The League of Better Girls

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Nur um das klarzustellen: Diese Geschichte ist nicht wirklich ernst gemeint und will mit Ironie gelesen werden. Alle eingebauten Klischees sind gewollt ... denke ich. 

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Ich schaute auf die Scherben meines Weckers. Irgendwie hielten die Dinger bei mir nie lange.

Schwankend stand ich aus meinem Bett auf, noch immer vollkommen übermüdet. Ich ging ins Bad und befreite meine Zähne von den bösen Bakterien, die sich über Nacht darauf angesammelt hatten. Dann schminkte ich mich – selbstverständlich dezent – und riss zurück im Schlafzimmer die wuchtigen Türen meines Kleiderschrankes auf. Ich konnte mich nie entscheiden und hatte stets das Gefühl, dass zwischen meinen tausenden Kleidern, Blusen, Pullovern, Jeans, Jogginghosen und Röcken nach wie vor das Outfit fehlte. Wahrscheinlich eine Mädchenkrankheit.

Nach einer halben Ewigkeit stand ich in meinen weißen All-Stars, einer blauen Jeans und einem dunkelroten Top vor dem Spiegel. Lustigerweise genau das, was ich mir meistens aussuchte. Ich liebte einfach das straffe Gefühl der Hose und das Oberteil betonte meinen Teint.

Beim Rausgehen fiel mein Blick erneut auf den vollkommen zerstörten Wecker. Ein komisches Gefühl stieg in mir auf, als würde dieser kaputte Störenfried meiner Nerven ein böses Omen bedeuten. Ich versuchte mir vor Augen zu führen, dass heute ein guter Tag werden würde, doch dieses Grummeln in meinem Magen blieb.

Die Schule war genau so, wie man es erwarten würde. Ein langgezogenes Irgendwas aus frustrierendem Chemieunterricht, anstrengendem Sportunterricht (ja, ihr habt richtig gehört, ich habe tatsächlich daran teilgenommen) und einer gähnenden Geschichtsstunde. Amerika konnte unabhängig werden oder nicht, es war mir vollkommen einerlei.

Endlich, nach sechs endlosen Stunden, verließ ich unseren grauen Schulhof. Das Schulgebäude war ein weißer Betonklotz aus den Siebzigerjahren, der aussah, als wäre er auch am liebsten ganz wo anders. Ich war jeden Tag froh, ihm entgehen zu können.

Jason wohnte nur ein paar Blocks von der Schule entfernt. Ich kam unterwegs bei unserem Lieblingsasiaten vorbei und nahm zwei Portionen Nudeln mit. Und extra viele Frühlingsrollen. Auf dem weiteren Weg atmete ich den Duft der Stadt und den des Essens ein und dachte an heute vor zwei Monaten, als Jason und ich zusammengekommen waren. Ich war von der U-Bahn aus nach Hause gelaufen und über diese bescheuerte Bananenschale gestolpert. Mit zwanzig Zentimeter High Heels war das eine noch tödlichere Angelegenheit als sowieso schon. Ich war voll umgefallen und kurz davor gewesen, brutal auf dem Asphalt des Bürgersteigs aufzuschlagen, als dieser Junge auf einmal hinter mir gestanden hatte. Er fing mich wie ein wahrer Traumprinz und Gentleman auf. Ein Blick in seine leuchtend blauen Augen und der Druck seiner kräftigen Finger auf meinem Rücken hatten ausgereicht, um mich mit einem handfesten Liebeszauber zu belegen. Die High Heels hatte ich weggeschmissen, Jason und ich aber waren uns an diesem Abend noch sehr nahe gekommen.

Auch jetzt, acht Wochen später, schwebten wir nach wie vor auf Wolke sieben. Jason würde sich über diese kleine Jubiläumsüberraschung meinerseits sicherlich freuen.

Die beiden Styroporboxen wurden langsam wirklich schwer in meinen Armen und ich schlüpfte eilig durch die Tür in das baufällige Mietshaus, das Jason sein Zuhause nannte. Die Eingangstür war wohl schon seit Ewigkeiten kaputt, doch weder die Studenten des Hauses, noch die etwas senilen übrigen Mieter machten sich etwas daraus. Vielleicht sorgten sie sich, dass mit der Reparatur der Mietpreis steigen könnte. Ich schleppte mich die Treppen hoch, mein Magen hing mir aufgrund des Geruchs mittlerweile halb in der Kniekehle. Vor Jasons Wohnung blieb ich stehen und drückte sie einfach auf. Es war nie abgeschlossen und weder Jason, noch seine zwei Mitbewohner Luke und Peter schienen jemals etwas dagegen gehabt zu haben, dass ich einfach reinkam.

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⏰ Last updated: Feb 23, 2020 ⏰

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