Teil 19

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Die Sonne war schon langsam am untergehen und färbte den Himmel in ein wunderschönes Rot. Ich spazierte am Fluss entlang, richtung Wald, den ich auch schon sehen konnte. So weit war er nicht entfernt.

Ich ging zum Ufer des Wassers, kniete mich nieder und tauchte meine Hände in das kühle Nass. Ein paar Fische flüchteten vor der plötzlichen Bewegung des Wassers. Auch wusch ich mein Gesicht, was erfrischend war. Dann stand ich wieder auf und drehte mich um. Vor schreck schrie ich auf. Manuel stand, grinsend und splitternackt, vor mir. Ich griff mir an mein Herz und musste erst einmal durchatmen. Für einen kurzen Moment dachte ich, es wäre jemand vom anderen Königshaus gewesen. Doch der Schrecken verwandelte sich in Freude. "Manuel", grinste ich ihn an. "Kleider?", fragte er und deutete mit beiden Händen auf sein bestes Stück. Meine Augen folgten natürlich dieser Gestik. Sofort fingen meine Wangen an zu Glühen. "Ja, sicher." Ich kramte die Kleidung hinaus und warf ihm sie zu. "Wie war der Flug? Konntest du dich vor dem Regen schützen? Ich habe extra halt gemacht für einige Pausen. Ich dachte, naja ich dachte vielleicht ist es sonst zu anstrengend für dich." Etwas unsicher tippte ich mit den Daumen gegeneinander. Manuel sah mich an, als er seine Hose schloss. "Danke. Aber Regen macht mir nichts. Ist doch nur Wasser. Habe auf dem Hinterhof geschlafen. Hatte schon Angst ich verschlafe die Abreise." Er lächelte mich an und zog sich nun das Leinenhemd an. Sein Lächeln verzauberte mich erneut so sehr. "Aber ich könnte etwas zu Essen vertragen. Ich habe einen Drachenhunger." Er rieb sich den Bauch. "Dann komm. Ich bringe dich zu meinem Zelt. Und ich denke, dort kannst du dich auch ein wenig ausruhen." Ich ging los, zurück zum Heerlager. Das Waldstück mit den Drachen konnte bis morgen warten. Ich war viel zu abgelenkt davon, dass Manuel wieder bei mir war. Ich fühlte mich plötzlich viel lebendiger und froher als zuvor. Viel erfüllter.

Im Heerlager wandte niemand auch nur einen Blick auf uns. "Wer sind die denn? Die sehen hübsch aus.", fragte Manuel mich und zeigte grinsend, mit leicht angeturnten Blick, auf zwei leicht bekleidete Damen. Ich räusperte mich. "Das sind Huren." Dann lachte ich laut auf. Von Manuel kam nur ein genervte Blick.

Als wir mein Zelt betraten, schaute John uns verwirrt an. "Wer ist der Bursche?", fragte er und stand auf. Denno stand in der Ecke und sah etwas beängstigt aus. Er starrte Manuel an und man könnte meinen, dass er zitterte. Und ich konnte erkennen, das Manuel Denno fixierte.

"Ein Freund", antwortete ich auf Johns frage. "Ein Freund", wiederholte dieser leise mit einem misstrauischen Blick auf Manuel. "Komisch sieht dein Freund aus." Er kam näher und stellte sich vor Manuel. "Was bist du?" Mir blieb mein Herz fast stehen. John wusste von den menschlichen Drachen. "Ein Freund vom Prinzen", gab Manuel aber nur hochnäsig zurück. Ich sah in seiner Mimik, dass er John am liebsten ins Gesicht gespuckt hätte. "Er wird mich im Kampf unterstützen", mischte ich mich ein und lenkte nun das Augenpaar von John auf mich. "Wenn das so ist." Er wandte sich ab und ging zurück zum Tisch. Es brannten ein paar Kerzen, um mehr Licht in das Zelt zu bringen. "Ruhen Sie sich aus. Ich werde nun gehen. Morgen früh geht es dann los." Er pustete die Kerzen aus und ging mit einem "Gute Nacht" hinaus.

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWhere stories live. Discover now