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"Fräulein Claire?" Ich merkte, wie mich jemand leicht an der Schulter schüttelte. Ich öffnete meine Augen und blickte auf eine junge Frau, die wie ein Dienstmädchen aus allen amerikanischen Filmen gekleidet war. "Das Mittagessen ist fertig.", informierte sie mich und verschwand dann wieder aus dem Zimmer.

Halt! Zimmer? Aber ich war doch draußen auf der Liege eingeschlafen. Jetzt lag ich allerdings auf dem großen, kuscheligen Bett. Wie war ich hier hingekommen? Wurde ich etwas hereingetragen? Aber wer war das?

Ich schob die neuen Gedanken in den Hintergrund und betrachtete mich im Badezimmerspiegel. Oh Himmel Herrgott, ich sah schrecklich aus! Meine langen, braunen Haare waren ein einziges Chaos. Schnell kämmte ich sie durch, bevor ich zu den Anderen zum Essen stieß.

Als ich in den Flur trat, roch ich bereits das Essen. Ich hatte nie die Zeit etwas Richtiges für Grace und mich zu kochen. Es musste immer einfach und schnell gehen. Vielleicht waren wir deshalb auch so klein geblieben.

Ich betrat das geräumige Esszimmer mit dem großen Esstisch und vielen Stühlen. Victoria, Hannes und David saßen bereits am Tisch und warteten auf mich. Ich entschuldigte mich für meine Verspätung und setzte mich gegenüber von David. Seine Eltern saßen jeweils am Kopf des Tisches. Der Tisch schien so leer und viel zu groß für nur vier Personen.

Ein älterer Mann mit leicht grauem Haar stellte uns die Teller mir dem Essen hin. Nachdem wir alle etwas hatten, fingen wir an, zu essen. Gott, war das köstlich! Wie konnte man nur so gut kochen? Eine Geschmacksexplosion!

"Erzähl' uns von dir, Claire.", bat Victoria. Ich schluckte meinen Bissen runter, den ich gerade im Mund hatte. "Ich bin seit kurzem 19 und habe eine kleine Schwester namens Grace. Sie ist 13 Jahre alt. Ich studiere momentan an der örtlichen Universität Allgemeinmedizin."

Mein Vater wollte immer, dass ich seinen Platz in seiner Firma übernahm, allerdings gab es jetzt nichts mehr zum Übernehmen. Deswegen und weil er uns einfach so im Stich gelassen hatte, studierte ich etwas Anderes. Einfach aus Prinzip.

Ich wollte schon immer Ärztin werden. Am besten Kinderärztin. Ich liebte Kinder über alles. In der Schule hatte ich mich sehr angestrengt, um ein 1,0 NC zu bekommen, damit ich Medizin studieren konnte. Ich war so glücklich, als ich es letztendlich erreicht hatte.

"Wow. Medizin. Das ist beeindruckend.", bemerkte Victoria. Ich lächelte verlegen und aß weiter. Ich war Komplimente keineswegs gewohnt. Auch wenn man ihr Kommentar kaum als Kompliment deklarieren könnte. Dennoch machten mich solche Aussagen einfach verlegen.

"Was hältst du davon, wenn wir gleich shoppen fahren, Claire?", fragte Victoria mich plötzlich. Ich verschluckte mich fast am Essen, als ich das hörte.

Ich war lange nicht mehr richtig shoppen gewesen. Nur kurz mit Grace, wenn sie etwas Neues zum Anziehen brauchte oder so. Wir hatten einfach nicht das Geld dazu.

"Ehm, klar. Gerne." Wenn ich Grace das alles erzählen werde, wird sie abdrehen! Das brachte mich auf eine Idee.

"Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir meine kleine Schwester mitnehmen können? Ich will mit ihr reden und ihr alles erklären." Ich wollte Grace nicht alleine lassen, wie es unser Vater damals gemacht hatte. Ich konnte sie nicht alleine lassen. Nicht mit unserer grausamen Mutter.

"Erstens brauchst du mich nicht zu siezen, wir sind jetzt eine Familie. Und zweitens würde ich das sehr gerne. Ich würde Grace gerne kennenlernen." Gott sei Dank! Ich wollte sie heute Morgen nicht zum letzten Mal gesehen haben. Und es würde ihr eine riesige Freude bereiten, wenn sie endlich mal wieder richtig shoppen konnte. Der Traum jedes Mädchens.

"Wir holen sie nach der Schule ab und fahren direkt zum Shoppen. Alles klar?", schlug sie vor.

"Alles klar. Sie kommt um 13:15 Uhr aus der Schule.", informierte ich sie. Victoria nickte.

"Dann sage ich unserem Fahrer gleich Bescheid. Melinda wird mit uns kommen." Wer war Melinda? Das würde ich dann ja wohl sehen.

Wir beendeten das hervorragende Essen und ich ging wieder auf mein Zimmer. David und Hannes wollen gemeinsam in die Firma und arbeiten. Was für Workaholics.

Um kurz nach 13 Uhr stand ich bereit im Foyer. Ich hatte mich inzwischen umgezogen. Ich trug nicht mehr meine Arbeitskleidung, sondern eine einfache Jeans, ein weiß-blau gestreiftes Shirt und einen dunkelblauen Cardigan. Dazu meine alten, kaputten Vans, die ich schon seit Jahren besaß.

"Ach, da bist du ja schon!" Victoria kam die Treppe herunter. Hinter ihr die junge Frau, die mich zum Mittagessen geweckt hatte. "Claire, das ist Melinda. Sie wird uns begleiten und uns beim Entscheiden helfen." Ich nickte nur. Wie man merkte, war ich kein Mensch der vielen Worte. "Auf geht's!" Victoria schien so angetan von unseren bevorstehenden Shopping-Trip.

Gemeinsam gingen wir aus dem Haus. Vor der Tür stand bereits ein großer Wagen. Passten wir denn da alle rein? Sollte nicht meine Sorge sein.

Wir fuhren zu Grace' Schule. Ich war etwas aufgeregt. Wie würde sie auf die Nachricht reagieren? Ich hatte Angst vor ihrer Reaktion. Ich ließ sie immerhin alleine. So wie unser Vater damals. Das wollte ich nicht.

Ich wartete geduldig auf dem Parkplatz der Schule, woran sie vorbei musste, wenn sie sich auf den Heimweg machte. Der Gong klingelte und jetzt musste ich sie nur noch unter den ganzen Kindern finden.

Grace sah mich, bevor ich sie sah. "Claire? Was machst du hier?", wunderte sie sich, als sie auf mich zu kam.

Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. "Ehm, es gibt da ein paar Neuigkeiten, die ich dir sagen muss. Aber nicht hier. Wir machen erst mal eine Shopping-Tour." Ihre Augen leuchteten plötzlich auf, als ich es erwähnte.

"Aber wie? Wir haben doch kein Geld."

"Das ist Teil der Neuigkeit." Sie nickte nur und ich führte sie zum Auto. Sie blieb abrupt stehen, als sie bemerkte, dass ich auf den teuren Wagen zu steuerte.

"Claire, wem gehört das Auto?", fragte sie mich.

"Das wirst du gleich erfahren." Ich öffnete die Tür und ließ Grace als Erste einsteigen. Erstaunlicherweise passten wir alle ins Auto. Melinda saß vorne bei dem Fahrer, dessen Name ich immer noch nicht kannte. Victoria, Grace und ich würden uns hinten rein quetschen.

"Du musst Grace sein. Freut mich, dich kennenzulernen.", meinte Victoria und nahm Grace in den Arm, so weit es ihr möglich war.

"Ehm, nett Sie kennenzulernen, wer auch immer Sie sind.", erwiderte Grace skeptisch. Victoria gab dem Fahrer das Zeichen, weiterzufahren.

"Grace, das ist Victoria. Sie ist meine Schwiegermutter. Na ja, sie wird es bald sein, sobald ich ihren Sohn geheiratet habe.", erklärte ich ihr. Grace sah mich plötzlich mit großen Augen an.

"Wie bitte?!"

"Wie bitte?!"

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Married to the Devil's SpawnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt