Kapitel XVI

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Adrianna ging, nachdem sie ihre Klamotten gefunden und angezogen hatte, zu Trina. Sie beugte sich hinab zu ihr und fing an zu lachen. "Leg dich nicht noch einmal mit uns an! Ich hoffe, das ist jetzt klar!" Dann drehte sie sich um und ging lachend mit den anderen beiden aus dem Zimmer.

Trina fühlte sich schrecklich. Sie wusste nicht, ob sie sauer auf Ares und Lucien sein sollte oder nicht. Einerseits, wer gab ihr das Recht zu denken, dass Ares mit keiner anderen schlief. Andererseits waren die beiden doch ihr zugehörig oder nicht? Und konnten sie sich eben nicht wehren oder wollten sie womöglich gar nicht? Sie war verwirrt und wusste nicht was sie denken sollte, außerdem war sie noch immer sehr schwach und konnte nicht alleine aufstehen. Nicht, dass sie es nicht schon ein paar Mal versucht hätte, doch das Blut von Mr. Morlet verursachte immer noch erhebliche Störungen in ihrem Körper. Außerdem war sie sich gerade nicht sicher, ob das alles nicht nur ein Traum gewesen war, es fühlte sich alles so unwirklich an.

Von Lucien ertönte ein leises Stöhnen und er bewegte sich. Trina konnte immer noch das aufdringliche Lachen der drei Grazien auf dem Flur hören, dann hörte und sah sie nichts mehr. Sie versuchte erneut aufzustehen, doch ihr wurde davon nur schwarz vor Augen und sie glitt in die Bewusstlosigkeit.

Sie wusste nicht, wie lange sie dort an die Wand gelehnt gelegen hatte. Oder wie sie da weggekommen war, doch als sie erwachte, lag sie in dem Bett, in dem Ares mit Adrianna und Lilly geschlafen hatte, jedoch war es neu bezogen worden. Anstatt der roten Bettwäsche, waren nun frischduftende, schwarze Bezüge drauf. Sie hörte Stimmen, konnte sie jedoch nicht genau zuordnen."Lucien", sagte sie leise. Niemand antwortete ihr, doch das Flüstern blieb. Das war doch eben Luciens Stimme gewesen oder nicht? Sie sagte seinen Namen noch einmal, dieses Mal gelang es ihr etwas lauter. "Trina, wie geht es dir? Oh man, es tut mir so schrecklich leid, was passiert ist", ertönte da ganz eindeutig Luciens Stimme und zwar ziemlich dicht bei ihr. Sie drehte den Kopf etwas und sah in sein kreidebleiches, sorgenvoll dreinblickendes Antlitz. "Was genau ist denn passiert", flüsterte Trina. Sie sah alles nur verschommen und jede Bewegung schmerzte. "Ach, diese Hexen. Die..." Lucien wurde unterbrochen. "Meinst du, es ist gut, wenn wir ihr das sagen? Vielleicht erinnert sie sich ja gar nicht", das war Ares.

"Ares, ich höre dich. Ich weiß noch alles. Ihr solltet mir nichts verschweigen", gab Trina zu bedenken.

"Da hat sie recht.", jetzt vernahm sie auch Mr. Banks Stimme. Er trat an das Bett heran. "Ich werde Mr. Morlet von diesem Vorfall berichten. Das wird Konsequenzen für sie haben. Ist ja schließlich nicht das erste Mal, dass sie so etwas abgezogen haben." Dann ging er schon wieder.

"Wie geht es dir?", fragte Lucien nochmal. Trina biss sich auf die Unterlippe. Sie presste ein: "Okay!" raus und schwieg dann. Ihr Blick wurde klarer. Sie schaute zur Zimmerdecke, atmete tief ein. Und setzte sich auf. Verdammt, das tat weh. Ares trat an ihre Seite und wollte ihr aufhelfen. Sie ignorierte seine angebotene Hand. Beim Gedanken daran, was sie gesehen hatte, wie er es mit den anderen Mädchen getrieben hatte, wurde ihr kotzübel. Sie wollte nicht dass er sie berührte. Auch nicht Lucien. Sie ekelte sich und wollte einfach nur aus dem Bett raus. Mr. Banks könnte ihr mit Sicherheit sagen, ob die beiden sich nicht hätten wehren können oder so. Diese Gewissheit musste sie haben. Mit spitzen Fingern deckte sie sich ab und schwang die Beine aus dem Bett. Das war vielleicht anstrengend. Warum fühlte sie sich denn noch so hundeelend? Auch das würde Mr. Banks ihr gleich beantworten müssen. Sie sah Lucien und Ares neben dem Bett stehen. Beide sahen ziemlich fertig aus. "Wo willst du denn hin, Trina?" Ares kniete sich vor ihr hin. So wie Adrianna vor kurzem bei ihm. Ihre Miene verdüsterte sich und sie antwortete ihm nicht. Stattdessen stellte sie sich vorsichtig auf ihre immer noch ziemlich wackligen Beine. Ares stellte sich neben sie und stützte sie. Lucien tat dasselbe auf der anderen Seite. "Lasst mich. Fasst mich nicht an!" Sie schubste erst Ares, dann Lucien kraftlos von sich. "Trina...Ich... Es tut mir leid!" Ares sah todtraurig aus. "Ich wollte es nicht, aber..."

"Das sah aber nicht danach aus. So wie du diese widerlichen Fotzen ausgeschlürft hast... Bäh, mir wird schlecht, Ares."

"Du hast ja keine Ahnung, Trina", sagte Ares traurig. "Was hast du denn jetzt vor", fragte Lucien. "Ich muss zu Mr. Banks. Der muss mir bestätigen, dass ihr nicht ihr selbst gewesen seid und euch nicht wehren konntet. Ansonsten will ich euch nicht mehr sehen." Trina guckte grimmig.

Lucien lachte leise. "Du sprichst wie eine Königin. Aber das bist du nicht, noch nicht. Wir gehören nicht dir und können tun was wir wollen, auch wenn es in diesem Fall nicht unser freier Wille war."

"Ach ja?! Wenn ich das vorhin richtig verstanden habe, seid ihr beide ein zukünftiger Teil meines Clans", argumentierte Trina. "Vorausgesetzt, wir fühlen uns dir zugehörig", warf Lucien ein. "Okay, also tust du das nicht?! Weißt du was? Es ist mir egal, mit wem ihr vögelt! Solange ich nichts darüber erfahre und schon gar nicht dabei bei zugucken muss, macht doch, was ihr wollt. Aber sobald ich verwandelt bin und ihr einmal mit mir geschlafen habt, wollt ihr eh keine andere mehr", mit diesen trotzigen Worten wankte Trina zur Tür, öffnete sie und ging hindurch. Auf dem Flur musste sie sich erst einmal an die Wand lehnen, um nicht gleich wieder umzukippen. Wie sollte sie denn den Weg zu Mr. Banks schaffen? Ach, egal, mit dem kann ich auch morgen noch reden. Vielleicht sollte ich lieber in mein Bett, dachte sie. Doch auch der Weg schien unendlich lang.

BlutsMacht - Die ZeremonieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt