Bei meiner Mum

4K 187 28
                                    

Kaylas Pov: 

Ich räumte gerade die Spülmaschine eine als mein Blick auf den Kalender fiel. Schlagartig bekam ich schlechte Laune. Es war mittlerweile zwei Tage her das ich bei den Apes gewesen war.  Ich hatte mich nur ein mal kurz mit Felix getroffen, als er mich heute Mittag an rief und gesagt hatte er sei in meiner nähe. Länger als 15 Minuten hatten wir nicht geredet, er hatte weiter gemusst. So sehr störte es mich nicht, ich wollte Zeit für mich haben. Zudem hatte mich mein Chef vor zwei Stunden an gerufen und mir gesagt das ich noch zwei Wochen nicht arbeiten musste. Die Handwerker hatten beim Renovieren gefuscht. Noch zwei Wochen bezahlter Urlaub. Aber vorteilhaft war dass nicht, ich musste ja auch irgendwie trainieren, aber mein Chef kümmerte sich darum das ich einen Raum für die nächsten Wochen bekam. Als ich die Spülmaschine zu gemacht hatte klingelte mein Handy es war Viktor:" Was?" fragte ich und klang genervter als ich dachte. " Alles okay?" fragte er. "Jaha Vik. Was möchtest du ?" fragte ich dann. "Ich wollte fragen ob du lust hast heute Abend mit uns ins Kino zu kommen?". " Mit wem?" fragte ich und er zählte ein paar Youtubernamen auf. "Nee du keine lust" sagte ich dann. "Bist du sicher? Felix wollte auch mit kommen" sagte er und hoffte anscheind dass ich dann doch zu sagte. "Viktor ich hab einfach kein Lust" sagte ich und seuftzte." Schade. Ist aber wirklich alles okay bei dir?" fragte er dann noch mal. "Boaar ja Viktor, geh einfach ins Kino und mach dir einen schönen Abend"sagte ich und wir legten auf. Ich nahm mein Handy und ein bisschen Schokolade und setzte mich auf mein Sofa. Tj und Parker setzten sich zu mir und wir kuschelten während ich durch das Fernsehprogramm zippte. Endlich hatte ich etwas halbwegs interessantes gefunden und mich gemütlich hin gesetzt als mein Handy wieder klingelte. Dies mal war es Felix. " Yes Darling" sagte ich. " Hey. Ich wollte fragen warum du nicht mit ins Kino kommst?" fragte er und ich konnte hören das er Longboard fuhr. Ich seuftze" Ich hab einfach keine Lust"  "Alles okay bei dir?" fragte auch er. " Jaa, mir gehts gut, ich will einfach nur nicht mit ins Kino zu gehen" erklärte ich. " Du warst heute Mittag schon so komisch" sagte er dann. Ich antwortete darauf einfach nicht und er verstand dass ich darüber nicht reden wollte." Hast du morgen lust was zu machen?" fragte er. Ich schluckte schwer" Ich hab morgen schon was vor" sagte ich. "Was den?" wollte Felix wissen. "Ich wollte Shoppen" log ich. "Okay, das ist nichts für mich." sagte er dann. " Aber danach hast du doch Zeit oder?" fragte er weiter. "Ich muss gucken ich meld mich bei dir wenn ich weiß ob ich mich morgen mit meinem Cheff treffe" log ich dann wieder. "Okay mach das. Ich muss auflegen. Telefonieren wir nachher noch mal?" fragte er dann. "Ich wollte heute eher schlafen gehen also eher nicht" sagte ich und hörte ihn seuftzen. "Na gut. Ich liebe dich" sagte er noch und ich musste grinsen "Ich dich auch" sagte ich und wir legten auf.  Es fiel mir total schwer ihn an zulügen aber wenn ich ihm die Wahrheit sage, würde er mich nicht in ruhe lassen. Die anderen auch nicht.  Ich legte mich der länge nach hin und legte den Arm um Parker der neben mir lag. Tj legte sich halb auf meine Beine. Das hatte ich vermisst in den letzten Wochen. Nur die beiden und ich. Dass war es was ich jetzt gerade am meisten brauchte. Ich guckte alles mögliche im Fernsehen. Zwei Stunden lag ich jetzt schon so da als auf einmal mein Handy ununterbrochen piepste. Genvert sah ich drauf, alle die im Kino gewesen waren spamten mich zu. Mit Bildern und schrieben wie geil der Film doch war. Es nahm gar kein Ende. Genervt machte ich mein Handy auf Flugmodus und legte es weg. Ich wusste jetzt schon dass ich die ganze Nacht nicht schlafen würde. Ich schloss die Augen aber das was ich sah wollte ich nicht sehen. Schuldgefühle über kamen mich. Sofort öffnete ich sie wieder. Einen Film nach dem anderen sah ich mir an und versuchte nicht ein zuschlafen. 

Schweiß gebadet und total verheuelt wachte ich am nächsten Morgen auf. Ich hätte nicht einschlafen dürfen. Total dehydriert wankte ich ins Bad. Ich sah schrecklich aus. Meine Haut hatte die Farbe von weißem Mamor und meine Augen waren geschwollen. Jedes Jahr das gleiche. Als würde jemand einen Schalter bei mir umlegen. Ich griff nach meiner Bürste. In diesem Moment fing ich wieder an zu weinen und ich konnte nicht auf hören. Wimmernd sank ich zu Boden. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und heuelte wie ein Schlosshund. Irgendwann spürte ich etwas kaltes an der Hand. Ich sah auf. Tj und Parker standen vor mir und hatten den Kopf schief gelegt. "Ja wir gehen ja jetzt raus" schniefte ich und zog mich am Waschbecken hoch.  Ich  holte mein Handy aus dem Wohnzimmer und schaltete mir Musik ein.  Ich lies es aber auf Flugmodus damit mich niemand nervte. Selbst mit Felix wollte ich nicht sprechen. Er sollte mich so nicht sehen. Die Musik die ich mir an machte, erhellte meine Laune nicht im geringsten.  Im gegenteil sie machte es nur noch schlimmer. Aber dass war mir egal. Auch das Wetter war nicht besonders gut. Der Himmel war von Wolken bedeckt und es war nicht gerade warm obwohl es Juli war.  Auch wenn es schon sechs Jahre her war, fühlt es sich als wäre es gestern gewesen. Seid vier Jahren steckte ich die Trauer in einen Tag. Ich zog mich voll kommen zurück und wollte alleine sein. Niemand konnte sich vorstellen wie sehr ich meine Mum vermisste. Bei dem Gedanken an sie musste ich wieder heulen. Ich hasste es zu weinen. Vor allem so viel auf einmal. Keiner von meinen Freunden wusste welcher Tag heute war, auch nicht Felix. Deshalb hatte ich ihn angelogen. Er würde es gut meinen und versuchen mich zu trösten, aber mich kann niemand trösten. Sie würden alle versuchen mir aus zu reden dass ich mir die Schuld an ihrem tot gab. Aber so war es nun mal. Meine Mutter war vor sechs Jahren, als wir noch in Georgia lebten mit meiner Tante in einen Wellnessurlaub gefahren. Während sie  dort war hatte ich erfahren das ich zu einem Wettbewerb im Street Dance zu gelassen wurde. Darauf hin hatte ich meine Mum angerufen und sie gebeten zwei Tage eher nach Hause zu kommen damit sie dabei war. Auf dem Rückweg ist es dann passiert, meine Mum und meine Tante hatten einen schweren Autounfall. Beide waren sofort tot.  Wenn sie zwei Tage später gefahren wären so wie geplant wären sie nicht tot. Ich schloss die Tür von meiner Wohnung wieder auf und ging in mein "Arbeitszimmer".  Aus dem Schrank nahm ich mir ein Fotoalbum. Ich setzte mich auf den Boden. Meine Mutter hatte es gemacht und es waren nur Fotos von meiner Mutter, meinem Dad und mir drinne. Aber auch meine Großeltern und meiner Tante. Irgendwann endete es einfach. Meine Mum hatte es nie geschafft das Buch weiter zu machen. Immer wieder hatte ich es mir vor genommen aber es fiel mir schwer, sich die Fotos von ihr an zu sehen. Mein Dad sagt immer dass ich genau so aussehe wie sie aber ich war mir da nicht so sicher. Um mich herum war es total still. Ich sah mir gerade ein Bild von mir und meiner Mum beim Baseball spielen an als eine Träne auf das Bild tropfte. Schnell schloss ich das Buch und stellte es zurück in den Schrank. Langsam schlurfte ich in die Küche und trank etwas. Erst jetzt merkte ich wie viel durst ich hatte.  Ich trank fast die ganze Falsche Wasser aus. Aber Hunger hatte ich keinen. Also ging ich wieder in das Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa. Wieder döste ich ein. Als ich wieder auf wachte war es schon 16 Uhr. Ich hatte fast vier Stunden geschlafen was etwas mehr als nur dösen war. Langsam stand ich auf und ging Duschen. Danach zog ich mir eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt an. Darüber zog ich mir ein rot schwarz karriertes Hemd. Dazu noch schwarze Adidas Sneakers. Ich pfiff kurz und Tj und Parker kamen an gelaufen. Wieder steckte ich mir meine Kopfhörer ins Ohr und lief los. Ich entschied mich dazu den Flugmodus aus zu machen. Als ich das tat hatte ich unzählige Nachrichten und Anrufe in Abwesenheit. Ich las nur die erste Nachricht von Felix' Warum sagst du zu Viktor du musst heute Arbeiten und zu mir sagst du, du gehst Shoppen?' fragte er. Ich facepalmte mich.  Als wir bei den Apes waren hatte ich Viktor gesagt dass ich heute den ganzen Tag arbeiten müsse und deswegen nicht in seinem Ali Tells Video mit machen kann. Die nächsten Nachrichten waren von, Simon, Caty, Viktor, Ju und auch Felix. Sie wollten wissen wo ich bin und ob es mir gut geht.  Klar, wenn ich shoppen wäre würde ich ab und zu anworten aber ich hatte seid gestern Abend nicht mehr geantortet. Wenn ich jetzt jedem schreibe 'Mir gehts gut' dann nerven sie noch mehr und dafür hatte ich keine Nerven übrig. Als ich mein Handy gerade wieder auf Flugmodus machen wollte rief Felix an.  Der 11 oder 12 Anruf von ihm, schätze ich. 'Ich geh da jetzt nicht ran' dachte ich. Er würde sofort hören das ich geweint hatte. Schweren Herzens drückte ich ihn weg. Dass fiel mir schwerer als erwartet. Ich würde es ihm erzählen, irgendwann, nächste Woche oder so.  

" Schön brav sein und hier warten" sagte ich zu den Hunden und ging in ein Geschäft. Durch das Schaufenster hatte ich schöne Blumen gesehen. Ich kaufte ein paar weiße Lilien und ging wieder raus. Mit den Blumen in der Hand lief ich weiter durch die Straßen. Bis ich zu einem kleinem Friedhof kam. Ich mochte Friedhöfe nicht sie kamen immer etwas gruselig rüber. Dieser hier war besonders gruselig. Das Eingangstor war aus geschwungenem Eisen. Welches schwarz wie die Nacht war und an einigen stellen schon rostete. Ich konnte mir gut vorstellen dass es morgens und abends beim öffnen bzw. schließen quietschte. Langsam ging ich durch die kleinen Gänge. Diesen Weg ging ich nur ein mal im Jahr und mit jedem Schritt fiel es mir schwerer. Meine Mum war eigentlich in Georgia beerdigt aber als mein Vater und ich nach Köln gezogen waren, hatte er entschieden ein paar Sachen die wir von ihr mit her gebracht hatten zu beerdigen. Weil eigentlich wollte meine Mum mit uns zusammen nach Köln ziehen aber so viel Zeit hatte sie nicht mehr. Eigentlich ist es ja nicht normal irgendwelche Sachen zu beerdigen aber der Friedhofsverwalter verstand dass und so lange mein Vater zahlte war alles gut. Mein Vater kam öfter her als ich. Er kam immer wenn er etwas auf dem Herzen hatte aber heute nicht. Er war gestern Abend in die USA geflogen. Wie jedes Jahr.  Er verbrachte die Zeit mit den Eltern meiner Mutter und ging dort auf den Friedhof. Mein Dad war schon einzigartig. Aber er hatte mir immer gesagt, als ich so um die sieben Jahre alt war, dass meine Mum und ich seine große Liebe seien und dass er nie jemand anderes so sehr lieben wird wie mich und meine Mum. Damals hatte ich es nicht verstanden aber jetzt tue ich es. Meine Mum ist schon sechs Jahre tot und mein Dad war immer noch alleine. Ich wünschte mir so sehr dass er eine Frau finden würde die ihn glücklich macht. Immer wenn ich ihn darauf ansprach sagte er mir " Ich bin glücklich so lange es dir gut geht" meistens gibt er mir dann noch einen Kuss auf das Haar, wie er es schon immer tat. 

