Laura Spiders seltsames Date mit den Sternen und einem Psychopathen

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„Die Welt hängt an einem Bindfaden? Bist du dir wirklich sicher, Tobias?"

Laura stand in dem großen, eigenartigem Raum, der Ähnlichkeit mit einem Spiegelkabinett hatte. So hatte sie sich Tobias geheimen Stützpunkt nicht vorgestellt. In ihren Gedanken war es ein dunkles Zimmer mit unzähligen blinkenden Apparaturen gewesen.

Tobias nickte heftig.

„Zu einhundert Prozent. Nach meinen Berechnungen bezieht sich das aber nur auf die Erde. Sie ist ein künstlich angelegter Planet."

Laura beäugte Tobias, es war lange her, dass sie ihn das letzte Mal so gut hatte beobachten können. Er sah aus wie ein wahnsinniges Genie. Vermutlich war er das in diesem Moment auch.

Er hatte rabenschwarze Haare, die aber von beunruhigend vielen Grausträhnen durchzogen waren. Laura hatte keine Ahnung, woher sie kamen. Genau wie sie war er gerade fünfzehn Jahre alt.

Seine Augen waren ebenfalls grau. Allerdings war es eine solche Art von grau, wie es Hurrikans hatten. Laura fand, dass seine Augen aussahen wie Wirbelstürme. Als hätte jemand einen Tornado abfotografiert und auf seine Augen projiziert. (Ja, vielleicht hatte sie schon zu viel darüber nachgedacht.)

Wenn er aufgeregt war, waren seine Pupillen geweitet, von seiner Iris ging ein unheimliches Leuchten aus und sein Blick huschte andauernd durch den Raum.

Doch das wirklich besondere an ihm waren seine Hände.

Seine Finger waren seltsam abgespreizt und verdreht, so das sie eher Zangen oder Klauen glichen. Und sie zitterten, wenn er erhitzt war.

„Ich bin davon überzeugt, dass die Regierungen von dem Plasmafaden wissen. Die wissen doch alles, ohne es uns zu sagen", erklärte Tobias Laura nun.

„Wenn du es sagst. Woran genau ist er eigentlich befestigt? Also der Faden."

Das sah Tobias ähnlich. Er war von Verschwörungstheorien besessen.

Er hatte schon immer Erfindungen gebaut und herumgebastelt. Das er ihr seine neue Apparatur zeigen wollte, war der eigentliche Grund für ihr Treffen.

Laura hatte ihn seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen.

Er hatte, was für sie immer noch unbegreiflich war, für eine neue Erfindung, in einem Elektromarkt eingebrochen. Bei Nacht und Nebel. Er war erwischt worden und man hatte ihn für einen Monat in das Jugendgefängnis gesteckt.

Als er wieder nach Hause kam, war er ein einziges psychisches Wrack. Höhenflüge, in denen er drei Maschinen auf einmal baute, stundenlang mit Laura telefonierte und hunderte von Bögen Papier mit Ideen bekritzelte, wurden von abrupten Abstürzen ins Bodenlose, bei denen das Türverbarikadieren, Fensterzerschlagen und Fotoverbrennen an der Tagesordnung waren, abgelöst. Seine Eltern schickten ihn zu Psychotherapie. Diese nahm jedoch ein ziemlich plötzliches Ende, als Tobias sich, in der Annahme, seine Therapeutin würde einer satanistisch Sekte angehören, die blutige Rituale zum Zwecke der Unsterblichkeit vollzog, aus dem Seitenfenster des ersten Stockes stürzte und sich dabei drei Wirbelbrüche und eine schwere Gehirnerschütterung zuzog.

Seine Eltern wollten ihm als er drei Wochen später aus dem Krankenhaus entlassen wurde einfach eine neue Therapiestelle suchen. Als aber eine siebenundzwanzigteilige Beschwerdeliste über Tobias bei ihnen zu Hause eintrudelte und er sich nackt auf dem Springbrunnen der Stadt stellte und unzusammenhängende Sätze von sich gab, rangen sie sich dazu durch ihn im ‚St. Anna Hospital für psychische Erkrankung und Therapien' einzuliefern. Niemand wusste damals genau, was Tobias eigentlich hatte. Man ging von einer schweren Traumatisierung aus. Da Laura damals noch immer mit ihm zusammen gewesen war, hatte sie ihn einmal, ein einziges Mal, besucht.

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