Zuckungen

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Ich weiß, ihr habt lange darauf warten müssen ^-^ Aber hier kommt endlich das nächste Kapitel ;) Viel Spaß :D

,, Tut mir Leid!", rief der Junge und wurde augenblicklich rot. ,, Nein, schon okay... es war meine Schuld, ich hätte aufpassen müssen.", antwortete ich und strich mit eine Strähne aus dem Gesicht. Vor mir stand ein blonder Junge, etwa in meinem Alter. Seine blauen Augen strahlten Leben aus, und er erinnerte mich an jemanden... Ich kam nur gerade nicht darauf, an wen. Er streckte mir seine Hand entgegen, und ich nahm sie überrascht. ,,Ich bin Jan.", stellte er sich freundlich vor. ,,Hayden.", antwortete ich. Währenddessen hatte sich Miraga zu uns gedrängt. ,,Hey, wollen wir hier wirklich vor der Tür zur Damentoilette weiterplaudern? Wir könnten uns auch einfach setzen, einen Kaffee bestellen und dort weiter reden. Nebenbei gesagt", sie senkte die Stimme und äugte in Richtung einer Verkäuferin, die uns mit Adleraugen beobachtete, ,,starrt uns die Frau schon die ganze Zeit an." Ich nickte, und zusammen setzten wir uns an einen freien Tisch etwas abseits, draußen, wo man einen nicht sofort hören konnte. ,,So, und wo ist jetzt mein ach so tolles, arrangiertes Date? Pünktlichkeit gehört anscheinend nicht zu seinen so zahlreichen Stärken, die du mir vorhin aufgezählt hast." Sofort wurde der Junge wieder feuerrot, und verschluckte sich an seinem Kaffee. Miraga wurde auch ein wenig rot, und bekam dann einen Lachkrampf. ,,Hayden, du... du..." Sie wurde von weiteren Lachanfällen überfallen. ,,Ich was, Miraga?" Sie kicherte, dann hatte sie sich langsam wieder im Griff. ,,Du sitzt neben ihm!", beendete sie ihren Satz lachend. Augenblicklich wurde auch ich rot, als ich in endlich kapierte, dass Jan nicht einfach so vor der Tür der Damentoilette gewartet hatte. Er hatte auf sein Date gewartet. Auf mich. Und ich hatte ihn beleidigt. Na toll, das fing ja gut an. Ich versuchte, die Peinlichkeit zu unterdrücken, und ein Gespräch zu führen. ,,Und, wo gehst du zur Schule, Jan?" Ich versuchte angestrengt, interessiert auszusehen, aber er starrte mich nur an als wäre ich schwer von Begriff. ,,Natürlich hier, sonst hätte ich dich doch nicht an der Bushaltestelle gesehen. Oder hat dir das Miraga noch nicht erzählt?" Ich nickte langsam. Offensichtlich war ich schwer von Begriff. Smalltalk lag mir noch nie besonders. Mit einem Blick auf meine Hände registrierte ich, dass sie zitterten. Schon wieder. Das passierte immer, wenn ich nervös wurde. Vor Allem, wenn ich jemanden Neuen kennenlernte, denn ich war noch nie besonders kontaktfreudig gewesen- was vermutlich daran lag, dass ich wie gesagt Smalltalk hasste, und das SMS schreiben, wenn man im selben Raum war. Ich mochte SMS allgemein nicht, schon gar nicht die von mir genannten ,Honig-Nachrichten'. Diese Nachrichten, bei denen nach jedem Wort mindestens ein Herz- oder Kusssmiley war. Schrecklich. Ich klemmte meine Hand zwischen meine Knie, damit Miraga und Jan es nicht sehen konnten. Mira wusste von meinem ,Tick', wie sie es nannte, denn als ich sie kennengelernt hatte, hatten sie genauso gezittert. Aber nach ein paar Minuten hatten sie einfach damit aufgehört. Seit damals, vor fünf  Jahren, waren wir die besten Freundinnen. Eine unangenehme Stille breitete sich aus, und Miraga fing wie auf Knopfdruck an, irgendetwas Belangloses zu erzählen, um das Gespräch anzuheizen. ,,Ja, Hayden ist wirklich ein Naturmensch. Heute wollte sie im Wald... Hay, was wolltest du noch mal im Wald?" Erschrocken ließ ich meinen (zum Glück bereits leeren) Cappuccino-Becher fallen. ,,Ähmm... spazieren. Sorry, ich heb das kurz auf." Ich stand auf, und bückte mich unter den Tisch. Die Meisten hätten den Becher einfach liegen gelassen, aber seit ich einmal in den Sommerferien als Bedienung und Putzfrau eines kleinen Restaurants gearbeitet hatte, wusste ich, wie es war auf dem Boden herumzukriechen. ,,Wo bist du nur...?" Ich tastete den Boden mit den Händen ab. Ich berührte mit den Fingern einen Pappbecher. Gefunden. Ich wollte mich gerade wieder aufrichten, als mein Blick auf Jans Handy, das in seinem Schoß lag, fiel. Er hatte Kopfhörer angeschlossen, und auf dem Display stand ,Sofi de la Torre - Perfect fall'. Überrascht setzte ich mich wieder auf meinen Platz neben Mira und gegenüber von Jan. ,,Du hörst Sofi de la Torre?", fragte ich erstaunt. Miraga stutzte, ich hatte sie anscheinend mitten im Satz unterbrochen. Jan nickte überrascht. ,,Ja, woher wusstest du das?" ,,Steht auf dem Display deines Handy, hab's gerade zufällig gesehen. Die Sängerin ist meine absolute Lieblings-Sängerin!" Jan lachte, und seine Augen strahlten mit meinen um die Wette. ,,Ehrlich? Welches ihrer Songs magst du am liebsten?" Statt ihm eine Antwort zu geben, fasste ich in meine Tasche, und holte mein Handy und meine Kopfhörer heraus. Dann schaltete ich ein Lied ein, und reichte die Kopfhörer Jan. ,,Heartbeat!" Ich nickte und lächelte. Auch Miraga grinste, ebenso Jan. ,,Ich hätte nie gedacht, dass ein Junge so eine Musik hören würde", lachte ich und zwinkerte ihm zu. ,,Ja, naja- ich bin eben nicht wie die anderen Jungs." Ich kicherte. Ich mochte Jan, er war tatsächlich anders. Ich mochte anders. Und als ich auf meine Hände schaute, sah ich mit Überraschen, dass sie aufgehört hatten zu zittern.

Angel of DarknessWhere stories live. Discover now