2.Kapitel

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Mama, Papa? Wo seid ihr?" Die Finsternis hatte sie umschlungen, sie konnte sich nur schwer fortbewegen. Einen Schritt nach dem anderen, sie tappte wortwörtlich in der Dunkelheit. Sie konnte weder etwas sehen noch hören, diese Unwissenheit, was vor ihr lag, machte Lillith Angst. Sie lief und lief, unendlich weit, sie wusste weder wo sie hinlief noch wo sie war. Nichts. Aber sie lief weiter, sie konnte nicht stoppen, irgendwas zog sie an. Die Zeit verlief, doch sie hatte keine Ahnung wie viel, ob Minuten, Stunden, Tage, sie hatte keine Orientierung. Nach einer Weile sah sie ein kleines Funkeln am Horizont, dieses Funkeln wurde Schritt für Schritt immer größer. Nein, nicht größer sondern mehr, erst um die zehn, jetzt zwanzig, dreißig. Sie drehte sich um, hinter ihr war nichts, kein Funkeln. Als sie sich wieder zurückdrehte stand sie plötzlich vor einer Tür, einer Glastür. Sie kannte diese Tür, diese verbindet die Wohnung zum Balkon. Durch die Tür, konnte man die ganze Stadt sehen, das Funkeln, das sie in der Ferne gesehen hat, lag hinter dieser Tür. Sie hob ihren Arm, um an die Klinke zu kommen, doch sie stoppte, bevor sie sie greifen konnte. Ein Licht erschien hinter ihr, Lillith drehte sich um. Eine Flamme loderte vor ihr, sie fühlte keine Wärme, es wurde eiskalt. Die Flamme schien zu wachsen, immer und immer größer, nun brannte Lilliths Haut, es war heiß. Die Flamme wurde größer und größer, heißer und heißer. Es war kaum auszuhalten, sie wollte weggehen, doch was ist los? Lillith kann sich nicht bewegen, sie stand wie angewachsen auf einen Fleck, als hätte sie die Macht über ihren eigenen Körper verloren! Plötzlich hörte sie Stimmen, nein keine Stimmen, Schreie, schrille Schreie aus der Dunkelheit, die Flamme erlosch. Die Finsternis umschlingt sie wieder. „Was nun?", dachte sich Lillith. Sie blickte noch eine Weile in die Finsternis, doch schließlich drehte sie sich wieder zur Tür. Sie griff nach der Klinke und --- Brrrrr, Brrrrrrrrrrrrr, brrrrrrrrrrrrrrr, brrrrrrrrrrrrrrrrrrr. Sie öffnete ihre Augen und schaltete ihren Wecker aus. 9:30 Uhr. „Was ein merkwürdiger Traum.", jauchzte Lillith. Sie stieg erschöpft aus dem Bett und taumelte zum Badezimmer, sie blickte in den Spiegel. Zerzauste Haare, geschwollene Augen. Hätte schlimmer kommen können. Lillith trottete verschlafe in die Küche, öffnete den Kühlschrank und- Was? Er war bis zum Rand mit Essen und Getränken gefüllt. An einer Wasserflasche hing ein Zettel, darauf stand: „Guten Morgen, Frau Wood. Sie wundern sich wahrscheinlich, wieso ihr Kühlschrank gefüllt ist. Greyson, James und ich wollten ihre Ankunft und Einrichtung so stressfrei wie möglich machen. Falls etwas fehlen sollte melden sie sich bei uns." Auf dem Zettel standen noch ihre Handy Nummern. Sie schaute sich weiter in der Küche um, in den Schränken befanden sich Besteck, Geschirr, Pfannen, Musli, Nudeln, Soßen und andere Koch- und Backutensilien, somit alles was man zum Wohnen brauchte. Sie nahm eine Schüssel, einen Löffel, Milch, Musli aus den Schrank und setzte sich an den Küchentisch. Als Lillith Fertig gefrühstückt hatte, zog sie sich an und ging aus ihrer Wohnung in den Gang. Es war so still. Anscheinend lebten hier keine Familien mit Kleinkindern, „Was ein Glück.", sagte Lillith erleichtert. Sie hasste es wenn manche Eltern ihre Kinder nicht unter Kontrolle haben, es bestand dann meistens nur noch aus Geschrei zwischen Kinder und Eltern. Trotzdem war sie neugierig, welche Gäste hier noch wohnen, außer ihren Aufpassern. Die Fahrstuhltür öffnete sich und Lillith stieg hinein, jetzt bemerkte sie, dass alle Wände des Fahrstuhls aus Spiegeln bestanden. Nur die Decke und der Boden waren spiegelfrei, der Boden war mit einem hellgrauen Teppich verdeckt, die Decke bestand aus weiß-grauem Marmor, mit Lichtlinien umrahmt. Eine leise Musik spielte während der Wagon zum Erdgeschoß fuhr. Die Tür öffnete sich, sie stieg aus und lief zum Ausgang. „Einen Moment, Frau Wood", eine Stimme erklang hinter ihr, sie drehte sich um. Ein Mann stand vor ihr, er war mit einem Anzug und einer roten Fliege bekleidet. An seiner Brusttasche hängte ein Namensschild, David Suzuki. „Ja? Was ist los?", fragte Lillith verwundert. „Hier ist ihre SSBH-Karte. Sie benötigen sie um nach 22 Uhr hier rein zu kommen. Die großen Türen schließen um 22 Uhr, die zwei kleineren Türen, dort drüben neben den Eingang, haben einen Kartenskanner, sie müssen sie einfach drauflegen, ohne Karte hätten sie keinen Zutritt. Falls sie ihre Karte verlieren sollten können wir ihnen Ersatz geben, hier ist unsere Telefonnummer." David reichte Lillith ein Kärtchen mit einer Nummer und den Namen des Hotels, Shining Star Business Hotel, und weitere Informationen, „Haben sie sonst noch welche Fragen?" „Nein", antwortete Lillith. David lächelte freundlich, verbeugte sich kurz und ging wieder hinter die Threse bei der Rezeption und tippte auf der Tastatur. Lillith machte sich nun auch auf den Weg und trat aus dem Ausgang. Sie hörte das Rauschen der Autos, die vor dem Hof vorbei rasten. Der Hof war schlicht und modern gehalten, es standen ein paar Bäume wie eine Allee um den Weg, der wie ein Halbkreis im Grundstück verlief. In der Mitte des Halbkreises stand ein Brunnen mit einer Statue. An den Seiten des Hotels waren hohe Hecken, hinter denen irgendwelche Stimmen kamen. Gelächter, Geplapper. „Interessant", flüsterte Lillith leise ohne gewollt gehört zu werden. „Hinter den Hecken ist ein kleiner Park." Sagte eine weibliche Stimme neben ihr. Lillith hatte die Frau gar nicht bemerkt, die neben ihr mit verschränkten Armen stand. „Du bist wohl die neue Bewohnerin, schön dich kennenzulernen, mein Name ist Yuna Takahashi. Du kannst mich gerne Yuna nennen.", stellte die Frau mit einem Lächeln vor. Sie trug einen Anzug mit einen engen Rock, auf der Nase trug sie eine Brille mit rundlichen Gläsern, ihre schwarzen Haare, hatte sie in einem Pferdeschwanz zurückgebunden. „Ebenfalls schön sie kennenzulernen, Yuna. Mein Name ist Lillith Wood. Sie können mich einfach Lillith nennen." Lillith lächelt zurück. „Du musst nicht so förmlich sein.", Yuna lachte „Hast du dich schon auf dem Grundstück umgesehen?" fragte sie. „Bisher noch nicht. Wie kommt man zu diesem Garten von dem du gesprochen hast?", antwortete Lillith. „Soll ich dich ein bisschen rumführen oder hast du schon was vor?" „Ja, hat sie.", sagte eine bereits bekannte Stimme. Nun war auch Greyson neben ihr. „Wie schade. Naja, kann man nichts gegen machen." Sie kicherte. „Auf Wiedersehen, Lillith!", rief sie noch aus der Ferne