Lektion 1: Engel sucht man mit Bio-Büchern

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Sorry, dass ich so lange mit diesem Kapitel gebraucht habe, aber ich möchte, dass die Story toll wird, und deswegen nimmt das sehr viel Zeit in Anspruch :) Ich würde mich sehr über Votes und vor allem Kommis freuen, aber vor allen Dingen; soll ich jetzt einen Trailer machen, oder nicht? Leser-Specials mach ich auf jeden Fall, weil die mir auch immer sehr viel Spaß machen ^-^ Dafür könnt ihr mir Fragen stellen, die ich im Video beantworte- und ich mach noch ein Extra in jedem Leser-Special dazu, dass ich euch jetzt noch nicht verrate. ;) Aber es lohnt sich auf jeden Fall, es anzusehen! Viel Spaß und Spannung (und ein bisschen Romantik) mit dem nächsten Kapitel! :D

Nach einer Stunde war ich am Waldrand angekommen, und stand zweifelnd davor. Mir wurde bewusst, was ich hier eigentlich tat; ich stand zitternd vor einem Wald, dem Wald, in dem mein Vater umgebracht wurde- und was wollte ich hier? Einen Engel suchen? Mit Hilfe eines Biologie-Buches? Das war so ziemlich das Merkwürdigste, dass ich je getan hatte. Doch ich wollte auch nicht wieder zurück, ohne herausgefunden zu haben, was das Ding vom Schulausflug war, also zuckte ich mit den Schultern, und setzte mich in Bewegung. Schritt für Schritt in den dunklen, bedrohlichen und doch so schönen Wald. Als ich an einer Abzweigung vorbeikam, blieb ich notgedrungen stehen. War ich heute morgen nach links oder nach rechts gegangen? Ich entschied mich für links, und lief weiter über einen schmalen Weg. Der Wald wurd immer dichter, die Nadeln der Tannen schoben sich vor den Himmel und die Sonne. Es wurde dunkler und auch kühler, aber noch war es auszuhalten. Plötzlich blieb ich stehen, und spitzte aufmerksam die Ohren. Hatte ich da gerade etwas gehört? Oder bildete ich mir das nur ein? Nervös sah ich mich um, ohne Erfolg. Nein, ich bemerkte nichts Außergewöhnliches. Doch da war es schon wieder- ein Rascheln, diesmal lauter und durchdringender. Jeder Andere hätte es einfach überhört, ich aber blieb starr stehen, um nur keine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ein merkwürdiges Schnüffeln riss mich schließlich aus meiner Starre, und ich tat das einzig Richtige, das man in dieser Situation tun könnte. Was machte man, wenn man in einem dunklen Wald, ganz alleine, ein seltsames Geräusch hörte? Man ging ihm natürlich nach, und schaute, was es war- was sonst?! Die Schritte der Kreatur vor mir, dessen Körper ich immer noch nicht erkennen konnte, leiteten mich tiefer in den Wald hinein. Als ich auf einen Haufen getrockneter Blätter stieg, und dieser knirschend unter meiner Schuhsohle zermalmt wurde, hielt ich die Luft an. Angespannt blieb ich stehen, und horchte. Die Schritte und Geräusche waren verhallt, es war nichts mehr zu hören. Hatte es mich bemerkt? Ich wollte gerade umkehren und weglaufen, als das Tier (?) weiterging. Ich wartete noch eine Weile, bis ich mir sicher war, dass ich nicht gesehen worden war, dann setzte ich meinen Weg fort. Irgendwann hörte ich nichts mehr, und drehte mich suchend im Kreis. Aufseufzend  setzte ich mich auf einen Baumstumpf (was meinen Hintern sofort taub werden ließ vor Kälte und Nässe), und legte meinen Kopf zwischen die Knie. Allein diese Aktion zeugte davon, dass ich schön langsam den Verstand verlor. Mein gesunder (wenn vorhandener) Menschenverstand hatte mir das ohnehin schon lange prophezeit, genau genommen seit sich dieser Traum, in dem ich mich im Wald verlief und dann vor einer Mauer stand, gehäuft hatte. Inzwischen wachte ich fast jeden Tag schweißgebadet und mit zerwühlter Decke (wenn diese überhaupt noch im Bett lag, was nicht oft vorkam) auf dem Bett. Manchmal auch auf dem Fußboden. Seufz. Klar könnte ich jetzt einfach verschwinden, nach Hause gehen, die Hausaufgaben erledigen, etwas essen und mich schlafen legen- aber jetzt, wo ich schon mal hier war, konnte ich auch gleich hier bleiben. Immerhin war es hier ruhig und gemütlich (sah man mal von meinem Allerwertesten ab, der sich inzwischen wie ein Eisklotz anfühlte), also konnte ich auch genauso gut hier lernen. Ich holte mein Bio-Buch aus meiner Tasche, und schlug die Evolution auf. Diesmal konnte ich mich dank der angenehmen Stille etwas entspannen, und das Lernen viel mir gleich viel leichter. Meine Gedanken schweiften ausnahmsweise mal nicht ab, und ich konnte tatsächlich etwas davon in meinem Hirn verankern, was ich gerade las. Irgendwann hatte ich die Zeit vergessen, und könnte nicht mal mehr sagen, ob ein paar Stunden oder nur zehn Minuten vergangen waren, seit ich hier saß. Nach der Temperatur meines Hinterteils zu urteilen, eher ein paar Stunden. Plötzlich fühlte ich mich beobachtet, und ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. ,,Wer ist da?", flüsterte ich ängstlich. Am Ende brach meine Stimme. Ich räusperte mich, straffte meinen Rücken und versuchte es nochmal. ,,Wenn da jemand ist, dann meldet dieser Jemand sich jetzt bitte, statt mich zu erschrecken!" Toll, jetzt klang ich schon wie eine spießige Lehrerin. Ich packte mein Bio-Buch, stopfte es in meine Tasche und stand entschlossen auf. ,, Tja, dann geh ich jetzt eben! Pah!" Mir wurde klar, dass ich mich wie ein Kleinkind aufführte, und mich sowieso niemand hören konnte, da ich hier vollkommen allein war, aber... ,,Im Wald schreit man nicht rum.", unterbrach mich eine sanfte Jungenstimme hinter mir. Erschrocken wollte ich mich umdrehen, stolperte aber über den Baumstumpf, und fiel der Länge nach hin. Schnell stand ich auf, klopfte mir den Dreck von der Hose und drehte mich (diesmal etwas langsamer) mit dem Gesicht zu dem Etwas, dass mir fast einen Herzinfarkt eingejagt hatte. Vor mir stand kein Engel- zumindest hatte es weder Flügel noch Heiligenschein-, aber es kam dem eindeutig sehr nahe. Es war ein Junge, wie ich aufgrund seiner Stimme schon geahnt hatte, aber es war nicht nur irgendein Junge. Ich kannte ihn nicht, aber von dem Augenblick an, als ich mich umdrehte, und in sein schönes, blasses Gesicht mit den funkelnden, hellgrünen Augen, den langen schwarzen Wimpern und dem perfekt geschwungen Mund schaute, wurde mir klar, dass ich das unbedingt nachholen wollte. Mir fiel auf, dass meine Kinnlade unten war und ich wurde augenblicklich rot, woraufhin er lachte- das schönste Geräusch, das ich je gehört hatte. Er hatte zwei süße Grübchen, und sein Aussehen wäre vollkommen gewesen, hätte er nicht so einen herablassenden, herausfordernden Blick gehabt. Aber da war noch etwas in seinen Augen, etwas, das ich nicht genau deuten konnte... Reue? Was bereute er denn? Er sah auch irgendwie traurig aus. So einsam... aus irgendeinem Grund hatte ich plötzlich das übermächtige Gefühl, ihn umarmen zu wollen. Nur der Zynismus und die Herablassung in seiner Stimme hielten mich davon ab, und ich ließ meine Arme wieder sinken. ,, Ist das etwa dein Wald?", fragte ich spöttisch und mindestens genauso herausfordernd, und funkelte ihn dabei so stark an, wie ich nur konnte. Idiot, dachte ich, und er lachte wieder, so als hätte er es gehört. ,, Naja, eigentlich schon. Ich lebe hier." Ich wollte lachen (ich meine, wer lebte denn schon einem Wald?!) , aber der Ernst in seiner Stimme hielt mich davon ab, und mein Lachen erstarb. Er legte den Kopf schief, und lächelte. ,, Nein, hör nicht auf zu lachen. Es ist so schön." Er legte den Kopf schief, und wiegte ihn hin und her, als hörte er eine Musik, die ich nicht hören konnte. Ich schnaubte. Was hatte der denn für ein Problem? Er hielt mitten in der Bewegung inne, und öffnete die Augen. Sein undurchdringliches Selbstbewusstsein und seine Herablassigkeit waren zurückgekehrt, und er sah mehr durch mich hindurch, als in meine Augen. ,, Verlasse diesen Wald.", flüsterte er. Er hatte seine Stimme gesenkt, und doch konnte ich ihn laut und deutlich hören- es war ein Befehlston. Er duldete keinen Widerspruch. Ich wollte etwas sagen, aber er hatte mich schon gepackt. Er schmiss mich über seine Schulter, und lief mit mir, einem kreischenden Mädchen kurz vor einer Heulattacke am Rücken zum Waldrand. Dort setzte er mich ab, als hätte ich gar kein Gewicht, und flüsterte mir zu: ,,Komm nie mehr wieder." Mit diesen Worten war er verschwunden. Kopfschüttelnd trat ich meinen Weg heim an. Doch ich wusste, ich würde dem Rat des geheimnisvollen Jungen nicht folgen. Mit diesem Vorsatz legte ich mich zuhause hin, und verbrachte das erste Mal seit Monaten eine Nacht traumlos.

Angel of DarknessWhere stories live. Discover now