Kapitel 3

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Als es klingelte war ich mehr oder weniger entspannt. Ich hatte so ziemlich den ganzen Tag damit verbracht, mich über meine Haare, meine Kleidung mein Make-Up aufzuregen, dass ich keinerlei Energie mehr besaß, um jetzt noch großartig nervös zu sein. Ich schaute mich ein letztes Mal im Spiegel an und war zufrieden.

Nach mehreren Stunden der Diskussion und Flüchen über meinen zu kleinen Kleiderschrank hatte ich mich für einen beigen Rock und ein weißes, hochgeschlossenes Oberteil entschieden.Nachdem Kathi mir erneut immer wieder ein fast durchsichtiges Oberteil vor die Nase gehalten und ich ihr jedes Mal einen Vogel gezeigt hatte, gab sie sich geschlagen, nannte mich eine Langweilerin und überließ mich meinem Chaos. Mit schwarzen Overknees, die mir etwas an Größe verschafften, hatte ich das Outfit abgerundet. Meine braunen Haaren lagen in leichten Wellen über meinen Schultern und rahmten mein Gesicht ein. Ich hatte nur etwas Mascara aufgetragen und versucht meine Augenringe abzudecken. Nachdem meine Haut eine ebenfalls anstrengende Nacht hinter sich hatte, fühlte ich mich unwohl bei dem Gedanken, erneut zu viele Produkte zu nutzen. Eine ganze Weile begutachtete ich mich nun schon im Spiegel.

Kathi lehnte am Türrahmen und musterte mich von oben bis unten.

„Also, wenn ihm so nicht die Augen aus dem Kopf fallen, ist er ganz sicher schwul."

Ich errötete und drehte mich zu ihr.

„Meinst du wirklich?", verunsichert zog ich  an meinem Rock und biss mir auf die Unterlippe.

„Natürlich! Sieh dich an. Du schaust umwerfend aus!", entschlossen schob sie mich zur Türe, an der es soeben geklopft hatte. „Seid heute Abend bitte nicht zu laut. Oder fahrt zu ihm in die Wohnung." Sie zwinkerte mir zu, während ich die Augen verdrehte.

„Viel Spaß", säuselte sie, spielte mit den Augenbrauen und verschwand in ihrem Zimmer.

Ich atmete einmal tief durch und öffnete die Tür.

Für einen kurzen Moment musterte ich ihn. Eddie trug ein weißes Hemd und eine beige Jacke darüber. Er starrte mich vermutlich ebenso an, wie ich ihn.

Für einen kurzen Moment musterten wir uns beide, bis ich anfing zu kichern.

"Na, unser Kleiderschrank scheint ja in etwa die gleiche Richtung zu gehen", sagte er und lächelte mich dabei verschmitzt an. "Kommst du?"

Während der Fahrt redeten wir nicht viel miteinander. Ich spielte etwas an seinem Radio herum, bis ich einen Sender gefunden hatte, der mir gefiel. Lächelnd schüttelte er mit dem Kopf. In Gedanken versunken schaute ich aus dem Fenster und folgte den Straßen der Stadt, bis ich irgendwann nicht mehr wusste, wo wir uns befanden.

"Wo fahren wir denn hin?", fragte ich neugierig.

"Mein Geheimtipp", erwiderte er geheimnisvoll. Flüchtig kreuzten sich unsere Blicke. Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme und in Gedanken dankte ich meinem früheren Ich, dass es sich für ein langärmliges Oberteil entschieden hatte.

Nach einer weiteren guten Viertelstunde bog Eddie auf einen Parkplatz und fuhr rückwärts auf einen freien Platz. Er hielt sich an meinem Sitz fest und drehte sich nach hinten. Als er mir so nah kam, konnte ich sein Parfüm riechen. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und dachte an unseren letzten, so bedeutungsvollen Augenblick zusammen.

Der Abschlussball, an dem er sich von mir verabschiedete. Als er mir vor der gesamten Schule einen Kuss auf die Wange gab und hinter meinem Rücken für eine sehr lange Zeit geredet wurde. Außer Eva wusste allerdings niemand die Wahrheit. Kathi hatte heute eine kurze Zusammenfassung ohne wichtige Details bekommen, mir danach gesagt, dass sie sich so etwas schon gedacht hatte. Mittlerweile konnte ich darüber mit den Schultern zucken und ab und an sogar ein Lächeln verlieren.

still a fool for you | Eddie Redmayne FanfictionWhere stories live. Discover now