Kapitel 9

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Robyn hatte schon die ganze Einsatztruppe am Flugzeug versammelt und keine Sekunde nachdem die letzten Soldaten in Begleitung der königlichen Geschwister das Flugzeug betraten flogen sie los. Augenblicklich wurde Geschrei laut. Alex befahl mit herrischer Stimme das sämtliche Heiler zu ihm kommen müssten. Der eigentlich ursprüngliche Hologramm Tisch in der Mitte des Gemeinschaftsraums wurde entwendet und diente nun als Unterlage für Philippa. Es war gruselig sie zu sehen. Man erkannte sie und dann wieder auch nicht. Ihre Haut schien mehr grau als warm, ihre Knochen stachen überall raus und ihr Haar war wohl nicht viel mehr als ein verfilzter Klumpen aus Blut und Schweiß. Robyn weiß nicht, was er erwartet hatte, denn Excidium war nicht gerade für seine Gastfreundschaft bekannt, aber das... Es war was anderes bei ihr. In knapp drei Wochen konnte eben sehr viel passieren. Sie war das beste Beispiel. Wären sie doch alle nur eher hier gewesen.

„Okay, Leute. Wir müssen sofort versuchen sie zu stabilisieren. Ihr Puls ist schwach und ihre Pupillen komplett geweitet. Wir müssen sie auf alles durchchecken! Aber seid vorsichtig. Am besten kein direkter Hautkontakt! Stoppen wir erstmal sämtliche Blutungen bevor wir uns dem Messer in ihrer Brust widmen. Seit ihr bereit? Das wird eine lange Nacht." Bellte Alex sobald er sicher war, dass Pippa gut lag. Er wollte ihr gar nicht ins Gesicht schauen, sonst würde er wieder nur vor sich hinstarren und könnte ihr nicht helfen. Er versuchte das hier ganz professionell zu sehen, aber die Last und der Druck auf sein Herz ließen dadurch nicht wirklich nach. Er konnte und wollte das hier jetzt nicht verbocken. „Wehe, du stirbst jetzt!" Flüsterte er ihr zu als er sich an ihrem Kopf positionierte und die anderen fünf Heiler an Bord sich ebenfalls auf die offensichtlichen Wunden stürzten. Alex kämpfte mit ihrer zerritzten Kehle und ihrer Wange, doch jedesmal wenn die Wunde kurz davor war sich zu schließen, platzte sie wieder auf und noch mehr laufendes Blut sprudelte hervor. Auch die anderen Heiler schienen dieses Problem zu haben und ratlose Blicke wurden getauscht. „Das... das habe ich noch nie gesehen!" Meinte einer ganz erschrocken und trat einen Schritt zurück. „Was? Was ist denn los?" Philipp der hinter dem Tisch hin und her tigerte und die Situation nicht aus den Augen ließ war sofort alarmiert und lief in großen Schritten hin. „Hallo, sie blutet! Tu deinen verdammten Job und heil sie endlich!" Blaffte er den überforderten Heiler an, als dieser sich jedoch nicht in Bewegung setzte zerrte ihn Philipp wieder hin. Da war zu viel Blut auf dem Körper seiner Schwester als das es gut sein kann. Und irgendwas stimmte da nicht. Das schien auch einer der Heiler zu meinen und er wendete sich von den „einfachen" Wunden ab um das besser zu betrachten. Er legte seine Hände um die Wunde rund um das Messer und fühlte. „Ich sagte ohne Hautkontakt!" Schrie da auch schon Alex und wollte ihn zur Seite stoßen, als er von dem Heiler aufgehalten wurde. Dr. Taylor untersuchte weiterhin die Wunde und blickte dann ernst zu seinen Kollegen. „Sie wurde vergiftet." „Was?" „Wie merkst du das?" Waren die Reaktionen darauf, aber Alex konnte nur seinen Kopf schütteln. „Ihre Wunde hier ist ganz heiß und wenn ich das farblose glitzern am Messer richtig deute, dann ist das eins der schlimmsten Gifte unserer Welt. Wenn wir diese Wunde hier nicht versorgen können, können wir gar nichts versorgen. Dieses Gift spiegelt die eingesetzten Kräfte um ein vielfaches und fügt sie seinem eigenen Kreislauf wieder zu. Heißt, je mehr Magie wir einsetzen, desto schwerer wird sie verletzt. Deshalb reißen die Wunden immer wieder auf!" Erklärte er eilig und schickte einen Soldaten los, alles an medizinischen Utensilien, die mit an Bord waren, zu holen. „Wir müssen zügig arbeiten, bevor ihr Körper sämtliches Gift aufgenommen hat und wir nichts mehr dagegen unternehmen können! Keine Magie mehr. Wir machen es auf die menschliche Art!" Dr. Taylor übernahm jetzt das Ruder, was vielleicht auch gut war, denn Alex hatte keinerlei Plan wie er etwas auf die menschliche Art heilen kann. Warum auch? Normalerweise konnten Heiler jede Wunde ohne weiteres schließen und heilen, aber hier... es war verstrickt. „Wa- was heißt das?" Stotterte Philipp erstickt und der Arzt sah betroffen zu ihr. „Sollten wir sie nicht bald operieren und alles Gift aus ihrem Körper holen wird sie sterben. Denn nicht nur unsere Magie wird gespiegelt, ihre eigene auch. Und je talentierter-" „desto schlimmer wird's für die Person." Beendete Alex stoisch seinen Satz und der Arzt konnte nur noch nicken. Philipps Blick schnellte zu Alex, denn er konnte und wollte das nicht glauben. „Nein, nein. Sind sie sich denn überhaupt sicher das das eine richtige Diagnose ist? Vielleicht täuschen sie sich." „Nein, Prinz Philipp." Phil wurde immer entrüsteter und wetterte herum, konnte nicht glauben was ihm gesagt wurde, aber der Arzt blieb bei seiner Meinung und Alex wusste das es stimmte. Also hielt er seinen Bruder am Arm fest, als er sich auf den Arzt stürzen wollte, der sich gerade mit den anderen Verbliebenen und nur ein paar wenigen Soldaten, die ihnen die Materialien reichten, wieder an die Arbeit machten. „Lass ihn seine Arbeit machen!" Er versuchte ruhig zu klingen, aber selbst ihm fiel das wohl schwer. Vor allem deshalb, weil er Pippa nicht mehr helfen konnte. Er konnte seine Schwester nicht retten und nun lag es an diesem Mann ihr zu helfen. „Retten sie sie, bitte. Tun sie alles, aber sie darf nicht sterben!" Trichterte Alex ihm noch ein und der Mann nickte ergeben. „Wir werden unser Möglichstes tun. Nehmen sie ihren Bruder und gehen sie zu den anderen." Alex riskierte einen letzten Blick auf seine Schwester und dann zog er seinen zeternden Bruder hinter sich aus dem Raum raus hin zu dem Lagerraum, in den auch die anderen Soldaten verbannt wurden. Sie setzten sich nebeneinander ohne ein Wort zu sagen, ohne einen Blick zu wechseln. Sie starrten beide einfach nur auf den Boden und Alex schickte eine Stoßgebet zu den Göttern, seine Schwester - jetzt wo sie sie endlich wieder haben - zu retten und noch nicht zu sich hinauf mitnehmen. Was Philipp machte wusste Alex nicht, aber wahrscheinlich machte er was ähnliches.

„Mylord?" Ein Soldat kam auf Lord Derrington zu, der sich neben seinen Sohn stellte und dem Spektakel im Gemeinschaftsraum traurig mit beobachtet. „Hmm." „Wir haben diese Dokumente und Bücher in einem der Räume gefunden und haben sie mitgenommen. Keine Ahnung ob sie wichtig sind, aber jemand hatte versucht sie zu verbrennen. „Wirklich, zeigen sie her!" Er wendete seinen Blick von dem Tisch und hin zu den Unterlagen, die ihm entgegen gestreckt wurden. „Was ist das?" Fragte er verwirrt, nachdem er für einige Momente die Bücher studierte. „Ich weiß es nicht. Hier in diesem Notizbuch sind nur kryptische Zeichen die keiner von uns kennt und die anderen Bücher beschäftigen sich nur mit Theorien über die Fähigkeiten. Nur allgemeines darüber. Was halten sie davon?" „Merkwürdig." Lord Derrington ließ seinen Blick schweifen und sah wieder zu Philippa rüber. „Sie muss etwas dazu wissen." Er nickte zu ihr rüber und der Soldat nickte bestätigend. „Nehmen Sie es mit ins Hauptquartier. Ich werde mich darum kümmern!"

Robyn blickte kurz zu seinem Vater als dieser ihm seine Hand an die Schulter legte. „Denkst du, sie wird es schaffen?" Flüsterte er, aus Angst würde er es zu laut sagen, würde der schlimmste Fall eintreten und sie würde noch hier sterben. Es war schrecklich seine Freunde zu sehen wie sie selbst so hilflos in einer Ecke saßen und nichts mehr tuen konnten als zu bangen. „Sie ist stark. Sie ist eine Dornewill. Sie wird das überstehen. Vertrau mir." Sprach Lord Derrington ihm gut zu, aber noch konnte Robyn dies nicht glauben.

„Hätten wir nur diesen Anführer auch fangen können. Das wäre ein Durchbruch gewesen." Für Robyn war es schon Erfolg genug Pippa nun hier zu haben, aber wenn er sich um die Sicherheit des Königreichs kümmern müsste, würde er wohl ebenfalls so denken wie sein Vater. „Vielleicht kann sie uns helfen." Murmelte Robyn und sein Vater nickte ihm bestätigend zu. „Das muss sie. Ohne sie glaube ich sind wir alle verloren."


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Die letzten beiden Kapitel zu schreiben fiel mir extrem schwer und selbst jetzt finde ich sie nicht wirklich gelungen oder gar meinen Vorstellungen entsprechend. Doch die anderen Kapitel sind zum Großteil schon fertig und ich wollte euch auch nicht weiter auf die Folter spannen.

Wie gesagt, nicht wirklich gelungen, aber bis mir nichts besseres einfällt und ich es austausche müsst ihr hiermit vorlieb nehmen.
Falls ihr irgendwelche Anmerkungen habt, dann immer gerne her damit!

Liebe,
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Die Chroniken der Arcani - Das ÜberlebenWhere stories live. Discover now