bevor sie in das Gebäude trat. „Du musst hier schon vorsichtiger sein, es sind immer noch alle Gangster, die hier wohnen.", sagte Greyson genervt. „Aber sie wirkte gar nicht so böse und außerdem bin ich ja schließlich auch ein Mitglied der Mafia, das heißt dass ich weiß wer eine Gefahr für mich darstellt.", antwortete Lillith ruhig. „Ich weiß, nur sei vorsichtig.", wiederholte Greyson. „Und was habe ich denn vor oder war das nur eine Ausrede, um sie loszuwerden?", fragte Lillith verwirrt. „Ich werde dich herumführen und alles Notwendige über dieses Hotel sagen. Danach zeige ich dir den Weg zu deiner neuen Schule.", erläuterte Greyson. Wir gingen zurück ins Gebäude, es besaß etwas von der japanischen Kultur, die Dächer sahen aus wie von einem Tempel, doch die Größe der Fenster wies auf das moderne Design hin. Die Eingangstüren waren groß und bewegungsgesteuert, sie bestanden hauptsächlich aus Glas und dunklem Kiefernholz. Wenn man eintrat schoben sich die Türen zu Seite und gaben Zutritt zu den Eingangsbereich, in mitten des Raumes stand der Rezeptionstisch, an dem David Suzuki arbeitete. An der Decke hing ein Kronenleuchter, der den ganzen Raum erhellte, zwar gab es noch andere Lampen, aber nur die strahlende Kristalle, die von der Decke hingen und das Sonnenlicht auf uns herab spiegelten, doch nur er hebt sich von den anderen ab. Links von der Rezeption lag die Sofaecke, wie schon vom Namen klar erkennbar, gibt es dort Sofas die in einem Halbkreis um einen kleinen Glastisch standen. An der Wand hing ein Fernseher, in dem sich Lillith spiegelte. Auf der linken Seite war eine kleine Bar, die Tagsüber als Café diente. Hinter der Theke stand ein Mann, der gerade ein Glas polierte. Er sah schon ein bisschen älter aus, er hatte graue Strähnen in seinem schwarzen Haar, das zurück gegelt an seinem Kopf lag. Sein schmales Gesicht ließ ihn kränklich aussehen. „Das ist Michael Baranowski, er arbeitet hier schon seit 5 Jahren, da ihm der Hotelbesitzer diesen Job gegeben hat. Michael war arbeitslos und kurz davor auf der Straße zu landen, ein echter Glückspilz. Ich musste mich richtig anstrengen um dort arbeiten zu dürfen.", grummelte Greyson. „Du arbeitest im Café?", fragte Lillith interessiert. „Ja, als ich Mitglied der Blue Dragons wurde brauchte ich irgendwas, dass mich in der Normalität festhält, und da ich hier wohne habe ich mich schließlich für  Barkeeper entschieden.", erklärte er. „Nun, wollen wir weiter?", fragte Greyson. „Ja.", antwortete Lillith mit einem Lächeln. Sie gingen entlang der Rezeption zu den Aufzügen, hier gab es außer den Boden der teils aus Glas bestand und ein paar Pflanzen nicht viel zu sehen. Unter dem Glasboden schwammen kleine farbenfrohe Koi Fische. Der Glasboden verlief wie ein Rechteck zur anderen Wand, in der ein kleines Halbkreisförmiges Stück fehlte, und weiter in den anderen Raum. Dort standen mehrere größere Pflanzen und kleine japanische Ahornbäume. Die Wände, die zum Garten gerichtet waren, bestanden aus Glas. Der Garten und der Vorhof sind durch eine Hecke getrennt, somit kommt man nur durch diesen Türen in den Garten.  Gleich gegenüber von uns lag ein Blumenbeet, so viele verschiedene Arten. So viele Farben, so viele Gerüche, die uns entgegenströmten. Ein unglaublicher Anblick. Vor dem Beet stand ein Pavillon, er war von dem Stil her japanisch, doch der Tisch und die Stühle sahen eher westlich aus. Neben den Weg nach draußen, der aus Holz bestand und als Brücke diente, lag jeweils ein Teich auf jeder Seite. Es wuchsen Wasserlilien und Algen im Teich. Greyson und Lillith folgten den Weg bis zum Pavillon und bogen rechts ab, sie liefen zu einem großen Gebäude. Hinter den Shoji (=Schiebetüren aus Papier) fand sich ein großer Trainingssaal vor, es gab Gewichte, Katanas aus Holz und auch ein paar aus Stahl, ebenso hingen Box Säcke von der Decke oder standen auf dem Boden. „Komm, ich stell dich jemanden vor.", sagte Greyson und ging zu einer Tür an der gegenüberliegenden Seite der Halle. Lillith folgte ihm und trat durch die Tür, das Zimmer war schlicht gehalten. Es standen einzig und allein ein Tisch, ein Futon und ein kleiner Sitztisch im Zimmer. An dem Tisch saß ein muskulöser Mann, er trug einen schwarzen Kampfanzug der leicht geöffnet war, weswegen man seine betonte Brustmuskulatur sehen konnte. Er hatte schwarze kurze Haare, sein Pony war ein bisschen länger, weswegen ein paar Strähnen in sein verschwitztes Gesicht fielen, fast bis zu seinen bernsteinfarbenen Augen. „Hey, Angelo! Das ist Lillith Wood, die neue Bewohnerin.", begrüßte Greyson freudig. „Lillith, das ist Marios Antoniou, nenn ihn einfach Mario, er ist hier der Trainer und Chef des Dojos. Wenn du hier trainieren willst melde dich am besten vorher an, es gibt nicht viele weibliche Mafiamitglieder.", erklärte er. „Schön dich kennenzulernen, Mario.", sagte Lillith. „Die Freude ist auch meinerseits, Lillith.", grüßte auch Mario. Er stand auf und ging auf sie zu, stoppte aber vor ihr. „Hast du vorher schon mal trainiert?", fragte Mario. „Ja, habe ich.", antwortete Lillith. „Gut.", sagte er kurz und ging aus den Raum. „Entschuldige, er ist nicht sehr gesprächig. Ich zeige dir noch das Badehaus." Sie folgten wieder den Weg zum Pavillon und gingen weiter geradeaus. Vor ihnen stand das Badehaus, es war ein getrenntes Bad. Es gab zwar Duschen in den Bädern der Apartments, aber wurde dennoch das Badehaus oft verwendet, die heißen Bäder waren in Japan sogar richtig populär, Lillith wollte schon immer in eins gehen, nun stand eins vor ihr. Das Dach war rotbräunlich und es besaß die gleichen Shoji Türen wie das Dojo. Der Eingangsbereich hatte einen Holzboden und weiße Wände, es stand eine ältere Frau hinter dem Pult. „Hey, wie geht es ihnen, Frau Sato?", fragte Greyson höflich, „Mir geht es wie immer, Greyson. Und wer ist diese Dame neben dir?" fragte Frau Sato. „Mein Name ist Lillith Wood, ich bin die neue Bewohnerin.", antwortete Lillith. „Ah, Lillith Wood, ich habe schon viel von dir gehört. Ich bin Miyu Sato, ich leite dieses Badehaus.", stellte Miyu vor. Lillith lächelte und verbeugte sich. Danach gingen sie zurück zum Hauptgebäude und zu der Garage die im Vorhof lag. Sie stoppten vor einem schwarz - blauem Motorrad. „Hier dein Helm.", Greyson reichte Lillith einen zu dem Motorrad farblich passenden Helm. Sie nahm ihn, setzte sich ihn auf und stieg aufs Bike. Greyson startete den Motor und fuhr vorsichtig los, da die beiden Helme ein Mikrofon und Sprecher besaßen konnten sie sich während der Fahrt unterhalten. „Ich kann dich immer zur Schule fahren. Ich gehe auch in die Taiyo High-School, das ist aber mein letztes Jahr und dein vorletztes.", erklärte er. „Danke, Greyson.", antwortete Lillith. „Kein Problem.", sagte Greyson mit einem versteckten Schmunzeln. Lillith prägte sich die Strecke, während sie fuhren, ein. Sie kamen an kleinen Geschäften und Cafés vorbei. Das Hotel lag ein bisschen abseits der Großstadt, aber das machte ihr nichts, ihr wäre das ganze Getümmel sowieso zu hektisch gewesen. Sie war eher kleine Dörfer gewohnt, da sie in einem aufgewachsen ist. Bevor sie in das Innere der Stadt gelangten bogen sie in eine kleine Straße ein, diese folgten sie bis zu einer Kreuzung  und fuhren geradeaus. Nach einer kurzen Weile gelangten sie zu einem kastenförmigen Gebäude, es hatte viele keine Fenster und einen großen Eingang. Neben dem Gebäude lag ein weiteres mit Verbindung zu einem Sportplatz. „Hier sind wir, dass ist die Taiyo High-School. Der Unterricht beginnt morgen um  8 Uhr, also sie bitte schon um 7:30 Uhr an der Rezeption.", sagte Greyson, als er wieder losfuhr. Sie folgten die schon bekannte Route zurück nach Hause. Grey hatte noch etwas zu tu, deswegen verabschiedete er sich schon früher, nun war sie alleine. Da Lillith nichts vorhatte, beschloss sie trainieren zu gehen. Sie zog sich ihre Sportsachen an und machte sich auf den Weg zum Dojo, bevor sie in die Halle trat, ging sie zu dem Büro von Mario. Lillith klopfte sachte an die Hintertür. Sie öffnete sich mit einem leisen Rummel. Es stand aber nicht Mario sondern James vor ihr! Er trug einen weißen Kampfanzug mit einem braunen Gürtel. „Komm rein.", sagte er schnell, seine Augen waren vor lauter Überraschung Lillith hier zu sehen ein bisschen geweitet, dennoch trat er flott zur Seite. Lillith ging in den Raum. „Mario ist grad beschäftigt, deswegen kümmere ich mich um dich. Kannst du kämpfen?" fragte James. „Ja, und danke für deine Fürsorge, aber ich komme schon selbst zurecht.", antwortete Lillith. „Aber falls dir irgendjemand von den Typen Ärger macht, wende dich bitte an mich.". Nachdem James seine Hilfsbereitschaft klar gemacht hatte gingen sie in den Trainingssaal. Dort hatten sich viele Männer in einen Kreis versammelt, das Jubeln deren erfüllte die Halle. Sie gingen näher an das Getümmel heran und drängten sich durch die Menge. In der Mitte prügelten sich zwei Personen, es war Mario und ein unbekannter Kerl. „Was ist hier los?", fragte Lillith verwundert. „Die kämpfen gerade um ein Gutschein für ein freies Essen in einem sehr bekannten Restaurant. Das Essen dort ist echt gut.", erklärte James. Lilliths Gesicht erhellte. „Kann man da einfach so mitmachen?", fragte Lillith aufgeregt mit einem großen Lächeln. „Ja, naja, eigentlich schon, soll ich versuchen es für dich zu gewinnen?", fragte James hektisch. „Nein, aber danke, ich schaffe das schon selbst.", antwortete Lillith selbstbewusst. Ein kräftiger Mann neben ihr bekam von dem Gespräch mit und fing an hysterisch über Lilliths Antwort zu lachen. „Diese kleine Dame will auch gegen den Boss antreten.", äußerte sich der Mann sarkastisch. Plötzlich wurde es still, niemand rührte sich, alle Blicke waren auf Lillith gerichtet. Selbst der Kampf stoppte. Alles war ruhig. Bis auf ein paar Sekunden danach. Das große Gelächter begann als jeder realisierte, dass das kleine Mädchen vor ihnen es ernst meinte. Sie brüllten und grunzten spöttisch, doch einer der Kämpfer trat zur Seite mit einem Grinsen in seinem Gesicht. Lillith wartete nicht lange und bewegte sich in die Mitte des Kreises, jetzt stand sie vor Mario, der sie immer noch verdutzt ansah. „Sind Frauen von dem Kampf ausgeschlossen?", wollte Lillith wissen. „Natürlich nicht, aber bist du dir sicher, dass...", fragte Mario bedenklich nach. „Sehe ich so aus als würde ich von einem Kampf wie solchen kneifen?", vergewisserte sie sich. Er antwortete nicht auf ihre Frage sondern warf ihr ein Holzkatana entgegen. „Dann legen wir los", rief er aus. Er machte den ersten Schlag und schwang sein Schwert direkt auf Lillith zu, doch sie blockte seinen Angriff mit Leichtigkeit. Er holte zum zweiten Mal aus und- ZACK! Was ist passiert? Lillith trat gegen den Griff und schleuderte somit das Schwert aus seiner Hand, aber sie wartete nicht lange und schwing ihres nun direkt auf seine ungedeckte Seite. Er sprang nach hinten, um nicht getroffen zu werden. Die geschockten Blicke aller verdeutlichten nur die Aufregung. „Du kannst gut kämpfen, jetzt brauch ich mich doch nicht zurück halten.", äußerte sich Mario mit einem bedrohlichen Blick. Lillith warf ihr Katana zur Seite. „Ich mich also auch nicht.", kicherte sie. Die Spannung lag in der Luft, niemand traute ein Ton von sich zu geben. Wer machte jetzt den ersten Angriff? Es bemerkte nun jeder, dass das Mädchen vor ihnen kein kleines Mädchen war, sondern ein Black Angel. Lillith ging langsam mit einem Lächeln auf ihn zu, es hallten die Schritte in dem Saal. Mario konnte nicht warten und machte einen schwungvollen Seittritt, doch Lillith duckte sich nur kurz und bewegte sich weiter auf ihn zu. Jetzt stand sie direkt hinter ihm. Er stoß seinen Ellenbogen nach hinten, sie blockte auch diesen Angriff mit ihrer Hand, somit konnte er nicht ihre Rippen treffen. Hätte er getroffen wäre dieser Stoß ziemlich schmerzhaft gewesen und zu ihrem Nachteil geworden. Sie hielt den Arm fest und bog ihn nach hinten auf seinen Rücken, somit konnte er ihn nicht mehr bewegen. Jetzt sprang sie auf seinen Rücken und schling ihren Arm um seinen Hals, er war im Würgegriff. Er versuchte ihre Arme zu lösen, doch es gelang ihm nicht, aber er hatte eine andere Weiße sie loszuwerden. Mario packte sie an ihrem T-Shirt und beugte sich geschwind nach vorne. Lillith flog von seinem Rücken auf den Boden. WUMS. Ihr Körper krackte auf das Holz, sie schützte ihren Kopf mit ihren Händen und rollte sich zur Seite, sodass sie wieder aufstehen konnte. Ein paar Männer lachten hinter ihrem Rücken, doch verstummten wieder als Lillith ihren Kopf in Richtung des Gelächters drehte. „Du solltest deine Augen nie von deinen Gegner lassen.", gab Mario von sich, als er nach ihrem Kragen greifen wollte, um sie wieder auf den Boden zu werfen. Doch Lillith packte seinem Arm drehte ihn um, schwing ihren Körper in einer Salto Form mit dem einen Bein voraus über seinen Körper, dass vordere Bein legte sie um seinen Hals, das andere hinter seinen Kopf und presste die Beine in mitten des Fluges zusammen, sodass er seinen Kopf nicht lösen konnte. Mit dem gewaltigen Schwung den sie hatte, warf sie ihn von seinen Beinen, weswegen er nach vorne rollte und beide auf den Boden landeten. Nun krachte sein Körper auf den Boden. Er keuchte. Sie hielt seinen noch immer umklammerten Arm gepresst auf dem Holz. Er konnte sich nicht bewegen. Er war in dieser Stellung machtlos. Sein Hals war von ihren Beinen umschlungen und sein Arm wurde fest umklammert unbeweglich gemacht. Er zappelte und versuchte nach Luft zu schnappen, er konnte nicht atmen. Selbst die Herumstehenden hielten ihren Atem an. Schließlich klopfte Mario mit seinem freien Arm auf den Boden. Es war aus. Der Kampf endete.  Unglaublich, das verachtete und verspottete kleine Mädchen hat gegen den Chef dieses Dojo gewonnen! Sie löste ihren Griff und ließ Mario frei. Er holte tief Luft und prustete los. Lillith stand auf  und streckte ihre Hand nach ihm aus. „Ist alles O.K?", fragte Lillith besorgt. „Ja, danke.", keuchte Mario, nahm ihre Hand und stand auf. Es war immer noch totenstill. Niemand hat es bisher geschafft den Chef in einem 1 vs. 1 Kampf zu schlagen. Selbst wenn fünf Leute auf ihn losgingen, er hatte immer gesiegt. Und jetzt dieses Mädchen. Es tauchte aus den Nichts auf und besiegte ihn, und das auch noch so schnell. Der Kampf ging nicht mehr als fünf Minuten! Mario reichte ihr drei Gutscheine. „Nimm sie alle, das hast du dir verdient.", gab er verlegen von sich. Ihm war es selbst peinlich von einem Mädchen vor allen anderen besiegt zu werden. „Danke. Ich sagte doch, das ich es selbst schaffen werde.", Lillith grinste. Und ging fröhlich aus der Halle, James folgte ihr, immer noch geschockt von dem was gerade geschah. „Warte. Ich muss mich entschuldigen, ich... ich dachte nicht, dass... du so stark bist.", stotterte er. „Keine Sorge, ich verüble es dir nicht.", Lillith lachte, „Es ist eher ein Vorteil, dass ich unterschätzt und als ungefährlich eingestuft werde. Trotzdem hasse ich es wenn sich jemand zurückhält, deswegen war mein letzter Move vielleicht ein bisschen hart.", gab Lillith zu. „Hey, aber hast du vielleicht nach der Schule Zeit?", fragte sie. „Ja, wieso?", antwortete James. „Willst du mit mir in dieses Restaurant gehen?", fragte Lillith nach. „Mit mir?". „Ja, mit dir.", versicherte sie. James wurde rot, er wurde noch nie von einem Mädchen gefragt. Sie hatten meistens Angst vor ihm und blieben von ihm fern. „Also?", fragte sie nach. „J-Ja.", stotterte er verlegen. „Gut, jetzt brauche ich noch jemanden.", Lillith dachte nach, wer würde noch in Frage kommen. „Nehmt mich doch mit.", lachte jemand hinter ihnen. Sie drehten sich um, vor ihnen stand der Typ der vor Lillith mit Mario kämpfte. Er hatte weiß gefärbte lange Haare und feuerrote Augen, die funkelten im Sonnenlicht wie zwei kleine Rubine. „War nur Spaß. Du bist echt stark, Lillith.", er lachte wieder. „Ich bin übrigens Sayun Kotomine, entschuldige meine Unhöflichkeit.". Bevor sie antworten konnte machte sich der kräftige Mann schon aus den Staub. „Er gehört den Red Dragons an, er wird auch Blood Dragon genannt. Sayun Kotomine ist der Sohn des Bosses. Er kann Menschen in Sekunden umbringen, besonders geschickt ist er mit Kunais, das sind kleine Wurfmesser. Halte dich am besten von ihm fern. Niemand kennt ihn wirklich, er geht mit den meisten streng um und schlägt auch welche, die ihm auf die Nerven gehen.", erklärte James. „Hat überhaupt jemand versuch sich ihm zu nähern oder hatten alle zu große Angst im vor die Augen zu treten?", fragte Lillith genervt. Sie hasste Gerüchte, sie musste selbst schon erleben welche Auswirkung Gerüchte auf Menschen hatte. Sie brauchte keine Antwort und ging los um Greyson zu suchen. Sie kannte nicht viele hier im Hotel, deswegen ging sie hoch zu ihrem Apartment, auf dem Weg wollte sie bei ihm vorbeischauen, um ihn zu fragen ob er mit will. Sie klingelte an seiner Tür. „Ja, komme gleich einen Moment.", ertönte es verdumpft aus seinem Apartment. Die Tür öffnete sich. „Oh, hey Lillith! Brauchst du irgendwas?", fragte Greyson. „Willst du mit mir und James morgen nach der Schule in ein Restaurant gehen?", Lillith zeigte ihm die Gutscheine. „Gerne, aber woher hast du die? Ich kenne nur eine Person, die diese Gutscheine besitzt, aber dafür-.". „Ja, von Mario. Sie hat gegen ihn gewonnen. Alleine.", unterbrach James Greyson. „Warte, Lillith hat gegen ihn gewonnen?", staunte Grey. „Jap, das habe ich.". Lillith grinste. „Wow.", Greyson konnte es immer noch nicht fassen und stand mit leicht geöffneten Mund und verdutzt im Türrahmen. „Also das hätten wir dann geklärt. Wir sehen uns morgen!", Lillith verabschiedete sich von den beiden und ging in ihr Apartment. Greysons Gesicht verdüsterte sich, „Du hast sie nicht aufgehalten? Ich hoffe du weißt was jetzt passieren wird.". „Ja, dem bin ich mir bewusst, aber ich kann dir eins sagen, du solltest sie nicht unterschätzen. Ich habe ihren Blick als sie gekämpft hat gesehen, ich glaube jeder hatte es gespürt, sie ist ganz sicher nicht normal. Sie hat eine mörderische Aura um sich wenn sie kämpft. Sie hat noch nicht mal ihr Gesicht verzogen als sie auf den Boden geworfen wurde, kein Anzeichen von Schmerz. Andere wären danach nicht so schnell aufgestanden, sie aber ist in Sekunden wieder auf den Beinen gewesen.", erklärte James. „Wir müssen trotzdem wachsam bleiben, nicht das schon wieder das gleiche wie früher einmal passiert.", sprach Grey an. James nickte nur und ging in sein Apartment. „Manchmal wüsste ich gerne was in seinem Kopf vorgeht.", flüsterte Greyson bevor auch er seine Tür schloss. Doch eines haben sie nicht bemerkt, sie wurden belauscht. Lillith stand noch immer hinter ihrer Apartmenttür und hatte das ganze Gespräch mitbekommen. „Mörderisch, huh.",  äußerte sich Lillith leise und verlies nun den Eingangsbereich ihrer Wohnung. Sie hob, den in der Küche stehende Bilderrahmen auf, es war ein Familienfoto. In diesem Bild war sie gerade mal vier und war in den Armen ihrer Eltern. „Heute ist viel passiert. Ich wurde im Grundstück herumgeführt und habe meine neue Schule gesehen. Ein großer rot-brauner Kasten mit einer Turnhalle und Außenbereich. Ich hoffe, dass meine Mitschüler nett sind. Keine Sorge, ich werde versuchen neue Freunde zu finden. Ach und heute habe ich den Chef des Dojos besiegt, bist du stolz auf mich, Papa? Und ich habe viele neue Leute kennengelernt, auch einen in dem ich mich irgendwie wiederfinde. Er wird von allen gefürchtet, nur wegen einem Gerücht. Keine Sorge, Mama, dem glaube ich nicht. Er ist bestimmt einsam. Es ist aufregend hier in Tokio, morgen ist der erste Tag in meiner neuen Schule, ich bin schon gespannt. Ich vermisse euch.", Lillith küsste das Bild und stellte es wieder hin. So verging auch die zweite Nacht in ihrem neuen Zuhause.

Black AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt