Kapitel 3

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Ich riss unter Wasser meine Augen auf und versuchte an die Oberfläche zu gelangen, was aber –warum auch immer – unmöglich war! Es war, als würde ich gegen eine Glaswand stoßen, wenn ich versuchte rauf zu schwimmen. Erschrocken blickte ich auf meine Tochter, beruhigte mich aber sofort wieder, als ich merkte, dass sie von einer magischen Luftblase umgeben war und so ganz normal weiter atmen konnte. Da ich aber keine Luftblase von Calypso bekam, musste ich wohl oder übel die Luft anhalten. Was ich übrigens schon die ganze zeit tat…

Ich versuchte sowohl Jessie, als auch meine Tasche zu halten und gleichzeitig mich so bewegen, dass ich auf derselben Stelle schwamm.

Als ich mich umblickte, merkte ich, dass sich der Sturm etwas gelegt hatte, was ich in meiner Hektik gar nicht bemerkt hatte. Die Wellen wurden immer weniger und bald bewegte sich fast gar nichts mehr. Ich versuchte erneut nach oben zu schwimmen und überraschender Weise ging es sogar.

Ich tauchte auf und die Luftblase bei meiner Tochter platzte. Ein paar Meter neben uns trieb ein großes breites Brett im Wasser. Ich schwamm hin, hievte meine Tasche darauf und hielt mich daran fest. Jessie immer noch im Arm haltend.

Dann atmete ich erst einmal tief durch. „Okay, alles gut, Lily…“, sagte ich, um mich selbst zu beruhigen und tatsächlich klappte es. Mein Herzschlag beruhigte sich langsam wieder und ich sah mich erst einmal um. Es musste Mittag sein, weil die Sonne von oben auf mich nieder brannte. Links von mir konnte ich ganz klein eine Insel ausmachen. Vorsichtig drehte ich mich etwas, achtete darauf, dass Jessie kein Wasser ins Gesicht bekam und blickte dort gegen den Horizont.

DA! Mit zusammen gekniffenen Augen versuchte ich zu erkennen, was dort war. Es war ein Schiff!

Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Zwar war es nicht die Black Pearl, aber dennoch ein Schiff und die Überlebenschance stieg. Ich hoffte, dass es – wenn es welche waren – Piraten mit guten Manieren waren und mich nicht wie eine Dirne (*Hure/Nutte früher) behandelten. Immerhin war ich Mutter und hatte Jack!

Als das Schiff näher war und ich die Flagge erkannte, wusste ich nicht, ob es gute oder schlechte Nachrichten waren, denn es war keine Piratenflagge, sondern die der Englischen Krone.

Etwa zehn Minuten später war das Schiff in Reichweite. Also strecke ich einen Arm aus, winkte und schrie: „Hilfe! Frau über Bord! Hier! Hilfe!“

Tatsächlich entdecke mich jemand und ließ eine Strickleiter hinunter. Ich warf meine Tasche an Bord und kletterte umständlich mit Jessie im Arm auf das Schiff. Oben angekommen wurde ich von der Crew komisch gemustert.

„Was?“, blaffte ich sie an. „Noch nie eine Frau gesehen?“

„Wer hat es euch erlaubt zu sprechen?“, fragte ein Leutnant – so sah er zumindest aus.

Ich blickte ihn genervt von der Seite an. „Holt euren Captain, bitte.“

Zum Glück sagte niemand mehr etwas und der Leutnant befahl einem Crew-Mitglied den Captain zu holen.

„Wer wagt es mich zu stören?“, fragte eine Stimme, die mir sehr bekannt vorkam. Überrascht drehte ich mich herum und lachte auf.

„Na, sieh mal einer an. Hector Barbossa segelt unter der Englischen Flagge!“, grinste ich den Captain an und musterte ihn. Er hatte nur noch ein Bein, das andere war aus Holz, und lief mit Krücken. Außerdem trug er zu seinem „hübschen“ Bart, einen blauen Hut und eine grau gelockte Perücke.

„Was macht Ihr denn hier?“, fragte nun Barbossa überrascht.

Ich zuckte mit den Schultern. „Calypso hat mich ins Meer befördert“, antwortete ich ihm.

Fluch der Karibik - Für ImmerWhere stories live. Discover now