Teil 12

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Die Sonne strahlte hell in mein Gemach. Sie schien mir direkt ins Gesicht. Müde öffnete ich meine Augen und blickte in das grinsende Gesicht Manuels. "Guten Morgen. Und, wie war das Gespräch mit dem ach so großen Herrscher?" Erwartungsvoll sah er mich an. Ich musste mich jedoch erstmal aufrichten, um wach zu werden. Um zu verstehen, dass das alles real war. "Morgen fahr ich mit der Kutsche los", brachte ich nur mit kratziger Stimme hervor.
Manuel hob die Arme in die Luft. "Das ist fabelhaft! Ich kann es gar nicht erwarten!" Freudig fing er an zu tanzen. Ich musste grinsen. Dann aber fiel mir eine Sache ein. Wie bekamen wir Manuel zu mir? Ich würde beschützt werden. Mein Zelt würde gesichert sein und niemals würde ich allein unterwegs sein dürfen. "Manuel", unterbrach ich seine Freude. "Wir müssen dich als Ritter, zu meinem Schutze, vorbereiten. Sonst werden sie dich als Feind sehen, wenn du versuchst an mich heran zu kommen." Sein tanzen hörte abrupt auf. "Und wie soll das gehen? Ich sehe nicht aus wie ein Mensch." Er griff sich an seine langen Ohren und zog sie ein Stück nach unten. Seine Unterlippe schob sich vor. Er sah plötzlich aus wie ein kleiner Hund. Verlegen räusperte ich mich und stand auf. "Zu aller erst. Niemand hat als Mann solch langes Haar. Das muss ab."

Leicht geschockt strich Manuel sich über sein Haar. "Ab? Ich mag meine Haare." Sein Blick wurde immer besorgter. "Einigen wir uns auf Schulterlang?" Ich schob Manuel zu meinem Spiegel. "So lang." Und hielt meine Hand an seine Schlüsselbeine. Zähneknirschend betrachtete er sich im Spiegel. "Wenn es sein muss." "Gut. Warte kurz. Bleib hier stehen." Schnell lief ich in meine Waschkammer. Im Schrank lagen Kamm und Schere, die ich griff und mit den Sachen wieder zurück zu dem wartenden Manuel ging. Ich reichte ihm den Kamm. "Mach sie dir mal schön." Doch er nahm ihn nicht an. "Du bist mein Haarschneider. Mach du." Er warf sein Haar über seine Schultern. Nur zögerlich fing ich an sein braunes Haar zu kemmen. Ohne nur einmal an einem Knoten hängen zu bleiben. Ich war erneut erstaunt darüber, wie seidig sein Haar war.
"Gut, dann schneide ich jetzt." Ich hielt die Schere an sein Haar und schnitt. Es fiel hinab und ein brauner Haufen sammelte sich auf dem Boden zusammen. Als ich fertig war, sah ich mir das Ergebnis an. Und es war gar nicht so schlecht. Nur leicht schief. "Und?", fragte Manuel mich und sah mich durch den Spiegel hindurch an. "Perfekt! Nur ein bisschen noch." Mit leicht ausgestreckter Zunge schnitt ich sein Haar gerade. Und war dann endlich zufrieden. "So." Stolz stemmte ich meine Hände in die Hüften und grinste.

"Steht mir das?", fragte Manuel und drehte sich zu mir um. "Du siehst echt...ich meine...es steht dir." Ich war zu feige ihm zu sagen, dass er wunderschön war. Das ihm sein neuer Haarschnitt stand. Das ich ihn attraktiv fand. "Danke." Er fuhr sich mit dem Fingern durch seine Haare. "Und was machen wir damit?" Manuel zeigte auf den Berg Haar auf dem Boden. "Wegschmeißen", antwortete ich und nahm die langen Strähnen, um sie in den Müll zu bringen.

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWhere stories live. Discover now