Kapitel 35

141 6 2
                                    

Der Hausarrest war ernst gemeint. Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen ohne von 5 Wachhunden, aka Gardesoldaten, verfolgt zu werden. Egal ob ich in der Stadt Trainingsvorbereitungen fürs Bogenschießen hatte oder von Colton und Ramsley eingespannt wurde, ich war nie mehr allein. Mir wurde der Kontakt zur Außenwelt extrem eingeschränkt, meine einzigen Gespräche außerhalb betrafen nur das Training und somit war das ganze beschränkt auf vielleicht noch Serena und Finn. Nicht mal Prinz Neven bekam ich mehr zu Gesicht, denn der ganze Hofstaat wurde nun in einem separaten Speisesaal untergebracht und so blieben wir auch wieder unter uns. Mom strafte mich immer noch mit bösen Blicken, Dad lächelte mir aufmunternd zu und ansonsten legte sich eine schwere Stille über die Anwesenden. Außer Avania war in unserer Gesellschaft neben Lord Derrington und Robyn. Warum Robyn sie immer noch ständig zu unseren Abendessen einlud, wusste ich nicht, denn wirklich jeder am Tisch musste sich schon einmal die Augenverdrehen wegen ihrer Absurdität und ihrer Affektivität. Selbst Sebastián tat es! Und das musste schon was heißen und so ließ ich es jedes mal einfach über mich ergehen und hoffte das der Abend vorzeitig enden würde. Aber nicht immer hatte ich dieses Glück und dann heuchelte Avania ein Interesse an mir vor, nur um unterschwellig meine Moral noch weiter zu senken und damit einher auch mein Selbstwert. Alles kritisierte sie oder meinte: „Also ich hätte das ja so und so gemacht. Aber gut. Jeder wie er meint, nicht war, Pippa?" Mom schaute sogar sie missbilligend an, aber das bemerkte meine beste Freundin gar nicht. Aber all das Negative mal beiseite, Avania hielt wenigstens Konversation um irgendwelche Stimmen am Tisch zu hören, auch wenn das die Stimmung in unserer Ecke der Tafel kaum hob. Phil grunzte manchmal zustimmend wenn Avania ihn was über den Wettkampf fragte, aber ansonsten war er auch mehr genervt als erfreut über ihre Anwesenheit. Nach einem Essen wo sich Avania nicht mal auf die Bitte meines Vaters hin zurücknahm, platzte es aus Aus Phil raus und er fragte gerade heraus, warum sie überhaupt da sei. Empört schnappte Avania nach Luft. „Ich bin Robyns Verlobte. Wo er ist, bin auch ich!" Na klasse. Das erklärte also sein Anhängsel zu unser aller Missfallen. Ich ignorierte den Schmerz in der Brust und den Blick den Robyn mir schenkte. Einfach atmen, irgendwie durchkommen und dann schlafen gehen und das selbe Spiel am folgenden Tag wieder.

Es waren schlimme Tage und mit jeden Weiteren fühlte ich mich noch mehr eingesperrt als davor. Und ständig beobachtet. Es war das schlimmste, denn der Druck der sich dadurch in mir aufbaute, wollte dadurch nicht schwinden und so stand ich jeden Abend Minutenlang unter einer eiskalten Dusche, obwohl sie bis zum Anschlag aufgedreht war. In meinem Zimmer war die einzige Zeit wo ich durchatmen konnte und außer Anna niemand Zeuge von meinen halben Zusammenbrüchen wurde. Ich war froh, das ich wenigstens nachts wie ein Stein schlief, aber wen wunderte es, wenn ich am Tag mehrere Stunden noch mit Colton und Ramsley trainieren musste?

Die beiden machten mich fertig und es war nur den Heilern zu verdanken, dass ich es irgendwie schaffte auf den Beinen zu stehen. Nach unseren letzten Kampf in Lyleija war wirklich sämtliche Rückhaltung seitens Colton verschwunden und ich musste mehr als einmal seinen harschen Angriffen ausweichen. Das hier war ihr Ernst, es war mein Ernst. Wir wollten gewinnen, dafür hatte ich mich zurück gekämpft. Nicht ausschließlich, doch ich hatte nun Blut geleckt und ich wollte den Sieg. Nennt man das so? Denn wenn ich schon nichts erleben durfte und auch sonst nichts spannendes passieren durfte, hatte ich nur das Training und so gab ich da alles.

Wie auch immer. Es schien mir fast schon wie eine kleine Verschnaufspause zu meinen lieben Bogenschützen Team zu gehen. Es war entspannt, locker und so viel lustiger als mit den meinen beiden Trainern im Schloss. Ich sah jedoch Tag Florence und Serena, konnte vor Finnjan angeben wie gut ich nun schießen konnte und fuhr unheimlich viel Lob seitens des Coaches ein - etwas das man bei Colton lange suchen konnte. Der Coach war voller Zuversicht als wir die ersten Probeläufe antraten und feierte vorab schon gefühlt unseren Sieg. So euphorisch zeigten wir Teilnehmer uns nicht. Mehr als die Hälfte war mehr als nervös. Teils weil sie das erste Mal in den Kader kamen, andere weil sie mit dem Druck nicht gut umgehen konnten. Andere wie Finnjan nahmen es locker, sahen mehr die Vorteile darin überhaupt teilzunehmen und andere wie ich waren einfach nur panisch, das irgendwas unvorhersehbares passieren würde, was meine Fähigkeit ins Schwanken brachte.

Die Chroniken der Arcani - Das ÜberlebenOnde as histórias ganham vida. Descobre agora