Teil 10

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Ich brachte Manuel in mein Gemach. "Nun ist es wohl soweit", sagte ich und zog die große blau schimmernde Schuppe aus meiner Tasche. "Ich werde sofort zu Vater gehen." Ich presste die Lippen aufeinander. "Viel Erfolg. Ich warte auf dich." Manuel ließ sich auf mein Bett nieder. "Danke." Somit verließ ich den Raum und begab mich mit Schwert und Schuppe zu dem Turm, in dem mein Vater seinen Schlafsaal hatte. Manuels Schuppe hielt ich dicht an mein Bauch gedrückt, als ich durch die Gänge ging, die Treppen hinauf, bis zu der bewachten Tür, hinter der mein Vater schlief. Die Wachen sahen mich nur kurz an, hielten mich nicht auf. Also klopfte ich zögerlich gegen das Holz. Bitte sei noch wach, dachte ich mir. Und ich hatte Glück. Mein Vater öffnete die Tür. Er trug schon seine Schlafkleider. "Was möchtest du...was ist das?" Er deutete auf die Schuppe an meiner Körpermitte. "Und wie siehst du aus? Komm rein." Er öffnete die Tür weiter auf, damit ich eintreten konnte. Sofort schloss er sie wieder. "Wo hast du die her?" Unbeholfen stand ich vor ihm. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart immer so klein. Mir fiel es schwer zu reden. Doch ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter.

"Ich habe unerlaubt das Schloss verlassen. Im Wald gab es einen Brand. Es war ein Drache, der diesen entfacht hat. Und er wollte nicht nur das Ende der Diebe, sondern auch meins. Ich habe ihn in die Flucht geschlagen. Das habe ich ihm entnommen." Ehrfürchtig überreichte ich Vater die Schuppe. Dieser nahm sie und begutachtete sie. "Du weißt von ihrer Existenz?", fragte ich vorsichtig.
Vater ging hastig zu seinem Schreibtisch und holte eine Lupe aus einer Schublade heraus. "Natürlich. Sie sind gute Kämpfer, sobald sie dressiert sind." Nun untersuchte er die Schuppe unter dem Licht einer Lampe. "Du hast ihn in die Flucht geschlagen?" Er drehte sich um. In seinem Blick lag Erstaunen. Aber auch Stolz. "Das habe ich. Vater, ich kann kämpfen." Ich schluckte, als diese Worte meinen Mund verließen. "Was möchtest du mir damit sagen?" Er ließ sich auf seinen Stuhl nieder und faltete die Hände zusammen. "Vater, ich würde gerne zum Heerlager. Ich würde gerne mitkämpfen. Für unser Land, für den Thron."

Meine Beine zitterten. "Du möchtest ohne Wissen um Land kämpfen? Du bist mein Sohn, Patrick. Du bist der Prinz. Und wie du gelehrt wurdest, müsstest du wissen, wenn der König oder der Prinz kämpft, dass dieser der Herrscher des Heerlagers wird. Bis jetzt befolgen sie meiner Anweisung. Und die des obersten Soldaten, Sir John Johansen. Doch sobald du dort bist, mein Sohn, wird dir die Planung des nächsten Schritts überlassen. Und wenn du einen Fehler machst, kann dieser mir Land nehmen. Oder sogar meinen Thronfolger."

Sein Blick war eiskalt. Und diese Kälte schoss mir durch den ganzen Körper. Ich bekam Angst. Ich könnte mein Leben lassen. Irgendwo auf einem Schlachtfeld, zwischen anderen toten Körpern. Erschlagen von einem Schwert. Und dieses Risiko, um mein Leben, ging ich nur ein, weil ich gutmütig war. Weil ich Manuel helfen wollte. Und das, obwohl ich ihn erst paar Stunden kannte. "Ich will dieses Risiko eingehen. Ich habe einen Drachen besiegt, Vater. Ich werde keine Fehler machen und dich enttäuschen. Ich werde dir Land bringen und keines nehmen."

Nun nickte er stumm. "Ich werde eine Botschaft an Sir John Johansen zukommen lassen. Es dauert sechs Tage bis die Verkündung über dein Eintreffen dort angelangt ist. Du wirst einen Tag nach der Botschaft abreisen. Du bist mit Kutsche langsamer, als der Träger mit seinem Pferd. So weiß das Lager Bescheid über dein Eintreffen und kann das Nötigste vorbereiten. In zwei Tagen, am frühen Morgen, geht deine Kutsche." Er stand auf und stellte sich dicht vor mich. "Enttäusch mich nicht. Verrate nicht das Königshaus. Und komm wieder, um meinen Platz einzunehmen."

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu