#18 In Case of Emergency

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Claire riss die Augen auf, doch es empfing sie bloß schwere Dunkelheit.
Die Schürfwunden an ihrem Körper brannten von dem meterlangen Sturz den Abhang hinab, während ihr Bewusstsein allmählich in die Realität zurück zu finden versuchte.
In Ihrem Kopf bildete sich daraus ein diffuses Durcheinander:
Das unverkennbare Geräusch eines eingesperrten Raptors.
Vorwurfsvoll:
*Wie kannst du es wagen*
und Verzweifelt zugleich:
*Lass mich hier raus!*
Claires Atem ging heftig ein und aus, während sie versuchte sich zu orientieren.
Es war friedlich -!
Jetzt war es friedlich-!
In ihrem Schädel halte, wie aus weiter Ferne, dass metallische Klicken eines Schlosses wieder und Zias Flüche!
Mein Gott sie konnte fluchen wie ein Kesselflicker.
Owens Hand, die sie am aufgeschürften Arm wie aus dem Nichts packte und fortzog.
Sein Griff schmerzte auf der wunden Haut.
Sie erinnerte sich daran, gestrauchelt zu sein und er hatte sie noch ein Stück weiter gezerrt, über den morastigen Boden bevor er es bemerkt hatte. Kleine Steine hatten sich schmerzhaft gegen ihre Knie gedrückt, die durch die schlammfeuchte Jeans noch deutlicher zu spüren waren. Während seine Hand sie nicht einen winzigen Augenblick losgelassen hatte.
Seine starken Arme hatten sie schließlich ungeduldig unter ihren gepackt und sie dorthin gezogen, wo sie den Jeep abgestellt hatten.
Es musste schnell gehen, schnell, schnell ... die Reifen waren bei der Beschleunigung durchgedreht, als sie vom Waldboden zur befestigten Straße wechselten.

Allmählich kam ihr Atem wieder zur Ruhe und sie konnte sich aufrichten.
Ein kurzer Schmerz durchfuhr ihre Hand, als sie sich auf dem Laken abstüzte.
Claire tastete in der Dunkelheit nach ihrem Smartphone und bekam es neben dem Kopfkissen zu fassen.
Mit der Taschenlampe den Geräts leuchtete sie das nachtschwarze Zimmer aus und sie erinnerte sich, mit Owen und Zia in ein Motel eingekehrt zu sein, als es Abend wurde.
Claire beleuchtete ihre Hand.
Ein langer, dünner Ratscher zog sich von der Wurzel ihres Zeigefingers diagonal über die Handinnenfläche und den ausgefransten Wundrändern nach zu urteilen, musste es durch ein äußerst fieses Dornengewächs verursacht worden sein.
Sie erinnerte sich vage an das Gefühl, als sie auf ihrem Weg den Abhang hinunter, an etwas derartigem hängengeblieben war.
*Wir waren zu spät!
Sie haben Blue vor uns erwischt!*
Sie!

Claire stöhnte leise, als sie ihre Handfläche schloss und schob sich vorsichtig unter dem Deckbett hervor, das über ihrem Körper gelegen hatte.
Ihre Oberschenkel hatten ein paar unschöne Hämatome und auch ihre Unterarme waren aufgeschürft, als sie über den Fels gerutscht war, auf der verzweifelten Suche nach Halt, als sie oberhalb des Tals, in dem Sie Blues Signal aufspürten, Stellung bezogen hatten.
Doch bevor Owen von unten das Zeichen gegeben hatte, dass alles in Ordnung sei, hatte sie den Tumult wahrgenommen und war auf direktem Wege den Abhang hinunter geeilt, oder vielmehr, gefallen.
Claire erinnerte sich nur vage an ihren beinahe Absturz, den Käfig, den sie gesehen hatte, von Reifen aufgewirbelten Dreck und Staub und dieses Gesicht, dass zwischen all dem hervorstach, als wäre es von einem Scheinwerfer beleuchtet.
Etwas, dass sie alles Andere hatte vergessen lassen:
Henry Wu.

*Noch nie war ihm das Halten einer Waffe derart schwer gefallen.
Anvisierend, auf einem Baumstumpf verharrend, die Lichtung im Auge behaltend.
Sie wog schwerer als alles, was er je in Händen gehalten hatte und dabei war es nicht einmal ein großes Kaliber.
Seine sonst immer ruhige Hand hatte zu zittern begonnen, als sie auf die Lichtung schritt.
- Ich bin hier! Die Welt ist nicht richtig um mich herum -
Er spürte ihre Verzweiflung, ihren Zorn und ihr Leid
-Ich bin ALLEIN!-
Das einfache Krümmen seines Zeigefingers würde es beenden.
All das Leid, das sie umgab wie eine Aura.
Das ihm selbst körperlichen Schmerz zufügte.
Er könnte es beenden.
Für sie Beide!
Er war fest entschlossen gewesen, bis zu dem Augenblick, als sich ihre Blicke begegneten. Während sich etwas in seiner Kehle hochzukämpfen begann und seine Luft zum Atmen knapper machte.
Der Blick in die Augen eines Familienmitgliedes - auf dessen Körper ausgerechnet ER eine Waffe richtete.
Er fühlte sich wie gelähmt!*

Probably - We need more than thousand 2nd Dates Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt