Teil 18

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In der Nacht schlief ich gut. Dafür dass das Bett nicht das Beste war und ich das Gefühl hatte, dass Flöhe im Stroh lebten.
Selbst der Regen war vorrüber. Denno weckte mich nach Sonnenaufgang und brachte mir frische Kleidung und nahm die alte, noch immer Nasse vom Stuhl. Vor dem schlafen gehen hatte ich sie ausgezogen und sie über ihn gehängt. Mir war es peinlich gewesen, als Denno mich weckte und ich nur in meiner Unterwäsche im Bett lag.

Und nun waren wir wieder auf dem Weg ins Heerlager. In meinem Kopf kreisten die Gedanken um Manuel, um meinen hinterhältigen Vater und um meine eigene Zukunft. Ich hatte noch keine Idee, wie genau ich den Kampf gewinnen sollte. Den Kampf gegen meinen eigenen Vater. Für die Drachen.

Die Tage verstrichen und bald, gegen Nachmittag, hörte ich Musik und Stimmen. Ich spähte aus dem Fenster und erkannte Lichter. Das Lager. Mein Herz klopfte. Wir waren angekommen. Jetzt wurde es Ernst.

Die Kutsche hielt an. Wieder öffnete Denno mir die Tür, reichte seine Hand und half mir beim ausstieg. Ich sah mich um. So viele Zelte hatte ich noch nie gesehen. Ich erkannte eine Schmiede, wo ein Mann gerade auf ein glühendes Stück Metall mit einem Hammer schlug. Gleich daneben war ein Zelt, welches ein Vordach hatte. Darunter wurde in einem großen Kessel gekocht. Die Dame, die mit einem großen Löffel im Kessel rührte, sah auf, als hätte sie meinen Blick bemerkt. Sofort stoppte sie ihre Bewegung. "Drain, drain! Der Prinz!" Sie ließ den Löffel im Kessel und flitzte in ihr Zelt hinein.

"Kommen Sie." Denno führte mich zur Mitte des Heerlagers. Jeder einzelne Ritter wusste wer ich war und jeder beugte sich nieder, als ich an ihnen vorbei ging. Es fühlte sich komisch an. Doch gleichzeitig fühlte ich mich mächtig. "Da sind Sie ja." Ein Mann mit grauem kurzen Haar und Hut kam auf uns zu. "Ich dachte schon, es sei Ihnen etwas zugestoßen. Mein Name ist John Johansen. Oberster Soldat und Ihr helfer, die Schlachten zu planen." John neigte seinen Kopf. "Ich bringe Sie zu Ihrem Zelt. Dort werden Sie Leben, solange bis der Sieg uns gehört." Er ging los und wir folgten ihm.

Mein Zelt war groß, hatte einen Raum mit einem Tisch, auf dessen eine Karte vom Gebiet ausgebreitet war. Drum herum standen Stühle. Weiter hinten war ein weiterer Raum. Mein Schlafbereich. Alles war vorbereitet für meine Anwesenheit. "Vermutlich wollen Sie sich erst einmal ausruhen, bevor wir anfangen zu Planen. Laut dem König, gegen den wir kämpfen, greift er uns in den nächsten Tagen nicht an." John zog einen der Stühle zurück und bat ihn mir an. Doch ich schüttelte den Kopf. "Danke. Aber ich werde mir etwas die Beine vertreten und mich umsehen." John nickte zustimmend. "Ihre Garde ist sicherlich erschöpft von der langen Reise. Ich rufe ein paar von den schon anwesenden her." Er wollte schon hinaus gehen, doch ich stoppte ihn indem ich meine Hand hob. "Nicht nötig. Ich werde allein gehen. Die Gegner wissen sicherlich nichts von meiner Ankunft. Ich werde mich einfach anders ankleiden, dann sehe ich aus wie einer der viele Männer hier." Dabei sah ich zu Denno, der sofort verstand und das Zelt verließ, um meine Holzkiste zu holen.

"Ich hoffe, Sie wissen was Sie machen. Es ist gefährlich allein durch das Heerlager zu spazieren, Herr. Passen Sie auf sich auf." John setzte sich nun selbst auf den zurückgezogenen Stuhl. Er beugte sich über die Karte und zeichnete in mitten einer Fläche ein Kreuz hinein."Dort wäre ein guter Ort für eine Schlacht. Für die große Schlacht, die wir ihm androhen werden. Der Wald, dort können einige unserer Männer aus dem Hinterhalt zuschlagen. Der Rest ist auf Pferden und zu Fuß." John grübelte leise vor sich hin. Dann griff er nach einer Nietbrille und beugte sich nur noch dichter an das gelbliche Papier.
"Morgen Herr, da stelle ich ihnen die wichtigsten und stärksten unserer Männer vor. Und unsere Waffen. Die warten hier." Er tippte mit den Finger an den Rand eines Waldes, der neben einem Fluss lag. "Waffen?", fragte ich. Ich wusste, dass er von den Drachen sprach. "Waffen, mit denen uns der Sieg sicher ist." Ich beugte mich nun auch über die Karte. Der Ort lag nördlich von hier. Dort würde mein Weg sich gleich hin verschlagen. Und ich hoffte Manuel zu begegnen.

Ein lauter Knall erklang. Wir beide zuckten zusammen und schauten zum Eingang des Zeltes. "Was war das? Ich war verwirrt. John stand auf, schnappte sich ein Schwert, welches an einem Hocker lehnte, und schritt zum Eingang. Doch bevor er ankam, wurde der Zelteingang zur Seite geschoben. Es war Claus, der zusammen mit Denno meine Holzkiste brachte. "Männer", seufzte John und half ihnen die Kiste ins Zelt zu ziehen. "Danke", sagte ich, als sie neben meinem Bett ihren Platz fand. "Ich werde mich jetzt umziehen." Mit diesen Worten verließen die anderen den Raum. Ich beeilte mich, mich in andere Kleidung zu werfen und griff sogleich noch meine Tasche, in der Manuels Kleider drin waren.

Als ich das Prinzenzelt verließ, schauten die Leute auch nicht mehr auf um sich zu verbeugen. Viele kannten mein aussehen vermutlich nicht. Und es war ein schönes Gefühl, dass niemand in die Knie ging, wenn ich in der Nähe war.

Ich lief an den vielen Zelten vorbei. So viele Ritter, Frauen die zu Abend kochten. Selbst eine kleine Herde von Schafen waren neben einem Zelt am grasen. Auch Hühner liefen herum. Es war für alles gesorgt in diesem Lager. An einem kleinen Zelt tummelte sich die Meute. Sie lachten, stießen mit Krügen voll Met zusammen und schienen als hätten sie den Spaß ihres Lebens. Lächelnd führten meine Beine mich weiter Richtung Norden.

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt