte es nicht, mich an zuschauen.
Grübelnd betrachtete ich ihn. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann störte es mich nicht. Er war immer noch derjenige, den ich kennengelernt hatte. Und nur, weil ich jetzt mehr über ihn wusste, machte ihn das nicht zu einem anderen Menschen.
Ich lächelte und zog ihn einfach in eine Umarmung. Ich wollte ihm zeigen, dass es mich nicht im Geringsten störte.
Kurz versteifte er sich, als er meine Arme um sich spürte, entspannte sich allerdings schnell und lehnte sich in die Umarmung.
„Es macht dir nichts aus?", wollte er flüsternd wissen.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Du bist immer noch du."
„Und wenn ich mich in dich verliebe?"
Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach. Es würde mich ebenfalls nicht stören. Nur wusste ich nicht, ob ich seine Gefühle erwidern konnte. Immerhin suchte ich ja denjenigen, der am Ende meines roten Fadens auf mich wartete. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass es mir dabei egal war, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handeln würde.
Und selbst wenn ich mich in jemand anderen verlieben würde, wäre es wohl auch kein Drama.
Wieder lächelte ich. „Dann ist es nun mal so."
Er löste sich von mir, sah mich an und lächelte wieder.
„So gefällst du mir schon viel besser", grinste ich und ließ ihn dadurch wieder rot werden.
Er rutschte etwas von mir weg. „Lass uns überlegen, wie du dich am besten bei Bakugô entschuldigen kannst. Ich mag nicht länger dabei zusehen, wie du noch dünner wirst..."
Nun war ich derjenige, der rote Wangen bekam. „Ist das so offensichtlich?"
Er musterte mich, nickte dann. „Ja."
Ich blickte auf meine Hände, wusste nicht, was ich dazu sagen sollte.

„Du hast vorhin einen Brief erwähnt... Darf ich ihn mal sehen?", wechselte Shôto das Thema.
Ich blinzelte. „Ja, sicher...", antwortete ich und durchsuchte meine Hosentasche nach dem Stück Papier. Etwas zerknittert zog ich es hervor und reichte es ihm.
Er strich es glatt und betrachtete es.
„Er ist nicht von dir, oder?", wollte ich wissen, hätte mich aber sogleich selbst ohrfeigen können. Warum sollte er den Zettel sehen wollen, wenn er von ihm gewesen wäre?
Shôto sah mich an und verzog das Gesicht erneut zu einem Lächeln. Er antwortete mit einem Kopfschütteln und betrachtete die Schriftzeichen.
„Kommt dir die Schrift bekannt vor? Jemand, der die Zeichen so schreibt vielleicht?", wollte er schließlich wissen und sah mich wieder an.
Ich überlegte. „Nein, zumindest nicht auf Anhieb. Meinst du, es könnte jemand aus der Klasse geschrieben haben?"
„Das vermute ich jedenfalls. Aber ich bezweifle, dass es Uraraka, Iida oder Asui waren. Keiner der drei hat etwas in die Richtung erwähnt, auch wenn sie sich genauso Sorgen um dich gemacht haben wie ich."
„Oh...", brachte ich nur hervor und senkte beschämt den Kopf. „Tut mir Leid. Ich wollte niemandem Sorgen bereiten..."

Shôto legte eine Hand auf mein Knie. Ich hob den Kopf und sah ihn wieder an. „Es ist alles okay. Mach dir darüber keine Gedanken. Wir sind doch schließlich Freunde. Oder etwa nicht?"
Ich lächelte und nickte. „Danke."

Wir beratschlagten uns, diskutierten verschiedene Möglichkeiten, wie ich mich am Besten bei Kacchan entschuldigen konnte und bemerkten dabei gar nicht, dass es langsam spät wurde.
Ein leises Klopfen an meiner Tür riss uns aus unserer Planung.
„Ja?"
Die Tür öffnete sich und meine Mutter schaute zu uns herein. Sie lächelte. „Das Abendessen ist fertig. Todoroki-kun, bist du sicher, dass du nicht mitessen möchtest? Ich würde dich später auch nach Hause fahren."

Shôto und ich blickten uns an. So wie ich meine Mutter kannte hatte sie für drei Personen gekocht und auch schon den Tisch gedeckt.
„Ich mache keine Umstände?", fragte er schließlich schüchtern.
Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Keineswegs! Du kannst auch gerne bei dir zu Hause anrufen und Bescheid geben."
Dagegen konnte er nichts sagen. Er nickte ergeben und lächelte meine Mutter an. „Vielen Dank!"
„Ach, schon in Ordnung. Geht euch das Gesicht waschen und kommt dann zu Tisch, bevor das Essen kalt wird", wies sie uns an und ließ uns alleine.

Unmei no akai itoDonde viven las historias. Descúbrelo ahora