Jetzt stand ich direkt vor dem Grab. Wie immer war es sauber und gepflegt.  In geschwungener Schrift stand der Name meiner Mutter auf dem Grabstein. "Sitz" sagte ich zu Tj und Parker und sie setzten sich. Ich kniete mich vor das Grab. Dann befreite ich die Lilien aus dem Papier und trapierte sie auf dem Grab. In einem herzförmigen Bilderrahmen war ein Foto von ihr. Der Rahmen lehnte an dem Grabstein. Da neben waren Kerzen, welche ich anzündete. Auf einer kleineren Steintafel stand noch etwas auf englisch. Das hatte ich meinen Dad früher immer zu ihr sagen hören ' You are my sun, my moon and my stars.'. Dieser Schriftzug stand auch in Georiga in unserem alten Haus an der Schlafzimmerdecke über dem Bett. Es sah schon irgendwie komisch aus wie ich da vor dem Grab kniete. Links von mir saß Tj und rechts Parker. Beide saßen gerade und sah einfach nur gerade aus. Man könnte denken sie würden etwas bewachen. Natürlich weinte ich wieder aber dabei lächelte ich, denn ich dachte auch an die schönen Zeiten die ich mit ihr hatte. Als ich genug über die Vergangenheit nach gedacht hatte, fing ich an von der Gegenwart zu erzählen und ich sprach wirklich, wenn auch nur ganz leise. So saß ich da mehrere Stunden und flüsterte "Meiner Mum" zu was so in letzter Zeit passiert war. Ich erzählte von Viktor, Simon,Caty,Ju, Cheng und den Apes. Aber am meisten erzählte ich von Felix. Um so mehr ich von ihm erzählte um so besser ging es mir. Ich bemerkte gar nicht wie die Zeit verfolg. Mittlerweile war es schon Abend und ich erzählte immer noch von Felix. Wir waren zwar noch nicht lange zusammen aber ich liebt ihn so sehr dass es schon fast weh tat und ich vermisste ihn. Ich nahm mein Handy aus der Jackentasche und machte den Flugmodus aus. Noch mehr Nachrichten von all möglichen Leuten die sich um mich sorgten und noch mehr Anrufe in Abwesenheit. Schnell rief ich ihn an. Es dauerte nicht lange da nahm er schon ab " Schatz ich hab mir sorgen um dich gemacht" sagte er.  Als ich seine Stimme hörte musste ich lächeln, ich war gerade total sentimental. "Haaay" krächzte ich mit verweinter Stimme. " Hast du geweint? Soll ich vorbei kommen? Wo bist du?" fragte Felix und klang ziemlich besorgt. Er hatte sich wirklich sorgen um mich gemacht, jetzt hatte ich Schuldgefühle und weinte etwas mehr, trotz dessen lächelte ich. "Bei meiner Mum" sagte ich nur. "Bei deiner Mum?" wiederholte er mit fragenden Ton. "Auf dem Friedhof" schniefte ich. " Schreib mir welcher Friedhof ich komme " sagte er nur und legte auf. Grinsend schrieb ich ihm die Adresse. " Das ist mein Freund, Mama" flüsterte ich und weinte wieder. Mir war klar dass ich meiner Mum nie einen Freund vorstellen konnte, dass ich nie mit ihr in der Küche stehen würde und über ihn reden würde während er mit meinem Dad irgendeinen Sport schaute, dass sie nie mit mir und meinem Freund an einem Tisch sitzen würde oder dass sie mir nie bei irgendeinem Problem zu Seite stehen würde. Meine Mum würde mir immer fehlen. Ein Wall der Traurigkeit überfiel mich erneut und ich weinte wieder los. "Kayla?" hörte ich nach einiger Zeit jemanden sagen. Ich sah vom Grab auf und schaute in die Richtung aus der die Stimme kam. Es war Felix. Er stand am Anfang des Weges und sah mich erschrocken an. Langsam stand ich auf. Felix rührte sich nicht.  Immer noch weinend lief ich auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.

Dare to love (Dner Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt