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Zeitsprung Deutschland
Schon mehrere Tage waren vergangen in denen wir fokussiert auf unser Ziel einen weiten Weg hinter uns ließen. Nach unerträglichen Stunden, grausamen Schmerzen und einer emotional unvergesslicher Zeit standen wir in Deutschland. In Dresden.Eine Stadt,die an Tschechische Republik grenzte.
Einige Zeit verging bis wir in einem Asylantenheim eine Unterkunft fanden. Dort waren viele andere Menschen ,welche aus ähnlichen Gründen sich dort ein zu Hause gründeten. Nach einigen Stunden Aufenthalt lernten wir die libanesische Familie Zeaiter kennen und ab diesem Moment an begann ein neuer Abschnitt in unserem Leben.

Ein Jahr später
Seit einem Jahr führten wir ein Leben in Deutschland und heute würden wir aus dem Flüchtlingsheim ausziehen, da mein Mann eine Arbeit fand. Ob das ganze eine gute Entscheidung sei, würde die Zeit veranschaulichen. Genauso wie wir damals Kosovo verließen mussten wir jetzt das Asylantenheim verlassen.Wir verabschiedeten uns noch von den Zeaiters und fuhren von unserem „zu Hause"  „nach Hause".

Mittlerweile war es schon Abend und wir traten in eines der wenigen Dresdener-Ghettos ein. Mit jedem Schritt wurde der Geruch von jeglichen Drogen,Alkohol und Nikotin intensiver .An einer Ecke stand eine besoffene Person, die umgeben von mehreren Sekt Flaschen war, an einer anderen Ecke ausgezündete Joints.Der Geruch von Marihuana,Kokain und Vodka ließ das meines Sohnes von meiner Nase verschwinden. Ich hatte Angst,aber nicht um mich, sondern um meinen Sohn der hier aufwachsen müsste. Völlig vertieft in meinen Gedanken bekam ich nicht mit,dass wir schon vor unserer Wohnung standen.

Langsam betraten wir das Treppenhaus und stiegen in den Aufzug ein. Dabei wand ich kein Blick von der Anzeige ab. Erstes Stockwerk,zweites Stockwerk dritter,vierter,fünfter....und zehnter Stock.Die Türen des Fahrstuhles öffneten sich langsam.Zuerst das eine Bein raus und dann das zweite. Der wiederliche Geruch von Urin und diversen Betäubungsmitteln stieg uns in die Nase.Und nach wenigen Schritten befanden wir uns schon in der kleinen Wohnung.Home Sweet Home.
Das nötigste war schon eingerichtet.
Mehr als ein Sofa ,eine kleine Küche,einen Esstich mit Stühlen und zwei Betten bräuchten wir im Moment nicht. Ein langes Leben erwartete uns. Vielleicht auch ein kurzes, das konnten wir nicht wissen, jedoch war der Tag erschöpfend genug, sodass ich mich nicht mit diesen Gedanken überfordern ließ.
So machte ich mich und Granit bettfertig und wir gingen schlafen.

Ein kribbeln in meinem Gesicht machte sich breit,
es waren die Sonnenstrahlen, die mich kitzelten und in einen neuen Tag erweckten, auch ein kleiner Granit welcher auf dem Boden saß und mit seinem Plüschaffen spielte. Meine emotionslosen Blicke wandten sich in Lichtgeschwindigkeit zu einem Grinsen ab.
Ich musste mir das Lachen verkneifen während ich dem kleinen zusah. Es machte mich als eine Mutter glücklich zu sehen, wie mein eigener Sohn spielte. Als ich ihm lang genug zugeschaut hatte merkte ich, dass Granits Vater garnicht anwesend war, er müsste arbeiten sein. Immerhin würde etwas anderes nicht viel mehr Sinn machen.

Nach langem trödeln im Schlagzimmer ging ich erstmal ins Bad um mir mein Gesicht zu waschen und meine Zähne zu putzen. Danach zog ich mich um und backte Crêpes. Wenige Minuten später kam ein kleiner Granit mit seinem Plüschaffen angetapselt.
Granit: „No-no-no-Nonë "(albanisches Wort für Mutter), sprach er jetzt.
Daraufhin setzte er sich selbstständig auf einen Stuhl, sodass wir den Tag mit einem genüsslichen Frühstück starteten.
—-

Mittlerweile war es schon Abend und Granit spielte mit seinem Vater während ich den Abwasch machte.

1996
Seit einem Jahr wohnten wir in der kleinen Dresdener Wohnung.Ich war im neunten Monat schwanger und erwartete meinen zweiten Sohn.
In diesem Jahr erlebten wir viele Höhen und Tiefen.
Aber wir waren daran gewohnt, dass in der Umgebung mal jemand starb, angeschossen oder angestochen wurde. Egal wie traurig es schien so war das Leben im Ghetto.
Granit sprach mittlerweile fließend Albanisch und lernte durch den Kindergarten deutsch.
Gedankenverloren war ich mit Granit am spazieren. Wir hatten Spaß und lachten viel.
Ich genoss und schätzte die Zeit mit ihm.
Nach einigen Minuten sah Granit einen Kiosk und überredet mich ein paar Süßigkeiten zu kaufen. Doch bevor ich ihn glücklich machen konnte, spürte ich plötzlich ein kräftiges Ziehen unter meinen Beinen.

Kriminell |abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt