„Hilfe!" Rief ich, doch die einzige Antwort die ich bekam war eine knarzende Tür, die ins Schloss fiel und dann die schweren Schritte eines Menschen. Ich schrie weiter, rüttelte heftig an meinem Stuhl und flehte, aber keiner sagte etwas. Und dann spürte ich nur etwas spitzes, dass in meinen Hals gerammt wurde. Ich schrie weiter, verlangte zu wissen was das sollte, aber je mehr ich sprach, desto undeutlicher wurde ich und am Ende hörte ich mich selbst nur noch aus der Ferne lallen. Ernsthaft, was haben die mir verabreicht?!?!

Ich verlor komplett mein Zeitgefühl. Mal war ich bewusst anwesend, mal wusste ich nicht mal ob ich noch lebte. Doch obwohl es stockfinster für mich war, war ich viel zu angespannt um auch nur eine Minute zu schlafen. Ich saß wie auf einem Nagelbett, wartete nur darauf, das etwas passierte - denn irgendwann musste ja etwas passieren - und ich hoffentlich wieder klar im Kopf werden! Wie viel Zeit verging, wusste ich nicht, aber irgendwann hörte ich mal wieder Stimmen nach einer gefühlten Ewigkeit. Jemand redete, doch mein Verstand war noch zu wirr um irgendwelche Worte richtig aufzuschnappen, aber irgendwie hörte ich trotzdem alles was sie sagten. Was war das jetzt wieder?! Fing ich an zu halluzinieren? „Ist sie es wirklich?" „Du glaubst doch nicht wirklich das ich die Falsche genommen habe." „Ich habe sie schon gesehen. Sie ist nichts besonderes!" Ich hörte zwar den Zweifel, doch der Ekel nahm Überhand. Wie konnte ich ihn hören und gleichzeitig auch wieder nicht hören? Ich strengte mich an, versuchte zu lauschen, doch je mehr ich es versuchte, desto leiser wurden die Stimmen und meine Konzentration schwand immer mehr. Ich war völlig erschöpft von dieser kleinen Aufgabe und gab es wieder auf. Ich war so schwach, dass ich beinahe schon wieder eingeschlafen wäre, aber dann hörte ich nochmals ein paar wenige Worte, bevor ich schlussendlich wirklich weg genickt bin. „...Stell mich nie wieder in Frage! Du bist hier ein Nichts!" Schnauzte der andere Mann wütend und dann blieb es still, obwohl ich wie durch seine Augen sah, wie er einen langen Gang entlang schritt. Mehrere bewaffnete Kleingruppen standen in den abzweigenden Gängen beieinander und tuschelten, sobald sie mich - beziehungsweise den Mann - erblickten.

Es war düster und die Gänge nur erhellt von einzelnen Fackeln an Wandhalterungen. Trotz des schummrigen Lichts konnte ich immer wieder die Gitterstäbe erkennen und die Hände die rausgestreckt waren, der starke Geruch nach Urin und ich hörte das qualvolle Stöhnen. Wo zur Hölle war ich?! Genauso plötzlich wie diese komische Halluzination kam, verschwand sie auch wieder und schwer atmend sackte ich auf meinem Stuhl noch weiter zusammen. Mein Kopf drehte sich von all den Eindrücken und pochte unangenehm an den Schläfen. Egal was hier gerade passierte, das war alles außer gut. Ich musste hier raus kommen, irgendjemand überzeugen, dass ich hier nicht her gehörte und darauf hoffen, dass ich dann raus gelassen werde. Das hier muss doch ein Verwechslung sein! Weshalb sollte man mich auch entführen? Ich habe nichts zu bieten, keiner würde Lösegeld für mich zahlen. Ich bin niemand besonderes!

Ich zermarterte mir das Hirn bis ich das verkennbare Klicken hörte und mein Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam zuckte. Ich habe über alles nachgedacht, was Excidium von mir wollen würde, aber ich fand keinerlei Grund!

Ohne das sie irgendwas sagten oder sich durch Bewegungen verrieten, wusste ich bescheid, dass mich mehr als nur ein Augenpaar beobachtet und sobald ich die Körperwärme eines anderen neben mir spürte musste ich einfach drauf los fragen. „Was wollt ihr von mir? Warum habt ihr mich entführt? Wer seid ihr überhaupt?"

„Oh, schau mal. Sie hat uns doch schon bemerkt." Allein diese Stimme zuhören ließ kalte Schauer über meinen Rücken jagen, in Kombination mit dem Geruch der mir plötzlich in die Nase flog ließ mich schlechte Vorahnungen haben. Und dann wurde mir die Augenbinde abgenommen und nach dem ersten Moment wurde meine Ahnung bestätigt und ich musste mich übergeben. Direkt auf Felians Füße. Ich wusste es. Dieser Geruch... Ich glaube nicht, ihn je wieder vergessen zu können. Geschah ihm recht, aber ich hätte doch lieber wieder die Augenbinde auf. Das schale Licht war mir trotzdem zu grell und ich kniff die Augen zusammen, bevor ich auch nur etwas erkennen konnte, außer der hässlichen Visage von Felian. „Oh, sie hat dich ganz doll vermisst, Felian, das sieht man sofort!" Die Stimme kannte ich auch, dachte über sie die letzten Stunden andauernd nach, aber den Zusammenhang zwischen ihnen kannte ich bisher nicht. „Das könnte doch lustiger werden, als erwartet!" Die Säure meines Magens verätzte meinen Rachen und der bittere Geschmack in meinem Mund brachte mich beinahe dazu, mich nochmals zu übergeben, aber ich konnte mich beherrschen. „Das waren meine neusten Schuhe!" Beschwerte sich Felian und sah angeekelt nach unten, bevor er Flora einen wütenden Blick zu warf. Er fand es nicht so zum Lachen wie sie und ich erst recht nicht. „Was wollt ihr von mir?" Hustete ich und sah beide wütend an. Das Flora mit auf dem Fieslingstransport war, wusste ich bereits, aber Felian? Das habe ich nicht kommen sehen. „Ist das nicht langsam ersichtlich? Wir sind hier bei Excidium!" Danke, Flora, so weit war ich auch schon. „Und was macht ihr hier? Mit mir? Was wollt ihr von mir?" „Das ist nicht unsere Aufgabe zu erklären. Wir sind nur das Empfangskomitee, das du dich hier wohler fühlst." Ich konnte nicht anders als humorlos zu lachen. „Weil man sich ja auch so wohlfühlt, wenn man Handschellen trägt und gefesselt ist. Und in eurer Gesellschaft ist." Flora zuckte nur mit den Schultern und betrachtete nachdenklich Felian, der immer noch versuchte meine Kotze von seinen nagelneuen Schuhen zu bekommen. „Aber es ist witzig dabei zu zu sehen." Sie war so kalt zu mir, so hab ich sie noch nie erlebt. Klar, Flora war schon immer eigenartig und in ihrer Nähe fühlt man sich nicht immer so wohl, aber das hier ist neu. „Es wird echt witzig dabei zu zu sehen, wenn du alles erfährst. Das war wirklich ein Geniestreich von mir! Siehst du Felian, meine Pläne gehen auf, deine nicht!" Die Häme spürte nicht nur ich und so erntete sie einen zornigen Blick von Felian, der aber ansonsten still blieb und ich war nur verwirrt. Ich rüttelte an meinen Fesseln, aber es half nicht. „Verschwende deine Kräfte nicht. Du wirst sie noch brauchen, bei dem was wir mit dir vor haben." Das ich nicht lache. Ich werde bei gar nichts mitmachen! „Oh, du bist wirklich süß, aber wir sollten jetzt gehen. Komm Felian. Lass deine Geliebte mal in Ruhe." Mein Blick musste Bände sprechen, denn Flora kicherte nur während Felian nur irgendwas grummelte und eine leise Diskussion mit Flora führte, aber scheinbar gewann sie, denn mit hängenden Schultern verließ Felian dann doch den Raum und ich hörte von außen nur noch das Gelächter zu mir her wehen. Aber es war nicht nur das helle Lachen von Flora, sondern mehrere tiefe Bassstimmen mischten sich mit drunter. „Einer sollte bei ihr sauber machen, sonst tritt noch jemand in ihre Kotze. Es reicht wenn Felilein drin stand!" Lachte Flora weiterhin und die Männer von vor der Tür zogen Felian weiter damit auf.

Die Chroniken der Arcani - Das ÜberlebenWhere stories live. Discover now