Teil 27

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Der Tod meines Vaters sprach sich schnell rum. Nun wurde meine Anwesenheit mehr geschätzt. Jeder ging auf die Knie, sobald ich an ihnen vorbei ging. Sie neigten erfürchtig ihre Köpfe und nannten mich Majestät. Für mich war das alles Neu. Es fühlte sich komisch an. Ich konnte es noch nicht realisieren, dass ich die Krone meines Vaters trug. Das er krank und schwach geworden ist, in der kurzen Zeit, in der ich fort war. Und das sich nun alles ändern würde. Das ich den Thorn besteigen und die Krone tragen musste, sobald ich wieder zurück im Schloss bin.

Manuel, John und ich machten uns auf den Weg zu dem vereinbarten Treffen von Lord Zombey und mir. Im Heerlager warteten unsere Ritter zum Angriff bereit. Ich sagte noch zu Manuel. Im Falle, dass ich gestürzt werde, soll er sich nicht Rächen. Er soll sich in Sicherheit bringen. Mein letzter Wunsch wäre es, dass er lebt.

Die Sonne ging gerade unter. Ein schönes Rot erstreckte sich am Himmel. Die Vögel zwitscherten ihr Abendlied. Am Waldrand aßen paar Rehe. Manuel blieb die ganze Zeit an meiner Seite. Er war angespannt. Er hatte Angst. Sir John hingegen war Kampfbereit. Ein kurzen Dolch hatte er in seinem Stiefel versteckt.

Als wir den Fluss sehen konnten, erkannten wir schon drei Gestalten. Es waren zwei Leibwächter. Ganz ohne Rüstung. Sie trugen eine lilane Uniform. Ein Kappe und weiße Handschuhe. Das Haus von Lord Zombey schien vom hohen Adel zu sein. Der Lord selbst trug edle Kleidung. Einen Anzug, der wie lilane Seide schimmerte. Einen erhöhten Hut und in seiner Hand, hielt er einen goldenen Gehstock. "Das könnte ein verstecktes Schwert sein", flüsterte John mir zu. Meine Unterarmmuskeln spannten sich an. Ist der Lord hinterhältig? War das doch nur eine Falle von seiner Seite? War ich zu Naiv?

Wir blieben stehen. Gute zehn Meter von dem Mann mit dem Kinnbart entfernt. "Seid gegrüßt", begrüßte uns Lord Zombey. Mein Herz schlug mir wild in den Hals hinein. "Ich sehe, Sie haben doch eine Waffe dabei." Lord Zombeys blaues Augenpaar richteten sich auf Manuel. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und auch John tat es. Manuels Gesicht wurde blass und seine Ohren senkten sich ein Stück. "So war das nicht ausgemacht, Prinz Patrick." Nun wandte er seinen Blick wieder zu mir. "Wir haben keine Waffen. Auch Sir Manuel trägt nichts, bis auf seine Kleidung." Es war John, der unwissend Manuel verteidigte.

"Tatsächlich." Von Lord Zombey kam ein amüsiertes Schnauben. "Ein menschlichen Drachen sieht man selten. Wie habt Ihr das geschafft, dass er sich für den menschlichen Krieg so verletzlich macht? Gedroht, seine Familie auszulöschen? Folter?" Manuel fiel ihm ins Wort. "Er ist mein Freund!"

Der Lord hob die Augenbrauen. "Ihr Drachen kämpft freiwillig?" "Menschlicher Drache", murmelte Sir John neben mir. Er war verwirrt. Aber er konnte seine Position nicht aufgeben, um Manuel und mich zur Rede zu stellen. "Ich bin hergekommen, um den Krieg zu beenden", übernahm nun ich das Wort. "Ihr wollt kämpfen?" Der Lord grinste gehässig. Es war ein so fieses Grinsen, welches mir einen Schauer über den Rücken jagte. "Nein. Ich werde die Drachen alle freilassen und davon ziehen. Ich will nicht euer Land. Ich will Frieden." Meine Beine fingen an zu schlottern. Wie war seine Reaktion?

John neben mir schaute mich an. Aus dem Augenwinkel erkannte ich es. Er war fassunglos. "Nur der König kann diese Entscheidung fällen!" Lord Zombey trat einen Schritt in unsere Richtung. Sofort spannte sich die Situation an. Manuel trat ebenso vor. Leicht vor mich. Er schützte mich. Sir John hingegen, tat nichts.

"Mein Vater ist nicht mehr unter uns. Ich bin der König." Ich trat nun auch vor und stellte mich neben Manuel. Meine Hand wanderte an seinen Oberarm. Ich wollte ihn beruhigen. Ich wollte die Lage beruhigen. Und das entging dem Lord nicht.

"Ich verstehe", sagte dieser. "Und ich verstehe nichts." Es war John, der nun vor mich trat und Lord Zombey den Rücken zudrehte. "Was geht hier vor?"
Ich sah ihn mit festem, ernsten Blick an. "Ich habe entschieden, dass wir den Krieg beenden. Keine Schlachten, keine Tote mehr und keine Folter für die Drachen!" Sir Johns blick huschte zu Manuel, der ihn nur finster ansah. "Und Ihr wusstet von seiner abnormalität?" Diesen Satz sprach er spuckend aus, als würde er von einer Seuche sprechen. "Wenn dir das nicht passt. Dann geh." Ich hob meine Hand und zeigte zurück zum Heerlager. Johns Auge zuckte. Ich wusste, dass er mich vermutlich niedergeprügelt hätte, wenn ich nicht der König gewesen wäre.
"Wenn es Ihr Befehl ist." Somit warf er Manuel noch einen Blick zu, der ihm den Tod wünschte. Dann stapfte er davon.

Manuels Haltung wurde entpannter. Lord Zombey hatte alles ruhig beobachtet. "Ich möchte dabei sein, wenn die Drachen freigelassen werden." Er sprach wieder zuerst. Ich dachte nicht lange darüber nach. "Dann kommen Sie. Aber nur einer kommt mit." Damit deutete ich auf seine Leibwächter. Lord Zombey nickte und schickte einen von ihnen weg. Dann kam er auf mich zu. Ich bemerkte, dass er sich stark auf seinen goldenen Stab stützte. Sein rechtes Bein schien steif zu sein. "Das war einer Ihrer Ritter", erklärte der Lord mir, als er meinen Blick bemerkte. Dann blieb er von uns stehen.

"Erstaunlich, dass dein Freund hier ein Drache ist. Und noch so ein schöner." Manuels Ohren wanderten wieder nach oben. "Woher wissen Sie, dass ich einer bin?", fragte Manuel. Der Lord schmunzelte und legte den Kopf leicht schief. "Ich war selbst einer."

Der Prinz der Drachen /Kürbistumorحيث تعيش القصص. اكتشف الآن