#28 Freiheit

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28. Freiheit

Es war niemand nah genug, der bemerken konnte wenn sie aus ihrem Gefängnis schlüpfte.

Es war ein Leichtes, diesen Mechanismus zu entriegeln, wenn kein Metall davor geschoben war.

Wie oft hatte sie *Alpha* dabei zugesehen, in diesem anderen Leben -  in dem eine Ordnung noch vorhanden war.

Sie wusste das es nur gelingen würde zu fliehen, wenn sie ihrem Körper alle Reserven entlockte. 

Ein kurzes Schütteln weckte die steifen Muskeln, sie streckte sich und dann rannten ihre kräftigen Beine wie von allein vom Selbsterhaltungstrieb  voran gesteuert, um soviel Land wie nur irgend möglich zwischen ihrem Körper und den Kasten  zu bringen, der sie gefangen gehalten hatte und ihre Füße berührten bei ihrem Sprint nur kurz den Boden.

Sie rannte.

Ein Weiteres mal um ihr Leben!

Stille breitete sich  in ihren Gedanken aus je weiter sie sich entfernte - zurück blieb eine Konzentration auf  das was zählte um zu überleben 

- ohne Rudel -

- ohne Alpha

…ohne die Schwester - die sie getötet hatten. 

Die Sehnsucht hatte lange angehalten, eigentlich bis zu dem Augenblick, als ER zurückgekehrt war und auch wenn sie hin und wieder in den Hintergrund rückte, ganz verschwunden war die Trauer nie! 

Sie hatte es gefühlt in dem Augenblick,  als seine Stimme so verlockend wie immer nach ihr rief!

Als das verführerische Klicken wie ein alter Freund zu ihr durchdrang: 

*Komm zu mir Blue! 

Ich habe auf dich gewartet

Hörst du wie ich nach dir rufe?* 

Es war, als wollten die vertrauten Töne sie  endlich nach Hause führen nach all der Zeit, so dass sie völlig vernachlässigt hatte, dass um ihn herum all die anderen Geschöpfe pulsierten, die ER nicht wahrzunehmen schien, als sie seinem Ruf nachgekommen war.

*Oder Doch?*

Das lächerliche Trockenfleisch in seiner Hand - wie konnte er es wagen, nach so langer Zeit zurückzukommen um sie damit abzuspeisen! 

Mit diesem ganzen Gefolge im Schlepptau! 

Doch er war *Alpha*!

Und während es an ihr zehrte und sein Geschmack sich auf sie einließ, schien er zuversichtlich wie immer.

Sie hatte wirklich versucht ihn zu warnen, auf ihn aufzupassen, ihn zu achten, als hätte es die Zeit dazwischen nicht gegeben.

Denn alles um sie herum fühlte sich bedrohlich an, schmeckte nach ANGST.

Außer *Alpha*, der diese Zuversicht ausstrahlte, die ihr so sehr gefehlt hatte.

Er stand fest auf seinen Beinen bis zu dem Moment, als dieses Geschoss aus dem *Killer* den Weg in den empfindlichen Teil ihrer Brust fand.

Doch bevor ihre Sinne sie verließen, spürte sie einen Schmerz der weitaus tiefer wirkte, als jeder andere der sie je getroffen hatte.

*Alpha*, der zu Boden sackte wie damals, getroffen von der gleichen Substanz wie sie.

Man hatte sie Beide übertölpelt und sein Herz hatte diesen Rhythmus angenommen, von dem sie sich nicht sicher war, ob es weiter schlagen würde, als sie ihn allein ließen.

Ein weiteres Mal hatten sie ihr *Alpha* genommen.

Ihre kräftigen Beine trugen sie voran, auch wenn sie durch die erzwungene Bewegungslosigkeit im Gitterkasten ein wenig Mühe hatte,  ihren Dienst wieder vollumfassend aufzunehmen.

Er hatte sie gefunden und sie befreit und nun war sie festgekettet in einem nicht enden wollenden Strudel aus Gefangenschaft  und Freilassung.

Ihre letzte Begegnung hatte tiefe Furchen in ihre Erinnerung gegraben.

Sie hatte ihn angestarrt als den *Killer* im Anschlag hatte. 

Sein Herz hatte so laut geschlagen, als würde es Explosionen in ihrem Kopf verursachen.

Sein Geruch schmeckte nach unendlicher Verzweiflung.

Eine Verzweiflung, die sie in ihm noch nie gefühlt hatte.

Nach Trauer.

Nach Schmerz.

Er hätte es nicht getan, und doch hätte sie gern ihren Frieden in einem Ende der Rastlosigkeit gefunden, die ihr Leben bestimmte, seit die Schwester fort war. 

Wer hätte es nehmen dürfen, wenn nicht *Alpha*? 

Niemand anderes dürfte derart je über ihr Leben entscheiden.

Doch sein Wille war nicht entschlossen genug, und genau in diesem Augenblick, war es ein weiteres Mal geschehen, dass sie in dem Gitterkasten zu sich gekommen war.

Der süße Duft modrigen Waldbodens empfing sie wie eine alte Freundin.

Blattwerk, dicht und grün, feucht von einem nächtlichen Regen streifte ihre Echsenhaut und schmeckte nach Erleichterung.

Sie konnte ihren Schritt verlangsamen, das Pulsieren in ihrem Kopf hatte nachgelassen.

Es war nichts in der Nähe, dass ihr gefolgt war. Es gab keine Raptoren in der Nähe, die Alphas Spezies angehörten.

Keine *Killer*, deren Metallgeruch in der Luft hing.

Es war Frieden um sie herum.

Prüfend schob sie die Klaue in den Waldboden, die Erde war locker und weich. Sie gab genau in der richtigen Art nach um ihre Geschwindigkeit zu unterstützen.

Das leise Geräusch das sie in der Entfernung wahrnahm  klang wie Musik in ihren Ohren.

Es war ein Säugetier, niederer Gattung und es fraß Grünzeug.

Auf der Anhöhe blieb sie stehen und witterte, ein Kaninchen und seine kleinen Kiefer mahlten so laut, dass es  nicht weiter verwunderlich war, dass sie so passable Beutetiere abgaben.

Ihr Geruch war einfach zu köstlich und  sie waren nahezu unverschämt laut.

Es hatte sie nicht einmal kommen sehen.

Sein Geist war so arglos.

Bestimmt von der eigenen Nahrungsaufnahme.

Es war nur ein kurzer Sprint und das ahnungslose Nagetier füllte in wenigen Augenblicken ihren Magen.

Gemächlich verfiel sie in einen laufenden Trott, gezogen von einem unsichtbaren Band, das sie in diese eine Richtung lockte.

Ein innerer Kompass, der sie genau an diesen Ort bringen wollte.

Auf dem oberen Teil der schroffen Felsen machte sie ein Weiteres mal Halt und hob die Nüstern in den Wind.

Es versprach Ruhe und Freiheit, wenn sie nur in dieser Nähe bleiben würde, die sie gerufen hatte mit aller Macht.

Es wehte zu ihr herüber und verankerte sich in ihren Synapsen.

Sein Geruch - sein Geschmack !

Der von Alpha!








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⏰ Last updated: May 31, 2022 ⏰

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