Part 7 | Emotion und Logik

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Das ticken der Uhr wird von Sekunde zu Sekunde immer lauter während das Geräusch vom Kugelschreiber auf Papier immer mehr verstummt.

Es sind schon gute 60 Minuten vergangen und langsam kommen alle zu einem Ende. Die Aufgabe die uns gestellt wurde ist keine wirkliche Aufgabe, sondern eher eine Nachfrage unserer Meinung. Natürlich habe ich auch hier mal wieder einen halben Roman geschrieben, was Anderes ist von mir auch nicht zu erwarten.

»Wie zur Hölle kannst du so viel schreiben?« höre ich Cassian neben mir fragen und wende meinen Blick zu Ihm.

So verkatert wie der aussieht leuchtet es mir schon ein warum er gerade nicht in der besten Verfassung ist auch nur irgendetwas zu schreiben, geschweige genug Konzentration aufzubringen um die Vorlesung und überhaupt den ganzen Tag zu überstehen.

»Hättest du nicht gestern so viel gefeiert wärst du jetzt auch in der Lage so viel zu schreiben geschweige konzentriert zu bleiben.« lache ich leise auf und sehe wie er leicht seine Sonnenbrille runterzieht und mich vielsagend anschaut.

»Ihr beide habt gestern echt was verpasst.« kommt es mit einem schelmischen grinsen von Ihm was mich nur leicht meinen Kopf schütteln lässt und ich grinsend wieder auf mein Blatt schaue.

»Emotionen beeinflussen die Entscheidung.« höre ich den Professor vorne wiedersagen.

Das ist die Aussage die wir seit mehr als eine Stunde versuchen zu beantworten.

»Hat jemand von ihnen mittlerweile eine Aussage zu meinem Statement?« will er nun wissen und es melden sich ein paar der Studenten doch das scheint ihn nicht zu interessieren.

»Wie wäre es mit Miss Hernandez?« sofort wird es ruhig im ganzen Hörsaal und man hört nur das Mädchen geschockt die Luft einatmen.

Sie tut mir jetzt schon leid, da sie durch diese Geste nur gezeigt hat, dass sie nichts zu sagen hat. Sofort fängt sie an zu stottern und klingt hilflos. Ich kann sie nicht sehen da sie irgendwo hinter mir sitzt und ich mache auch keine Anstalten mich auch nur umzudrehen da es sie nur nervöser machen würde. Leider denkt Cassian nicht so und kann sich ein schelmisches Grinsen nicht von seinem Gesicht wischen.

»Miss Hernandez. Haben sie vielleicht mehr zu sagen als irgendwelche laute?« schlechten Eindruck beim Professor schaffen ist kein guter Start in das Studium. Das wird sie jetzt bis zum Schluss verfolgen.

»Tut mir leid.« hören wir sie nur sagen und jeder von uns weiß ab jetzt das sie bei unserem Professor unten durch ist.

»Das sollte es Miss Hernandez.« kommt es scharf vom Professor und geht dabei die Namensliste weiter.

»Mister Williams, wie sieht es mit Ihnen aus?« »Ich hätte zu Ihrer Aussage mehrere Punkte.« »Bitte stellen sie einen vor.« »Okay. Aufregung führt dazu, dass man seine Erfolgschancen überschätzt. Es gibt einen Grund, warum Casinos helle Lichter und laute Geräusche verwenden - sie möchten, dass man aufgeregt ist. Je aufgeregter man sich fühlen, desto wahrscheinlicher ist es, dass man mehr Geld ausgibt. Wenn man sich wirklich über etwas aufgeregt fühlt, unterschätzt man mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Risiko. Egal, ob man einen großen Kredit aufnehmen, um eine aufregende Gelegenheit zu nutzen, oder sein ganzes Geld auf ein beeindruckendes Pferd setzt, man wird sein Risiko eher unterschätzen, wenn man sich aufgeregt fühlt.«

Hören wir Brad sagen und sehen wie der Professor vorne nachdenklich leicht nickt.

»Guter Ansatz Mister Williams. Miss Milley was haben sie zu meinem Statement zu sagen?« Zufrieden senkt Brad seinen Blick und alle Aufmerksamkeit liegt nun auf Felicia.

»Wut und Verlegenheit können dazu führen, dass man unüberlegt handelt. Intensive Emotionen können zu vorschnellen Entscheidungen führen, wenn man nicht vorsichtig ist. Wut und Verlegenheit können einen besonders anfällig für risikoreiche Entscheidungen mit geringer Auszahlung machen. Es wir sogar vermutet, dass starke unangenehme Emotionen die Fähigkeit zur Selbstregulierung beeinträchtigen. Wenn man sich sehr emotional fühlt, können einen die Risiken natürlich selbst zerstören. Wenn sich diese großen Risiken nicht auszahlen, werden die Wut und die Verlegenheit höchst wahrscheinlich zunehmen.« kommt es vorbildlich von Ihr und wieder einmal nickt der Professor zufrieden.

»Sehr gut. Mister Frey bitte führen sie fort.«

Sofort schaue ich zu Cassian doch der scheint unter seiner Sonnenbrille ernsthaft eingeschlafen zu sein und das schon an seinem zweiten Tag. Ich kann es einfach nicht fassen, doch bevor ich Ihn wecken konnte fängt Caspian schon an zu reden.

»Traurigkeitsgefühle können dazu führen das man sich fallen lässt. Untersuchungen haben ergeben, dass man seine Ziele wahrscheinlich sehr niedrig ansetzen, wenn man sich traurig fühlt. Es wird vermuten, dass die Trauer einen dazu veranlasst, die Messlatte niedrig zu legen, in der Hoffnung, dass das Erreichen eines Ziels die Stimmung verbessern würde. Wenn man für sich selbst niedrige Erwartungen schafft, kann man die eigentliche Größe des Potenziales nicht ausschöpfen. Man möchte mehr machen und es auch beweisen doch fühlt man sich zu schlecht und schwach um etwas Gutes zu schaffen.« überrascht über seine Antwort schaue ich ihn einfach von der Seite an und erkenne ich nicht mehr wieder.

Fast schon unauffällig fällt sein Blick zur Seite und als ich dem folge sehe ich wie er zu June und Elle schaut. Lief da etwa was zwischen Ihm und Elle. Hatten die was und haben sich dann getrennt? Doch bevor ich meine Gedanken sortieren kann höre ich auch schon wieder den Professor.

»... Miss Carter?«

»Die Angst in einem Bereich Ihres Lebens überträgt sich auch auf andere Bereiche. Wenn Sie sich Sorgen machen, was in Ihrem Privatleben vor sich geht - vielleicht haben Sie Angst vor gesundheitlichen Problemen oder sind nervös, ein neues Zuhause zu kaufen -, kann dies dazu führen, dass Sie sich Sorgen um Ihre geschäftlichen Entscheidungen machen. Auch wenn die Situationen völlig unabhängig sind, haben Sie Nachforschungen zufolge wahrscheinlich Probleme, die beiden zu trennen. Die Angst vor einem bestimmten Thema kann anhalten. Wenn Sie sich nervös fühlen, können Sie sich weigern, Veränderungen herbeizuführen, oder Sie können Schwierigkeiten haben, Entscheidungen zu treffen. Infolgedessen ist Ihr Denken wahrscheinlich beeinträchtigt. Deshalb sollte man eine Balance zwischen Emotion und Logik schaffen. Emotionen spielen sicherlich eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung. Angst kann Sie davon abhalten, eine schlechte Wahl zu treffen, und Langeweile kann einen Funken entzünden, der Sie dazu bringt, Ihrer Leidenschaft zu folgen. Um ausgewogene Entscheidungen zu treffen, müssen Sie Ihre Gefühle anerkennen. Achten Sie auf Ihre Gefühle und erkennen Sie, wie diese Gefühle Ihr Denken verzerren und Ihr Verhalten beeinflussen können.«

Sprachlos hat Ihr jeder zugehört und selbst der Professor scheint beeindruckt zu sein. Anerkennend nickt er leicht mit seinem Kopf während sie sich nur stumm bedankt und wieder auf Ihr Blatt nieder schaut.

Das allerdings Caspian sich etwas dabei angespannt hat ist mir nicht entgangen und egal wie sehr ich auch rausfinden möchte was mit ihm los ist lasse ich ihn erstmal in Ruhe. Wenn er bereit ist darüber zu reden werde ich für Ihn da sein.

cold heartedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt