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"Aber könnte doch immer noch ein Ehrenmitglied werden!" lautete Noels 348. Versuch Denver wieder auf zu wecken.
Audrey stellte sich neben sein Bett und piekte ihren Zeigefinger in seinen Rücken: "Denver, wenn es dich glücklich macht, schneide ich ihm einfach die Knöchel ab, dann ist er auch klein genug."
"Wehe, du tust das!" Nach einer Stunde im Koma war Denver endlich aufgewacht. "Hast du seine Knöchel gesehen? Sie sind der Beweis dafür, dass Gott exisitiert!"
"Sieh an, er ist wach", bemerkte Audrey sarkastisch.
"Ich hab nicht geschlafen. Ich habe getrauert. Um einen gefallenen Kamerden."
"Der einzige, der hier gefallen ist, bist du. Und zwar auf die Knie, nachdem ich dir in die Fresse geschlagen habe," warf sie ein.
"Das nenn ich schon schwach. Du sollst dich nicht so von Frauen unterdrücken lassen," bemerkte Noel.
Denver warf eine Zigarettenpackung nach ihm. "Ich war auf dem emotionalen Tiefpunkt meines Lebens!"
"Jetzt übertreib mal nicht!"
"Solltest du mich nicht eigentlich unterstützen? Ich meine, der Brode!"
Audrey hob die Hand, als wäre sie in der Schule. "Ähm? Was ist der Brode?"
Denver sog scharf Luft ein, als würde ihn ihre Frage entsetzten. "Sag bloß, du weißt das nicht!"
Noel sprang ein. "Das ist der Grundsatz eines Männerlebens. Der BroCode. Der Brode. Wer ihn bricht, wird zur Frau."
"Interessante Komposition."
"Nicht zu verwechseln mit dem Kode beziehungsweise KKC. Das ist der Grundsatz eines Kleinkriminellen. Einige Punkte stimmen überein."
Audrey verschränkte die Arme vor der Burst. "Ach ja? Und wie lautet der?"
Denver griff nach der gemusterten Tapete und riss sie ab.
Dahinter, auf der blanken Wand, klebte ein großes schwarzes Plakat, auf dem mit weißer Schrift 10 Punkte notiert waren. Denver räusperte sich und begann vorzulesen:

Der Kleinkriminellencode aka KKC aka Kode:
1. You shall be under 1.70 m tall.
2. You shall never wear high heels nor any other footwear that makes you taller.
3. You shall wear horizontal and not vertical stripes, if you decide to wear striped clothing at all.
4. You shall never trust Audrey or any other tall person.
5. You shall smoke at least one cigarette a day.
6. You shall worship eyeliner and oreos.
7. You shall eat Dosengulasch to worship the community.
8. You shall steal stuff, not your homie's girl.
9. You shall die young and suicidal.
10. tall is bad

Denver nahm einen Marker aus der Tasche und kritzelte die Worte "Expect Gerard Way" zu Regel Nummer 4.
"Wieso bin ich als einziges Beispiel bei Nummer 4 angegeben! Das ist sexistisch. Ich bin nicht mal über eins siebzig!"
Denver schüttelte den Kopf. "Das ist nicht sexistisch, es geht gegen dich als Person, nicht gegen dich als Geschlecht! Wenn du ein Typ wärst, hätte ich dich auch hingeschrieben!"
"Oh, ja, das ist so viel besser", erwiderte Audrey sarkastisch.
"Ja, findest du nicht? Du musst wissen Audrey, ich bin kein Sexist. Ich bin keiner von diesen Leuten. Ich hasse Frauen und Männer gleichermaßen."
"Manchmal würde ich wirklich gerne wissen, an was für eine Religion du glaubst", bemerkte Noel.
"Mein einziger und heiligster Lord ist Geesus Way."
"Was zur Hölle", sagte Audrey mit Nachdruck. Man konnte ihr ansehen, dass sie sich fragte, wieso sie überhaupt auf diesem Tenniscamp war. Aber das fragten sie sich doch alle. Und genau darum passte Audrey hierher. 
"Wie wär's", begann Denver, "wenn wir zur Versöhnung alle ein paar Oreos essen."
Er stand auf und ging ins Badezimmer, wo er die Kekse unter dem Waschbecken bunkerte. Noel konnte von seiner Position aus sehen, wie Denver einen aus der Packung nahm, ihn auseinandernahm, das Weiße herauskratzte und an seiner Stelle Zahnpasta zwischen die Keksscheiben füllte.
Noel sah zu ihm, als würde sein Blick sagen: Bist du dir wirklich sicher, dass deine Taten unsere momentate Situation verbessern werden?
Denver nickte und sah auf diese Weise an: Sie werden unsere Situation vielleicht nicht verbessern, aber auf eine unglaubliche Art witztig sein. Vor allem hat Audrey es verdient.
Noels Augen signalisierten: Womit hat sie das eigentlich verdient?
Denver zwinkerte: Das fragst du überhaupt noch? 
Und damit endete ihre nonverbale Konversation. Denver kam wieder aus dem Bad zurück und reichte Audrey ihren Oreo.
"Danke", sagte sie, nicht wissend, was für ein Schicksal sie erwartete.
Sie biss hinein. Ihre Zähne trafen zuerst den schwarzen Keks, hart und trocken und dann auf die weiche Creme. Es dauerte eine Weile, bevor der Geschmack sich auf ihrer Zunge ausbreitete. Aber es war schon zu spät. Sie hatte bereits zu viel gekaut, um die weitere Verbreitung verhindern zu können.
"Denver", quietschte sie.
Denver kaute genüsslich an seinen echten Oreos. "Was ist, meine liebste Audrey?", fragte er scheinheilig.
Aber Audrey antwortete nicht. Denn Audrey hatte einen Plan. Die Zeit verlangsamte sich vor ihren Augen. Sie sah Denver an, dann den halben Oreo in ihrer Hand, dann wieder Denver. Wie in Zeitlupe schoß ihre Hand nach vor, sie packte Denvers Hoodie, riss ihn zu sich, und stopfte ihm den Oreo zwischen die Zähne.
Denver spuckte alles auf den Boden. "Du wagst es, mich mit meinen eigenen Tricks zu schlagen?" krächzte er.
"Wer anderen schlechte Zahnpasta Streiche spielt, dem fallen die Zähne aus! In deinem Fall, nach Kontakt mit meinem Baseballschläger."
Mit diesen Worten stapfte Audrey aus dem Raum, um ihn zu holen. 



NoelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt