KAPITEL 24 | DEAN

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»DEAN? ICH ... ICH muss mal aufs Klo.«

Sydney sieht aus, als würde sie gleich in Bronwyns Auto pinkeln, wenn ich nicht sofort anhalte, was mich fast zum Lachen gebracht hätte. Aber nur fast. Ich kann es mir gerade noch so verkneifen und halte nur zwei Minuten später bei der nächsten Tankstelle an. Sydney springt aus dem Auto und ich nehme das Risiko in Kauf, in der Zeit ein bisschen was zum Essen und zum Trinken zu besorgen. Zuerst weiß ich gar nicht, was Sydney besonders mag, dann sehe ich aber das riesige Sortiment an Schokolade und muss grinsen.

Ich erinnere mich, dass wir bei unserer ersten Begegnung Joghurt-Schokolade gegessen haben und nehme eine Tafel in die Hand. Dann greife ich noch nach zwei Wasserflaschen und einer Chips-Tüte und gehe damit zur Kasse.

Allein der Blick von der Frau hinter dem Tresen sagt so etwas wie »Gesund sieht aber anders aus«, aber ich achte nicht darauf. Eigentlich versuche ich sie so wenig wie nur möglich anzusehen, während ich ihr ein paar Scheine hinlege, die Sachen nehme und wieder verschwinde.

Sydney sitzt bereits im Auto und das Erste, was sie macht, als ich einsteige, ist mir auf den Arm zu hauen. »Bist du verrückt geworden? In Tankstellen gibt es Videokameras, Dean.«

»Hier draußen auch«, gebe ich zurück.

Sie schüttelt den Kopf. »Mach das nicht noch mal, okay? Was ist, wenn dich jemand erkannt hätte?«

Sie hat sich wirklich Sorgen um mich gemacht.

Ich mag es nicht, wenn sie so traurig guckt, weil ich dann irgendwie auch automatisch traurig bin. Also zeige ich ihr die Joghurt-Schokolade, woraufhin sie ein wenig zufriedener aussieht. Das reicht mir aber noch nicht. Ich schaue ihr fest in die Augen, während ich die Packung aufreiße, ein Stück der Schokolade abbreche und es vor ihren Mund halte.

Sydney will es sich schnappen, aber ich ziehe es sofort wieder zurück. »Mund auf, Curly.«

Daraufhin klappt ihr ungläubig der Mund auf, aber das nehme ich genauso hin. Ich schiebe ihr das Stück in den Mund und bin fast neidisch auf die Schokolade. Ihr Grinsen, das daraufhin folgt, lässt die Eifersucht in mir jedoch sofort wieder verschwinden.

Sie hat nämlich mich angegrinst, nicht die Schokolade.

Und ich bin so ein erbärmlich verliebter Idiot.

»Willst du fahren oder soll ich?«, fragt mich Sydney.

»Hast du denn einen Führerschein?«

Sie nickt.

»Aber kein Auto?«

Wieder nickt sie.

Daraufhin muss ich einfach lächeln, denn es ist immer gut zu wissen, welchen Wunsch ich Sydney zuerst erfüllen werde, sobald ich mein Leben wieder im Griff habe. Die Liste ist noch nicht besonders lang, aber ich habe trotzdem schon ein paar Punkte gedanklich notiert.

Die nächsten zwei Stunden lasse ich Sydney fahren. Ich nehme mir fest vor, sie nicht zu sehr abzulenken und muss am Ende feststellen, dass sie eher mich ablenkt, ohne viel zu machen. Immer wenn sie ihren Kopf zu mir dreht und sich ihre Lippen zu einem Herz-förmigen Lächeln formen, bin ich hin und weg. Unsere Fenster sind ein Stückchen weit offen, sodass ihre wirren, blonden Locken um ihren Kopf wedeln. Sie ist einfach atemberaubend schön und es gibt wirklich nichts, was ich gerade lieber tun würde, als mit ihr in Bronwyns Auto zu sitzen und ihr beim Reden und Lachen zuzuhören.

Ich weiß nicht, wie lange ich diese Nicht-Küssen-Regel, die dummerweise auch noch ich aufgestellt habe, aushalten werde. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt nur beim Küssen bleiben wird, wenn ich es tue.

Dean Walker | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt