Was fiel ihm ein? Machte er mir gerade Vorwürfe deswegen?

"Du meinst den Plan, den du für mich als Kind gemacht hast? Wo ich BWL studiere und deine Firma übernehme? Der Plan, der vorsagt, dass ich David heiraten muss, um die Firmen zu vereinen? Eine Firma, die es nicht mehr gibt, weil du sie in den Ruin getrieben hast. Ich weiß auch nicht, wie ich mich nicht an diesen Plan halten konnte."

Ich konnte sehen, wie sein Kiefer sich anspannte und er sich auf die Unterlippe biss, damit er sich zurückhielt. 

Er konnte froh sein, dass ich wenigstens einen Teil von dem Plan befolgt hatte. Aber das musste ich ja schließlich für das Geld, das wir durch unseren Vater erst dringend benötigten.

"Wenn du diesen Plan von unserer Familie hattest, warum hast du uns dann verlassen?", fragte ich ihn.

Es war Zeit für Antworten. Egal, wie hässlich das werden würde. Konnte es denn wirklich schlimmer werden als das hier?

"Dinge haben sich geändert, Claire. Ich war deine Mutter und ihr ständiges Gejammer immer mehr satt. Ständig laberte sie mich voll 'Verbring mehr Zeit mit deinen Töchtern', 'Warum bist du wieder nicht zum Abendessen da gewesen?' blah blah blah."

Mir gefiel die Art nicht, wie er 'deine Mutter' sagte. Grace war auch anwesend. Sie war unsere Mutter. Er würdigte ihr auch keinen Blick. Was sollte das? Verachtete er sich etwas? Und wenn ja, warum?

"Ich erinnere mich, dass wir häufig zu dritt beim Abendessen saßen. Lass mich raten, deine Sekretärin war wichtiger?"

Er lachte auf. "So kann man das sagen ja." Moment. War sie es, die mir auf den Hinterkopf geschlagen hatte? Er stand ja schließlich vor mir. Es musste also noch eine zweite Person geben.

"Du bist schuld daran, dass es uns für Jahre so beschissen ging. Du hast unsere Mutter in die Sucht getrieben! Und sie hat Grace über so lange Zeit misshandelt. Warum? Wir sind deine Töchter, verdammt noch mal!"

Es hatte mich immer gewundert, wie er zu so etwas in der Lage war. Der Gedanke, dass ich meinen eigenen, noch nicht existierenden Kindern so etwas antun könnte, ließ mein Herz zusammenzucken. 

Nie im Leben könnte ich ihnen und David so etwas antun. 

Moment, warum 'und David'? 

"Ach bitte, Claire.", schnaubte unser Vater und holte mich aus meinen Gedanken zurück. "Deine Mutter war mir so was von egal. Die Ehe war nur Mittel zum Zweck. Genauso wie die von David und dir. Es geht doch immer nur ums Geld. Doch deine Mutter wollte das nicht einsehen. Hing immer an mir und wollte, dass ich ihr sage, wie sehr ich sie doch liebe."

Also war das alles nur eine Lüge? Mein ganzes Leben war eine Lüge? Jahrelang hatte ich gedacht, dass meine Eltern sich liebten. Nur um jetzt zu erfahren, dass es auch nur ein Geschäftsdeal war.

Deswegen war es ihm auch so leicht gefallen, mich an David abzugeben. Das hatte man früher auch mit ihm gemacht. 

Würde das auch die Zukunft von David und mir sein? Unerwiderte Liebe? Aussichtslose und kaputte Zukunft? Kinder, die nur ich lieben würde? Die wir wieder fürs Geschäft mit anderen vermählen würde? 

Würde ich wie meine Mutter enden?

Mir schossen Tränen in die Augen, aber ich versuchte mich zu beherrschen. Ich wollte keine Schwäche zeigen. Nein, weinen war kein Zeichen der Schwäche. Er sollte nur nicht sehen, dass seine Worte mir unter die Haut gehen. Auch ohne die Hilfe meiner Eltern war ich eine starke Frau geworden. 

"Aber was willst du dann mit uns? Du und deine Sekretärin seid doch mit jeder Menge Geld abgehauen, bevor die Behörden alles beschlagnahmen konnten." 

Er schnaubte erneut auf. "Wenn du wüsstest, wie teuer es sein kann, auf der Flucht zu sein. Gefälschte Dokumente sind nicht billig. Und ich war einen gewissen Lebensstil gewöhnt. Vielleicht erinnerst du dich daran. Nach sechs Jahren war es dann doch schnell weg.", erklärte er.

Er war einen gewissen Lebensstil gewöhnt? Ja, kein Scheiß! 

Ich war es auch gewöhnt, nicht jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen. Oder nicht zwei Jobs neben Schule und Studium haben zu müssen. 

"In einer kleinen Wohnung zu dritt zu wohnen, sich mit Sozialhilfen über Wasser halten und plötzlich an der Armutsgrenze zu leben, ist auch nicht gerade ein Zucker Schlecken!", konterte ich.

Was war das denn für eine dämliche Aussage! Wir hatten es nicht leicht, er schlürfte wahrscheinlich immer noch seinen teuren Whisky und kaufte seiner dummen Ische teure Geschenke. 

"Pass auf, wie du mit mir sprichst." Ich verdrehte meine Augen. "Aber als ich die Nachricht gesehen habe, dass der David Lippoldt heiratet und dann auch noch meine Claire, da wusste ich, was ich machen muss, wie wir an Geld kommen würden."

Mir wurde schlecht. Das alles passiert nur, weil ich zugestimmt hatte, David zu heiraten. Na ja, insofern ich da wirklich ein Sagen hatte.

Aber wenn ich doch das Ziel war, um an das Geld der Lippoldts zu gelangen, warum war Grace dann auch hier?

"Wenn du doch wusstest, dass ich jetzt bei den Lippoldts bin, warum warst du dann bei Mutter?", fragte ich.

Ich war erstaunt, wie offen er über das Ganze hier sprach. Aber leider wusste ich auch, dass das kein gutes Zeichen war.

"Zwei steigern den Preis." Er zuckte mit seinen Schultern. 

Mir gefiel es ganz und gar nicht, wie gelassen er hier rüber redete. So als wären wir keine echten Menschen mit Gefühlen. Als wären wir Objekte. 

Wäre ja nicht das erste und letzte Mal, dass Frauen wie Objekte behandelt werden.

"Ich hatte nicht geahnt, wie deine Mutter ausrasten würde, wenn sie mich sieht. Wow. Sie konnte laut werden! Und aggressiv. Aber das war wahrscheinlich dem Alkohol geschuldet."

Grace, die immer noch an meinem Arm klammerte, drückte fest zu. Sie wusste genau, wie unsere Mutter sein konnte, wenn sie getrunken hatte. Ich packte ihre Hand, um ihr zu zeigen, dass ich für sie da war.

"Aber das machte es umso leichter für mich, als du und der gute David aufgetaucht seid. Er würde doch wohl nicht seine kleine Schwägerin zurücklassen, oder?", grinste er höhnisch.

Wie konnte man nur so widerlich sein? 

"Was denkst du, Claire, wie viel seid ihr ihm wert?", fragte er und stand von dem Feldbett auf. "Wie viel würde er für euer Leben geben?"

Mit diesen Worten verließ er das Betongefängnis und schloss die schwere Tür hinter sich.

Plötzlich konnte ich es nicht mehr halten und der Damm brach. Ich umklammerte Grace und wir beiden weinten im Arm der anderen. 

Doch eine Frage, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging; was war ich David wert?

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Married to the Devil's SpawnDonde viven las historias. Descúbrelo ahora