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Es war mal wieder einer dieser Tage.
Einer dieser Tage, an denen ich mich so einsam fühlte.

Ich hatte meinen Eltern versprochen damit aufzuhören. Mich auf meine Zukunft zu konzentrieren. Aber wie sollte ich das bloß hinbekommen? Ganz besonders jetzt, wo du mich verlassen hast?

Heute war der Todestag meiner Mutter.
Ein Jahr ist es her und dennoch saß dieser Schmerz tief verankert in meiner Brust. Immer wieder schossen mir Filmrisse des womöglich schlimmsten Tag meines Lebens durch den Kopf und ich merkte, wie mir Schritt für Schritt eine Träne die Wange runter kullerte.

Mein Vater war seit gestern verreist und ich wusste nicht wann er wieder kommen würde. Seit diesem Vorfall war er nicht mehr derselbe gewesen.

Er war kälter. Gefühlsloser. Unerreichbar.

Und so verbrachte ich den allerersten Todestag der mir wichtigsten Person ganz alleine. Alleine in diesem riesigen, aber doch so leerem Haus.

Es tut mir leid Mama, aber ich brauche es. Nur heute. Anders werde ich diese Nacht hier nicht überleben.

Ich schnappte nach meinem Smartphone und wählte mit zittrigen Stimmen die Nummer meines ehemaligen Drogendealers.

Ja, ich litt damals an einer Drogensucht, die im Laufe der Zeit immer extremer wurde. Hätte mich meine Mutter an jenem Abend nicht gefunden, dann wäre ich womöglich an einer Überdosis gestorben. Was danach folgte, war die reinste Hölle. Ich quälte mich Monatelang durch die verschiedensten Entzugskliniken hindurch und versprach meinen Eltern letztendlich die Finger von dem Zeug zu lassen.
Aber heute musste ich dieses Versprechen brechen. Es ging nicht anders. Ich konnte nicht anders.

„Alo?", riss mich die Stimme an der anderen Leitung aus meinen Gedanken.

„Hallo Jamal, ich bin's." „Ich glaub's nicht, Jasmin? Lang ist's her.", nahm ich sein schelmisches Auflachen wahr.

„Kannst du mir was besorgen?" „Aber siggi doch, du musst es dir nur holen, Süße.", erwiderte Jamal mit einem ekligen Unterton. Gott, wie ich diese Bande hasste. Aber ich steckte so tief in diesem Ding drin, das andere Dealer, aufgrund der steigenden Gefahr, einfach viel zu riskant wären.

„Thermometersiedlung, Lichterfelde. In einer halben Stunde." „Zieh dir was heißes an, wir haben uns lang nicht mehr gesehen, Süße.", lachte Jamal erneut in den Hörer, ehe ich auflegte.

Schnell zog ich mir meine Winterjacke über, schlüpfte in meine Boots und machte mich mit dem Schlüssel meines AMG's auf den Weg zu unserer Garage. Als ich mich auf den Fahrersitz fallen ließ, atmete ich laut aus und starrte nachdenklich auf das Lenkrad.

Soll ich oder soll ich nicht?

Nach weiteren endlosen Minuten, die wie Stunden verstrichen, entschied ich mich für die erste Wahl und startete den Motor. Da wir schon halb zwei morgens hatten, waren die berliner Straßen relativ leer und so kam ich nach etwa 15 Minuten Autofahrt an meinem gewünschten Zielort an.

Ich stieg aus dem schwarzen Mercedes aus, schloß diesen ab und machte mich in Richtung der Parkbank, welche sich im Zentrum der Thermometersiedlung befand.

Je länger ich da saß, desto stärker wurde das mulmige Gefühl, welches sich in mir ausbreitete, denn diese Siedlung war keine friedliche Idylle, im Gegenteil, sie war ein sozialer Brennpunkt und als deutliche Gefahr eingestuft worden. Ab und zu kam es mir so vor als würde ich beobachtet werden und wenn ich mich nicht täuschte, dann huschten schnellen Schrittes dunkle Gestalten umher. Was habe ich mir auch nur dabei gedacht mitten in der Nacht alleine hier aufzukreuzen?

Nach weiteren fünf Minuten, die sich in die Länge zogen, tauchte Jamal endlich auf.

Nachdem er mich mit einem Handschlag begrüßte und anschließend von oben bis unten betrachtete, gab Jamal ein freches: „Süße, mit heiß war nicht dein Pyjama gemeint, außer du willst mir damit irgendwelche Andeutungen machen?", von sich und wackelte verschmitzt mit den Augenbrauen.

„Lass die Scheiße und komm gleich zur Sache." „Ok Ok beruhig dich, Prinzessin. Shem Shem auf Kombi?" „Ja, aber ich zahle direkt."

Komischerweise zierte sich nach dieser Aussage ein breites Grinsen über seine Lippen, dass so schnell nicht wieder verschwinden würde.

So naiv wie ich war dachte ich mir nichts dabei und reichte ihm, nachdem er mir das Tütchen gab, einen 50€ Schein. Als ich das Kokain genauer unter die Luppe nahm, um sicher zu stellen nicht verarscht zu werden, legte sich plötzlich eine Hand um meinen Mund und ich ließ vor Schock das Tütchen und meinen Geldbeutel fallen.

Ein Blick zur Seite verriet mir, dass sich ein breitgebauter Mann hinter mir befand.

Das Blut in meinen Adern gefriert, nachdem ich hinter Jamal weitere zwei Männer näher treten sah.

Jamals schelmisches Grinsen wurde intensiver, als er meinen Geldbeutel aufhob und die bunten Scheine spitzbübisch beäugte.

„Ich hab' mitgekriegt, dass dein Daddy einiges an Kohle besitzt. Sag mal, wie viel glaubst du würde er uns für dein Leben geben?"

Verdammt, ich war eindeutig gefickt.

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So meine Lieben, meine zweite FF ist endlich Online! Ich bin gespannt wie ihr dieses Kapitel findet, lasst es mich in den Kommentaren wissen. ❤️

Bitter so wie Kokain.   [ SAMRA FF ]Where stories live. Discover now