Kapitel 3 : Die Reise

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Natashas POV

Ich befürchtete, dass das der schlimmste Tag in meinem gesamten Leben wird. Kratzige Sitze, nervige Kinder, stickige Luft und dann so wenig Platz. Man fühlte sich wie eine Sardine in der Dose. Mein Kleid trug auch nicht gerade zum Gefühl der Wohltuung bei. Der Stoff war viel zu luftig, so dass ich fürchtete man könne hindurchsehen. Außerdem schnürte es einem um die Hüfte fast die Luft ab. In dem Aufzug könnte ich mich jedenfalls nicht besonders gut zur Wehr setzen. Und meine Sicherheit diesem Strohkopf von Barton überlassen? Auf keinen Fall! Es wird schon nichts passieren...hoffe ich.

Zwölf Uhr Mittags. Essenszeit. Wenigstens etwas Gutes. Schon von weitem roch man den Geruch der Spagetti Bolognese, so dass mir das Wasser im Mund zusammen lief. Vielleicht war diese Reise ja doch nicht so schrecklich. Doch ich sollte mich getäuscht haben. Denn als die Stewardess zu unserer Reihe kam, stellte sie mir ein vegetarisches Menü hin. Ich sah es stirnrunzelnd an. Bevor sie weitergehen konnte räusperte ich mich "Entschuldigung, was ist das?" Die leicht ründliche Dame sah mich schräg an "Das haben sie so bestellt" , sie hielt mir eine Liste unter die Nase, "Sehen sie. Hier steht es." Tatsächlich. Reihe 15, Lawender Brown, vegetarisches Menü. Ich stöhnte. Na vielen herzlichen Dank auch. "Ist Alles in Ordnung, Madam?" Die Flugbegleitung unterzog mich einer sorgenvollen Musterung. "Ja ja. Es geht mir bestens, sie müssen nur wissen ich habe meine Tage" Ich lächelte sie scheinheilig an. Sie nickte und ging dann endlich weiter.

Ziemlich mies gelaunt kam ich und mein Hohlkopf von Partner, nach zehn Stunden Flug, in Zürich an. Barton, oder sollte ich sagen Jonathan war das Grinsen immer noch nicht aus dem Gesicht zu wischen. Was mich zur Weissglut trieb. Er hatte ja auch den besseren Sitzplatz, kein tretendes Kind hinter sich, das leckere Essen und den komfortableren Aufzug. Tja, aber ich bin halt eine Frau, wir müssen uns richten. Ziemlich schnell ging es vorwärts und bald sassen wir im Flugzeug Richtung Budapest. Gott sei Dank, kein tretendes Kind...

Die Minuten zogen sich in die Länge und es fühlte sich so an, als ob wir nicht vom Fleck kämen. Äusserst erstaunlich war, dass mir noch nicht übel geworden war. Doch genau jetzt, noch eine halbe Stunde vom Zielort entfernt, machte es sich plötzlich bemerkbar.Что облом! Я ненавижу это! So ein Mist! Ich hasse es! Ich biss mir auf die Unterlippe. Wird schon gehen...oder auch nicht! Ruckartig stand ich auf und schlug natürlich noch den Kopf an der Decke an. Zum Glück hatte ich den Gangsitz erwischt, so dass ich mich an niemandem vorbei zwängen musste. Ich spurtete  regelrecht zur Toilette. Und Zack, das Flugzeug machte einen Rank und ich lag nun, dank meiner komfortablen Schuhe, auf dem Fussboden. Mann müsste meinen, dass ich als Spionin und ehemalige Ballerina, nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Natürlich glotzten mich Alle doof an und eine Stewardess kam schon angelaufen mit einem Notfallkoffer. Ach du meine Güte. Ich bin nur gestolpert, wenn ich angeschossen worden wäre, wär das ja was anderes. Ich rümpfte nur kurz die Nase, hob abwehrend die Hand und zog mich an einem der Stühle hoch.

In letzter Sekunde erreichte ich die Toilette. Mein Körper hatte sich völlig selbstständig gemacht und spuckte Alles was in den letzten Stunde rein gekommen war, wieder aus, was mich noch mehr zum würgen brachte. Irgendwann war es vorbei. Wofür ich sehr dankbar war. Als ich mich im Spiegel betrachtete, wünschte ich mir innigst mein Vorbereitungsteam wäre dabei. Von der Frau von heute morgen, mit der wahrscheinlich jeder zweite gerne ins Bett gestiegen wäre, war nicht mehr viel übrig. Stattdessen blickte mir ein angeschlagenes Gesicht entgegen.

Nach fünfhundert Anläufen gelang mir ein einigermassen anständiges Tagesmakeup. Mit arrogantem Gesichtsausdruck stolzierte ich zurück zu meinem Sitzplatz und überspielte gekonnt den vorherigen Zwischenfall. Was mich aber schon ein wenig aufregte, war die Tatsache, dass mein lieber Freund Jonathan, von dem Ganzen anscheinend gar nichts mitbekommen hatte. Denn er las seelenruhig seine Zeitung. Ich schlug ihm leicht gegen den Hinterkopf, woraufhin er mich nur verständnislos ansah. Ich schüttelte den Kopf und nahm mir mein mega interessantes Magazin.

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