Truth

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Habt ihr wirklich geglaubt ich lasse euch ohne ein weiteres Kapitel ins neue Jahr? Die meisten von euch lesen das hier vermutlich erst nächstes Jahr, deshalb kann ich euch vermutlich schon mal ein frohes neues Jahr wünschen!
Viel Liebe von meiner Seite,
Sophie.
Ps: weil ich euch so awesome finde, gibt es hier einen Einblick in die Prophezeiung;
well fuck you will die
dumbledore got style
sirius is nice
his ass is fine
but he is mine
lulu won't die
or will she?
you have no idea
'cause I'm the writer
and I'll do what I want
so stop crying
I'm anti everyone
expect ruby
she's fab
will she survive
who knows
maybe riddle knows
but no
he is only you know who
Pps: just kidding. Happy New Year!
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"The truth." Dumbledore sighed. "It is a beautiful and terrible thing, and should therefore be treated with great caution."
-J.K. Rowling, Harry Potter and the Sorcerer's Stone
________________
31. Oktober 1977

Truth

"Ich schätze du willst nicht mit zu Emila, oder?"
Meine Katze warf mir einen Blick zu, den ich ohne Zweifel als Nein interpretieren konnte. Hope lag ausgestreckt auf meinem Bett und ihre Augen folgte mir gelangweilt, während ich das Nötigste in meine Tasche schmiss. Ich packte nicht für einen langen Aufenthalt- einfach weil ich hoffte, dass er es nicht sein würde.
Auf meiner Bettdecke stapelten sich meine ausgepackten Geburtstagsgeschenke und jedes Mal wenn ich sie ansah, musste ich lächeln. "Komm, du faules Ding." Ich zerknüllte glitzerndes Packpapier zu einer Kugel und warf es in Rubinas Kleiderschrank. Mit einem Mauzen sprang Hope hinterher.
Auf der Fensterbank stand noch der halb aufgegessene Kuchen vom Morgen und obwohl ich vom Halloween Festessen noch satt war, brach ich mir ein Stück ab. Egal ob ich heute meine Großmutter wiedersehen würde- ich war volljährig, meine Freunde hatten sich alle Mühe gegeben um meinen Geburtstag wundervoll zu machen und wer konnte mit Schokoladen Kuchen im Mund schon unglücklich sein?
Hope sprang wieder aus Rubys Schrank und warf mir das Geschenkpapier mehr oder weniger vor die Füße. "Du wundervolle Katze." Ich hob sie hoch und drehte mich mit ihr auf dem Arm. Sie stieß ein wiederwilliges Grummeln aus, aber ich drückte ihr einen Kuss auf den Kopf.
Gerade als ich sie wieder absetzte, ging die Tür auf und Ruby stolperte, oder eher flog, hinein. "Lulu?!" Sie rutschte auf einem herumliegenden Kleid aus und nur mit viel Glück schaffte sie es auf ihrem Bett und nicht dem Boden zu laden.
"Bockendes Einhorn, das nenn ich mal einen Auftritt."
"Hast du es schon gehört?" Ruby richtete sich wieder auf und schob sich die Haare aus den Augen.
"Was?"
"Du packst?" Sie stand auf und sah neugierig in meine Reisetasche.
"Dumbledore hat in seinem Brief geschrieben-" Ich wedelte mit dem Pergament, dass ich während des Festessens bekommen hatte. "-dass ich nach dem Festessen in sein Büro kommen soll, weil ich von dort zu meiner Großmutter, nach London, reise. Du weißt schon, wegen dem Prozess, der Morgen ist?"
"Ach so. Ja." Sie schnappte sich ein Kuchenstück und ließ sich damit auf mein Bett fallen. "Hab ich in der Aufregung beinah wieder vergessen."
"Von was für einer Aufregung sprichst du?"
"Sie haben jemanden gefunden. Beziehungsweise die Schwester deines Freundes, Anne, hat gesehen, dass sie ihn finden würden, wodurch sie ihn gefunden haben."
"Wen?"
"Na den Auror. Gott, du bekommst auch gar nichts mit." Mit einem Seufzen schob sie sich den Rest des Kuchenstücks in den Mund.
"Anscheinend nicht. Jetzt erzähl."
"Also." Sie räusperte sich vernehmlich. "Ich glaub es ist kurz nachdem du gegangen bist passiert. Anne ist zusammengebrochen und erst haben es nur ihre Freunde mitbekommen, aber dann auch die Lehrer. Und Dumbledore und McGonagall sind sofort zum verbotenen Wald, weil Anne meinte, dass sie dort jemand finden würden und wir durften nicht aus der Halle raus und niemand wusste was los war. Gott, das war eine Aufregung. Und dann sind Auroren aufgetaucht, die nur mit den Lehrern geredet haben und ich glaub sie haben den ganzen Wald abgesucht, jedenfalls wurde dann irgendwann eine Trage reingebracht. Zumindest meinte das Peter, der sich verwandelt hatte, um für uns zu schauen was los war und dann hat McGonagall alle Vertrauensschüler angewiesen uns zu den Gemeinschaftsräumen zu bringen und Lily und James rennen immer noch für die Lehrer durchs Schloss und James hat mir erzählt, dass sie einen Mann gefunden haben und er einer der Auroren war, die abgestellt waren um das Schloss zu bewachen und ja." Ruby ließ sich gegen den Pfosten meines Betts sinken.
"Und das war alles sehr aufregend, richtig?"
"Genau."
"Oh Merlin. Glaubst ich sollte immer noch zu Dumbeldore gehen?"
"Na auf keinen Fall allein." Ruby schloss meine Tasche und hob sie hoch. "Vielleicht erfahr ich ja da noch was neues."
Im Gemeinschaftsraum schien sich das komplette Haus zusammen gefunden zu haben und weil jede Sitzgelegenheit besetzt war, standen die Schüler so eng, dass es mich wunderte wie wir es ohne Gewalt bis zum Porträtloch schafften. Vermutlich half es, dass Ruby meine Reisetasche vor sich her schwenkte und die Schüler ihr so Platz machten.
In den Gängen begegneten uns immer wieder Lehrer und Vertrauensschüler, die mit wehenden Umhängen an uns vorbei eilten und uns meistens zuriefen, dass wir in unseren Gemeinschaftsraum verschwinden sollten.
"In welchem Stockwerk ist eigentlich noch mal Dumbledores Büro?"
"Müsste dieses sein, oder?" In guter Hoffnung waren wir den siebten Stock abgelaufen, doch leider hatte ich bisher nirgends den Eingang zu Dumbeldores Büro gesehen. "Immerhin hat er sein Büro in einem der Türme?"
"Schau mich nicht so an." Ruby drückte meine Tasche an sich.
"Wie?"
"Als müsste ich den Weg wissen."
"Du lebst seit sieben Jahren in diesem Schloss?"
"Sechs Jahre und ein knappes Halbes. Und ich weiß nicht ob es dir schon aufgefallen ist, aber hier bleibt nichts an seinem Platz. Ich schwöre dir, letzte Woche war der Muggelkunde Raum auf der sechsten Etage. Allerdings nur für ein paar Stunden und von den Treppen will ich gar nicht erst anfangen!"
"Ist das nicht der Eingang?" In einem Seitengang hatte ich einen Wasserspeier entdeckt und als wir näher traten, verlangte er kränzend nach dem Passwort.
"Oh." Wir sahen uns überrascht an, bis mir wieder Dumbledores Brief einfiel. "Lakritzzauberstab."
Der Wasserspeier glitt zur Seite und wir traten auf die sich windende Treppe.
"Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass James meinte den Auror erkannt zu haben? Anscheinend hat er mit seinem Dad zusammen gearbeitet...oh und ich muss dir noch erzählen, wie Cindy vollkommen ausgeflippt ist..."
"Rubs, hast du zu viel Kaffee getrunken?"
Ihr Grinsen verschwand. "Ich mache mir Sorgen. Was ist, wenn du den Prozess verlierst? Was passiert dann?"
Ich senkte den Blick. Rubinas Stimmungsumschwünge trafen mich jedes Mal unvorbereitet, auch wenn sie über die letzten Wochen beinah alltäglich geworden waren. In der einen Minute glücklich grinsend, in der nächsten den Tränen nahe. "Ich werde ihn nicht verlieren. Keine Chance. Selbst wenn ich schuldig gesprochen würde; meine Großmutter wird das nicht zulassen. Sie wird alle Hebel in Bewegung setzen, damit ihre Enkelin keine verurteilte Mörderin wird."
"Vertraust du Emilia wirklich so sehr?"
"Ich vertraue darauf, dass sie ihren Namen schützen will."
"Versprich mir, dass du wieder zurück kommst."
Wir waren vor der Tür mit dem Greif als Griff angekommen und von innen hörte ich Stimmen, weshalb ich flüsterte, "Es kann sein, dass es länger dauert. Vermutlich kann ich nicht sofort zurück kommen, aber ich lasse dich nicht allein, Rubs."
"Du hast Jake auch allein gelassen." Sie sah mich an und zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass ich vermutlich nicht ansatzweise wusste, was in ihr vorging.
"Du würdest mich nicht alleine lassen und genauso wenig werde ich es tun." Ich sah ihr in die Augen und zögernd nickte sie. Mit einem Seufzen drehte ich mich zur Tür um anzuklopfen, doch die Stimmen innen waren inzwischen so laut, dass ich jedes Wort verstand und zögernd ließ ich die Hand wieder sinken.
"Ermittlungen haben in der Angelegenheit keinen Sinn." Die Stimme der Frau kam mir bekannt vor. "Ich kann keine Auroren mehr für ihre Schule abstellen, Dumbledore. Wir können kaum noch etwas vor den Muggeln geheim halten, wir haben keine Zeit nach einem Schuldigen zu suchen..."
Eine tiefe, knirschende Männer Stimme unterbrach sie, "Die Familie wird Fragen stellen, Frau Ministerin, genau wie die Öffentlichkeit. Der Angriff auf Hogsmead ist nicht vergessen und nun hat man einen toten Auror vor den Toren der Schule gefunden. Sie können nicht erwarten, dass die Leute nicht hinterfragen, ob Sie ihre Kinder schützen können."
"Dann lassen Sie die Öffentlichkeit unwissend, meine Güte." Die Stimme der Frau wurde schrill und nun erkannte ich Millicent Bagnold ohne Zweifel. "Sagen Sie es war eines dieser Biester aus ihrem verfluchten Wald, Dumbledore. Ich habe keine Zeit mich darum zu kümmern. Die Wahlen stehen vor der Tür und die Leute zweifeln bereits an meiner Regierung. Ein weiterer toter Auror ist wohl kaum meine größte Sorge."
"Nun, Ministerin." Dumbledores Stimme klang kalt. "Dann kann ich nur hoffen, dass ihr Nachfolger sich mehr Sorgen macht."
Einen Moment herrschte Schweigen und ich tauschte einen Blick mit Rubina, als wieder die Stimme der Ministerin erklang, "Ich habe Sie in dieser Schule schalten und walten lassen, Dumbeldore, weil ich ehrlich gesagt besseres zu tun hatte, als mich um ihre Entscheidungen zu kümmern. Aber um auf das Kind mit den Visionen zurück zu kommen- ich werde sie mitnehmen. Sie ist noch sehr jung und die richtigen Zauberer werden sie in der Weissagung unterweisen können."
"Anne Berghaus ist Schülerin dieser Schule." Selbst durch die geschlossene Tür ließ mich Dumbledores Stimme erschaudern. "Sie werden sie weder mitnehmen, noch irgendeine andere Entscheidung über sie treffen."
"Sie sollten besser gehen, Ministerin." Der Stimme des zweiten Mannes war die Abscheu anzuhören und Schritte näherten sich der Tür.
"Ich werde keine solch mächtige Waffe sich selbst überlassen. Das Kind wird weitere Visionen haben und wenn sie den falschen in die Hände fällt..."
"Sie wird Ihnen nicht in die Hände fallen, machen Sie sich da mal keine Sorgen, Ministerin." Dumbledores Stimme war plötzlich so nahe, dass mir gerade noch Zeit blieb von der Tür zurück zu treten, bevor sie geöffnet wurde. Er schien nicht überrascht uns vor seiner Tür zu finden. "Ah, Miss Rosendorn. Kommen Sie herein. Und Sie auch, Miss Summers."
"Entschuldigen Sie, Sir. Wir wollten gerade klopfen." Rubys Wangen färbten sich rosa und Dumbledore warf ihr einen amüsierten Blick zu.
"Keine Sorge, ich bin sofort für sie beide da. Millicent Bagnold kennen sie?"
Die Ministerin sah noch genau so aus, wie ich sie bei der Trauerfeier in Erinnerung hatte. Ihr grauer Reiseumhang war bis zum Hals zugeknöpft und trotz ihrer ausdruckslosen Miene, funkelten ihre Augen vor Zorn. "Dies war nicht unsere letzte Unterhaltung, Dumbledore." Für einen Augenblick betrachtete sie mich mit zusammengekniffenen Augen, bevor sie aus dem Büro rauschte.
"Ich melde mich die Tage noch einmal, Albus." Aus dem Schatten der Fenster stapfte der zweite Mann und erschrocken starrte ich ihn an. In meinem Leben hatte ich schon viele Männern gesehen, die von Kämpfen gezeichnet waren, aber dieser stach zwischen ihnen noch einmal hervor. Vermutlich würde er sogar gegen Professor Kesselbrand im Kampf um die meisten Narben gewinnen. Er stütze sich auf einen knorrigen Stock und bei jedem Schritt erklang ein seltsames Geräusch. Seine Augen waren nur zwei dunkle Perlen in dem Meer aus Narben und als er an uns heran trat, verzog sich sein Mund, der nur wie eine klaffende Narbe wirkte, zu einem halben Lächeln. "Das ist also Emilias Enkelin."
"Alastor Moody." Neben mir schnappte Rubina nach Luft und Moodys Augen huschte zur ihr.
"Miss Summers? Viel eher Miss Lestrange. Deine Brüder bereiten mir in letzter Zeit einigen Ärger." Er sah wieder zu mir. "Eine Lestrange und eine Rosendorn? Was ein seltsames Gespann."
"Sie kennen meine Großmutter?"
"Bin ihr ein paar Mal über den Weg gelaufen." Moody schnaubte. "Störrische Frau, hat ziemlich Biss. Wie ich hörte bist du ihr nicht unähnlich. Auch wenn du eher wie dein Bruder aussiehst. Hat mir einige gute Kämpfe geliefert. Ich bin sicher, dass du das auch könntest."
Als ich nickte, hellte sich seine Mine weiter auf. "Gutes Kind. Das hier war sicherlich nicht unsere letzte Begegnung." Mit seiner vernarbten Hand schloss er seinen Reiseumhang. "Guten Abend."
Er stapfte aus dem Büro und selbst durch die geschlossene Tür hörte ich seine Schritte noch eine ganze Weile.
"Miss Rosendorn, bevor ich Sie zu ihrer Großmutter schicke, wie von ihr angeordnet, muss ich noch etwas mit Ihnen besprechen." Dumbledore trat hinter seinen Schreibtisch. "Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass Miss Summers ebenfalls anwesend sein würde..."
"Alles was Sie mir zu sagen haben, kann Rubina ebenfalls hören." Als Dumbeldore eine Augenbraue hob, warf ich noch ein "Sir." hinterher.
"In Ordnung." Mit einer Handbewegung wies er auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. "Setzen sie sich."
"Warum geht es, Professor?"
"Nun." Er legte seine Finger aneinander und mit gerunzelter Stirn betrachtete er mich über den Rand seiner Brille hinweg. "Ihre Familie hat mir vor wenigen Stunden offiziell die Erlaubnis erteilt, mit Ihnen über diese Angelegenheiten zu sprechen." Er hob zwei Pergamentrollen an. "Ich kann nur erahnen, was Sie bereits wissen, aber ich kann Ihnen sagen, dass diesem Gespräch viele mit ihren Eltern und auch ihrer Großmutter vorausgehen."
"Und ich kann Ihnen sagen, Sir, dass es mich nicht überrascht. Geheimnisse hat meine Familie besonders vor mir."
"Wie viel wissen Sie von der großen Prophezeiung, die ihren Großvater zu so vielen Entscheidungen verleitet hat?"
"Nur was ich mir über die Jahre selbst zusammenreimen konnte. Dass es eines Tages ein Kind der großen Familien geben soll, welches über enorme Magische Fähigkeiten verfügt. Und es irgendwie wichtig wird. Mein Großvater war der festen Überzeugung, dass ich dieses Kind sei."
"Soweit ich das selbst beurteilen kann, Luné, scheinen Sie dieses Kind zu sein. Diese Prophezeiung wurde vor vielen Jahrhunderten ausgesprochen und mündlich immer wieder weiter getragen. Sie ist einer der elementarsten Gründe, warum besonders in ihrem Heimatland die Sorge um die Reinheit des magischen Blutes so groß ist. Die Bestrebung beinah jeder Familie ist es immer wieder die mächtigsten Nachkommen zu...verheiraten, auf das ihren Kindern noch größere Kräfte innewohnen."
"Entschuldigen Sie, Professor, aber das ist mir keinesfalls neu."
"Letztendlich geht es um dieses 'irgendwie wichtig' sein, wie Sie es ausdrückten. Ihr Großvater hat sich von Ihnen Macht versprochen. Bis zu seinem Tod hat er es schließlich geschafft, dass ihre Familie, selbst in diesen Zeiten, in Deutschland herrscht. Diese Prophezeiung spricht, Gerüchten zufolge, davon, dass dieses Ultimun eine Entscheidung treffen wird, welche über das Schicksal der magischen Welt entscheidet. Bisher war vollkommen unbekannt, wie diese Entscheidung aussieht, allerdings wurde eine zweite Prophezeiung ausgesprochen."
"Von Jakes Schwester Anne."
"Genau." Dumbledore zog aus seinem Umhang eine Glasphiole, in der eine silbrig weiße Flüssigkeit schimmerte. "Dies ist eine Erinnerung ihres Freundes, von dem Tag an dem Anne Berghaus ihre erste Prophezeiung aussprach. Was Sie wissen müssen, bevor Sie dies hören, ist dass die Zukunft keinesfalls sicher ist. Und das vermutlich noch viele Jahre vor dem Eintreten dieser Worte liegen."
Ich sah zu Ruby, deren ängstlicher Gesichtsausdruck meinem vermutlich nicht unähnlich war.
"Nun denn." Unserer Schulleiter ließ die Erinnerung in ein steinernes Becken fließen, welches zwischen den Geräten auf seinem Schreibtisch beinah unterging.
Einen Moment wirbelte die Flüssigkeit nur in dem Becken herum, bevor Dumbeldore sie mit dem Zauberstab antippte und Annes Gesicht geisterhaft daraus emporschwebte. Sie wirkte jünger und ihre Augen waren weit geöffnet. Als sie sprach war es nicht ihre Stimme, sondern eine seltsam krächzende und nachhallende, die mich schaudern ließ,
"Es wird eine Zeit kommen,
in der sich die Heiligtümer vereinen,
und der Tod erneut besiegt wird,
der dunkle Lord wird sein Ende selbst zeichnen,
wenn die Kämpferin des ersten Kampfs,
ihre Entscheidung trifft,
wird es seinen Untergang besiegeln,
wie ihrer,
der Blutverräter des reinsten Hauses sein wird.
Es wird eine Zeit kommen,
in der das Blut der Brüder wieder aufeinandertrifft,
und der, der zuerst sein Ende fand,
wird sich zwischen sie werfen,
und der Fluch des Stabes,
wird sein Ende finden,
im Bezwinger des Todes."
Annes Gesicht löste sich auf und eine Zeitlang starrte ich nur auf das Becken, in dem die Erinnerung weiter wirbelte.
"Was hat das zu bedeuten?" Ich sah weder Dumbeldore noch Ruby bei meiner Frage an.
"Zuerst einmal-" Dumbeldores Stimme klang müde und ich spürte seinen Blick auf mir. "-heißt es, dass es einen zweiten Krieg geben wird. Und das du eine Entscheidung treffen wirst, Luné."
"Woher können Sie wissen, dass es um Lulu geht?" Ruby klang wütend und verwirrt.
"Weil die Rosendorn in direkter Line von Antioch Peverell abstammen."
"Wie bitte?" Ruby lachte ungläubig auf. "Die Peverell Brüder? Entschuldigen Sie, Sir, aber das ist ein Kindermärchen."
"Wie beinah jedes Märchen hat es einen wahren Kern, Miss Summers. Ob die drei Brüder wirklich dem Tod begegnet sind kann hinterfragt werden, aber sie waren zweifelsohne mächtige Zauberer, die jeweils der Welt, und teilweise ihren Nachkommen, mächtige magische Gegenstände hinterlassen haben."
"Ach kommen Sie, Sir, das kann nicht ihr Ernst sein." Rubys Lachen klang hohl. "Möchten Sie sagen, dass die Geschenke des Todes wirklich existieren? Der Stab aus dem Elderbaum? Der Stein und der Umhang?"
"Sie scheinen das Märchen sehr gut zu kennen, Rubina."
"Es war mein Lieblingsmärchen als Kind." Sie schnaubte. "Und das ist der Punkt, es ist ein Märchen. Ein Märchen für Kinder, damit sie die richtigen Werte lernen und so weiter."
"Wenn ich also für den ältesten Bruder stehe, den ersten Besitzer des unbezwingbaren Zauberstabs-" Ich hob den Blick und es fiel mir unendlich schwer Dumbledore anzusehen. "-und ich mich zwischen die beiden anderen werfen muss...es bedeutet, dass ich sterben muss, oder?"
Dumbledores Gesicht war nur das eines alten Mannes, "Ja, ich fürchte, dass es genau das heißt."
Mit einem Seufzen lehnte ich mich zurück und für mehr als einen Moment fühlte ich mich, als würde das Gewicht der gesamten Zukunft auf meinen Schultern lasten.
"Aber Sie haben selbst gesagt, dass die Zukunft nicht gewissen ist." Ruby wirkte neben mir als wollte sie am Liebsten aufspringen und irgendetwas durch die Gegend werfen. "Luné muss also eine Entscheidung treffen und was wenn diese sie nicht zu ihrem Tod führt? Und was zur Hölle hat der dunkle Lord damit zu tun? Wir haben noch nicht einmal einen Krieg überlebt, meine Güte."
"Leider kann ich ihnen nicht auf alle Fragen eine Antwort geben. Die Zeit wird zeigen, was dies letztendlich alles bedeutet."
"Also legen Sie einfach die Hände in den Schoss und lassen die Zeit ihre Arbeit tun?"
"Rubs." Ich hob die Hand und ergriff ihre. "Es ist ok."
"Nichts ist ok! Dir wurde gerade dein Tod prophezeit."
Ich sah Dumbledore an, "Mir wird am Ende eine Wahl bleiben?"
Er nickte.
"Gut, mir blieb mein Leben lang keine Wahl. Der Blutsverräter des reinsten Hauses...wenigstens ergeben diese ganzen Andeutungen endlich Sinn."
"Was meinst du?" Ruby sah mich fragend an.
"Ihre Familie hat alles in ihrer Macht getan, um Sie von dem jungen Black fernzuhalten." Dumbledore hob beinah entschuldigend die Hände. "Wie erfolgreich sie waren, können wahrscheinlich nur Sie beantworten."
"Es muss nicht umbedingt um Sirius gehen." Mit aller Kraft kämpfte ich darum, dieses dumpfe Schockgefühl zu behalten. Mir war klar, dass ich ansonsten schon längst in Tränen ausgebrochen wäre.
"Es tut mir leid, Luné, aber sein Bruder ist kein Blutsverräter."
Es kostete mich einige Kraft über Regulus zu sprechen, aber ich erzählte Dumbledore, was er mir beim Angriff auf Hogsmead gesagt hatte. Dumbeldores Gesichtsausdruck änderte sich nicht, aber ich war mir sicher, dass seine Augen sich bei dem Wort Horkruxe kurz weiteten.
"Sie haben Recht, Luné, dieses Wissen macht ihren jungen Freund zu einem Verräter, besonders wenn er versucht sich gegen den dunklen Lord zu stellen. Aber wir beide wissen auch, dass es sein Todesurteil sein wird."
Ich senkte den Blick auf meine zitternden Hände und Bilder schoben sich vor mein Auge. Von einem blonden Mann, der, gemeinsam mit einem blonden Mädchen, nie meine Seite verließ und einem Mädchen mit grauen Augen, welches umgeben von leblosen Körpern weinte. Bereits als mir Hagrids Ziegen die beiden Mädchen gezeigt hatte, war mir klar gewesen, dass eine Entscheidung von mir verlangt wurde. Aber nun war der schlichte Gedanke daran so Grauenvoll, so voller Horror...wie sollte ich so eine Entscheidnung treffen können?
"Von was für einem Fluch war die Rede?"
"Dies zu erklären steht mir nicht zu." Ich hörte wie Dumledore sich erhob. "Das ist Emilias Aufgabe."
Wir erhoben uns ebenfalls und mit einem schwachen Lächeln entwand ich meine Reisetasche Rubinas Griff.
In ihren Augen schimmerten Tränen, als sie mich ansah, "Du willst vermutlich nicht, dass ich es den anderen erzähle, oder?"
"Nein. Dieses Wissen müssen sie nicht mit sich herum tragen. Es reicht schon, dass du damit leben musst. Es tut mir leid, Rubs."
Sie zog mich in eine Umarmung und für einen Augenblick ließ ich meinen Kopf gegen ihre Schulter sinken. "Deine Geheimnisse sind auch meine, Lulu. Ich bleibe an deiner Seite."
"Und ich an deiner." Für einen kurzen Augenblick mussten wir beinah über unsere Worte lachen, dann lösten wir uns voneinander und ich griff in den Beutel mit Flohpulver, den Dumbledore mir anbot.
"Sie müssen zuerst in den tropfenden Kessel, Luné, draußen wird jemand auf sie warten, der sie dann zu ihrer Großmutter bringt."
"Einfache Pläne, genau wie sie Emilia liebt." Mit einem Kopfschütteln trat ich in Dumbledores Kamin. "Wir sehen uns, Rubs."
Sie nickte lächelnd und ich warf das Flohpulver auf den Kaminrost. Sofort war ich von grünen Flammen umgeben. "Tropfender Kessel."
Mit einem Rauschen verschwand ich und nach einigem Herumgewirbel, stand ich schließlich in einem anderem Kamin. Im Halbdunklen konnte ich die Tische des Pubs erkennen und es musste schon sehr spät am Abend sein, denn die Stühle waren bereits hochgestellt und keine Lampe brannte. Vereinzelt entdeckte ich noch Halloween Dekoration und als ich auf meine Armbanduhr sah, wurde mir klar, dass es bereits nach Mitternacht war.
Ich trat aus dem Kamin und ohne mich um meinen Zauberstab zu bemühen, ließ ich die Asche auf meinem Umhang mit einem stummen Zauber verschwinden. Meine Finger kribbelten und mit meiner Reisetasche in der Hand stand ich in der Stille ohne mich bewegen zu können. Langsam sickerte das gerade erfahrene in meinen Verstand und meine Knie gaben nach.
Ich schlug mir eine Hand vor den Mund, um mein Schluchzen leise zu halten, doch die Tränen konnte ich nicht aufhalten.
Weinend kniete ich im Dunkeln des Pubs und der Horror, den ich fühlte, konnte ich nicht mal in Gedanken fassen.
Erst als ich wieder Luft bekam und die Schluchzer nicht mehr meinen ganzen Körper durchschüttelten, richtete ich mich auf. Mit den Ärmeln meines Umhangs strich ich mir die Tränen aus dem Gesicht und als die Tasche in meinem Griff nicht mehr zitterte, trat ich zur Tür des Pubs.
Die Straße wurde von Laternen erhellt und trotz der Urzeit sah ich nicht weit von mir eine Gruppe Jugendlicher, die lachend ihres Weges torkelten.
Gerade als ich mich fragte, wie ich zur Emilia kommen sollte, entdeckte ich einen Mann auf einer Bank. Im Schein einer Laterne war er über ein Buch gebeugt und für einen Moment leuchtete die Spitze einer Zigarette auf. Seine hellblonden Haare, die meinen nicht unähnlich waren, ließen mich schließlich an ihn herantreten.
"Entschuldigung."
Er hob den Blick und hellblaue Augen begegneten meinen. "Na endlich. Ich würde ja sagen, dass es langsam mal Zeit wird das du hier auftauchst, aber das muss ich dir wohl kaum sagen, oder?" Ein Grinsen ließ Sommersprossen auf seinen Wangen tanzen und für einen Augenblick setzte mein Herz aus. Kurz glaubte ich beinah meinen Bruder vor mir zu haben. Doch als der Mann sein Buch zuklappte und aufstand, erkannte ich, dass er kleiner als Leopold war und seine Gesichtszüge waren im Laternenschein bei weitem nicht so scharf. Er hätte eine jüngere Version sein können, aber er war nicht mein Bruder.
"Kennen wir uns?"
"Schätze irgendwann haben wir uns schon mal getroffen. Aber mein Vater hat immer lieber meine Schwestern rumgezeigt." Sein Englisch klang vertraut, doch ich kam beim besten Willen nicht auf seinen Namen.
"Wie heißen deine Schwestern?"
Er zögerte einen Augenblick, "Es gibt nur noch meinen Bruder, Tanja und mich."
"Oh. Du bist ein Yaxley? Hagens Sohn?"
"Genau, meine liebe inoffizielle Stiefcousine." Er verzog das Gesicht und kurz musste ich lachen.
"Wie heißt du jetzt?"
"Karsten Yaxley."
"Freut mich."
"Schon klar." Er zog noch einmal an seiner Zigarette, bevor er sie auf die Straße warf. "Komm, wir müssen ein paar Stationen fahren, bevor wir da sind."
Wir liefen wieder eine dieser Treppe in die Erde hinab und außer mehren jungen Leuten, die entweder betrunken oder im Begriff es zu sein waren, schien die Bahnstation relativ leer. Während wir auf den Zug warteten, setzten wir uns auf Plastiksitze und ich beobachtete Karsten von der Seite, der mit nachdenklichem Gesichtsausdruck die Menschen um uns herum ins Visier nahm.
Ich konnte mir nicht wirklich einen Reim daraus machen, warum meine Großmutter ihn geschickt hatte. Karstens Vater, Hagen Yaxley, war der uneheliche Sohne meines Großvaters und ohne Zweifel hatte er mich immer gehasst. Vermutlich war er auch nicht plötzlich mein größter Fan geworden, seit seine Kinder bei meiner Geburtstagsfeier im letzten Jahr ihr Leben verloren hatten. Mir stand noch sein Gesicht von damals vor Augen. Voller Schmerz. Olaf, Jana und Britta. Jetzt waren also nur noch Karsten und seine zwei Geschwister übrig.
"Du fragst dich vermutlich, warum gerade ich dich abhole, oder?" Karsten sah mich immer noch nicht an.
"Womöglich stelle ich mir die Frage tatsächlich."
"Verständlich." Ein Zug kam und wir stiegen ein. Drinnen ließ sich Karsten auf einen Sitz fallen, der am weitesten von den wenigen Fahrgästen entfernt war. "Nun, wie du weißt hat meine Familie nicht umbedingt die Absicht den wir-lieben-die-Rosendorn-Fanclub zu gründen?"
"Kann ich irgendwo verstehen."
"Die Sache ist jetzt, dass die meisten Familien mehr oder weniger eine kleine Erkenntnis in die Richtung hatten. Zumindest mein Dad hatte sie. Seit deine Großmutter aus Deutschland geflohen ist und du-weißt-schon-wer die Jagd auf deine Familie erklärt hat, konnte sie viele Familien überzeugen, dass der dunkle Lord den Familien die Macht raubt. Deine Gran arbeitet seit sie in London ist daran möglichst viele Familien auf ihre Seite zu bringen und irgendwie gehört meine dazu."
"Ernsthaft?"
"Tanja und ich sind ihre Laufboten geworden."
"Also ist deine ganze Familie auf unserer Seite?"
"Na ja." Er wandte den Blick ab und sah auf das Buch in seiner Hand. "Mein Bruder ist nicht ganz dieser Meinung. Er meint die Yaxleys sollten auf der Seite des dunklen Lords stehen."
"Das tut mir leid."
"Naaa schon okay. Wir haben Krieg, da ist sowas nicht überraschend."
"Stimmt." Die restliche Fahrt schwiegen wir beide und es war irgendwie tröstend ihn neben mir zu haben. Wenn ich ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zuwarf, konnte ich mir beinah einbilden, es wäre Leopold.
Als wir schließlich ausstiegen und nach unzähligen Treppe nicht mehr unter der Erde waren, standen wir auf einem ebenfalls von Laternen beleuchteten Gehweg. Zu beiden Seiten der Straße reihte sich ein Reihenhaus an's andere und Karsten führte mich die Straße hinab, bis wir vor einem Efeubewachsenen stehen blieben. Der Flur hinter der Eingangstür war erleuchtet.
"Da sind wir. Viel Spaß mit Emilia, als ich gegangen bin hatte sie noch gute Laune."
"Kommst du nicht mit rein?"
"Tut mir leid, Luné-Marie, aber du bist heute nicht meine einzige Verabredeung." Er zwinkerte. "Außerdem sehen wir uns bestimmt noch Mal. Spätestens morgen Abend...oder ne Heute."
"Warum?"
"Der Prozess." Sein Lächeln wurde mitleidig und mit einem Winken drehte er sich um.
Ich starrte ihm hinterher, bis mir wieder einfiel, dass meine Großmutter auf mich wartete. Das Gartentor quietsche leise, als ich es aufschob und mit meiner Reisetasche in der Hand stieg ich die Stufen bis zur Haustür hinauf. Zu meiner Überraschung fand ich mehrere Klingeln vor. Die meisten trugen typische Nachnamen, bis mein Blick auf eine der letzten fiel. Leo. Mit einem schwachen Lächeln drückte ich sie.
Eine Zeitland geschah gar nichts und im Hausflur bewegte sich niemand, bis plötzlich die Tür geöffnet wurde, obwohl ich durch das Glas keine Bewegung gesehen hatte.
"Luné." Meine Großmutter stand in einem dunkelblauen Abendkleid vor mir. In ihrer Hand war ein Weinglas und der Flur hinter ihr sah um einiges luxuriöser aus, als es durch das Glas den Anschein gehabt hatte.
Ich seufzte, "Großmutter."
Ihre dunkelblauen Augen, die meinen so ähnelten, betrachteten mich von meinen abgetragenen Stiefeln bis zu meinen Locken und ich konnte nicht einschätzen, ob sie mit meinem Auftreten zufrieden war oder nicht. Ehrlich gesagt, kümmerte es mich auch nicht sonderlich.
"Komm rein." Sie trat zur Seite und dankbar trat ich in die Wärme des Hauses. Die Nacht war kalt.
Aus einem Raum kam eine kleine Hauselfe, die mir meine Reisetasche abnahm und mit einer tiefen Verbeugung in eines der oberen Stockwerke verschwand. "Ich habe ein Zimmer für dich vorbereiten lassen. Du bist sicher müde?" Sie führte mich in einen Salon, in dem der Kamin alles in flackerndes Licht tauchte, und ohne Zögern ließ ich mich auf eines der Sofas fallen.
Emilia zauberte aus dem Nichts ein zweites Weinglas hervor und erst als sie mitten im Raum stehen blieb und mich anstarrte, antwortete ich ihr, "Es war ein langer Tag."
"Du weißt es." Ihre Augen huschten über mein Gesicht und ich konnte die trockenen Tränen auf meinen Wangen spüren.
"Dumbledore meinte, dass du mir von einem Fluch erzählen musst." Ich schob meine Stiefel von den Füßen und zog meine Beine an den Körper.
Meine Großmutter antwortete nicht und erst als ich sah, wie fest sie die Gläser umklammerte, wurde mir klar, dass sie auf eine Reaktion von meiner Seite wartete. Doch mir war nicht nach Vorwürfen und neuen Tränen. Ich lehnte meinen Kopf gegen ein Kissen und stumm sah ich zu meiner Großmutter auf, bis diese aus ihrer Starre erwachte.
Sie stellte die Gläser ein wenig zu heftig auf einen Glastisch und für kurze Zeit verschwand sie aus meinem Blick, bis sie zu meiner Überraschung mit einer dicken Wolldecke vor mir stand.
"Danke."
Emilia nickte und ließ sich dann mir gegenüber in einen Sessel sinken. Als sie ihr Weinglaser wieder anhob, war ich mir sicher es zittern zu sehen. Wir sahen uns einige Augenblicke an, bevor sie leise sagte, "Du fragst dich vermutlich, wieso wir dir dieses Wissen vorenthalten haben?"
"Nein." Müde schüttelte ich den Kopf. "Ich hätte es auch vor mir geheimgehalten. Wenn ihr es mir vor einem Jahr gesagt hättet...das hätte ich nicht überlebt."
"Und nun sitzt du hier. Du hast überlebt."
"Vermutlich steckt doch mehr Rosendorn in mir, als gedacht."
"Daran habe ich nie gezweifelt." Sie senkte den Blick auf ihr Glas und ich zog mir die Decke bis ans Kinn hinauf. Am Liebsten hätte ich meine Augen geschlossen, nur um all die Verwirrung und Angst in mir für kurze Zeit zu vergessen.
"Hast du dich eigentlich nie gefragt, warum alle Erbinnen so jung gestorben sind?" Emilia sah mich nicht an.
"Es ist mir schon einmal aufgefallen, ja. Aber immerhin sitzt du hier vor mir, damit bist du doch der lebende Beweis, dass es nur Zufall ist."
"Stimmt, ich sitze hier." Sie hob den Blick, doch ihre Augen wirkten abwesend. "Deine Mutter hat dir nie die Märchen von Beedle dem Barden vorgelesen. Sie hat sich viel lieber eigene ausgedacht oder dir die Muggelmärchen ihrer Kindheit erzählt. Sie fand die Märchen von Bendel zu traurig und zu grausam. In ihren Märchen haben die Guten immer ihr glückliches Ende bekommen."
"Das Leben ist aber nicht wie in den Geschichten." Die Worte aus dem Brief meines Bruders entschlüpften mir einfach so. "Es gibt kein Gut und Böse."
"Du klingst wie Leopold. Er war gemeinsam mit deinem Vater dagegen dir von der Prophezeiung zu erzählen. Vermutlich kannte er dich damals besser, als ich."
Ich wollte sagen, dass er mein Bruder war und mich natürlich kannte, doch die Worte schafften es nicht über meine Lippen.
"Es hat die Peverell Brüder wirklich gegeben, weißt du." Ihre großen Augen waren unergründlich. "Antioch Peverells Tochter hat damals einen der letzten Rosendorns geheiratet und seit dem die Linie weitergeführt."
"Er hatte eine Tochter?"
"In den Märchen wird nur von einer Frau gesprochen und das ist die Verlobte des zweiten Bruders. Aber Antioch war verheiratet. Es heißt, dass seine Frau nach seinem Tod den Verstand verloren hat. Sie hat sich von einer Klippe gestürzt und ihre Tochter allein gelassen."
"Warum sollte sie so etwas tun?"
"Soweit es überliefert ist, war Antiochs Frau ein ziemliches Biest." Für eine kurzen Augenblick zuckten ihre Mundwinkel. "Was auch erklären würde, warum sie einen Fluch über ihre eigenen Familie ausgesprochen hat."
Sie sah mich abwartend an und ich versuchte ihre Worte zusammen zu setzten, "Mit wie vielen Jahren ist ihre Tochter gestorben?"
"Nach der Geburt ihrer ersten Tochter. Das Kind war die erste Erbin."
"Was ist das für ein Fluch?"
Meine Großmutter trank einen Schluck Wein und es wirkte, als wolle sie sich vor ihren nächsten Worten stärken, "Einfach gesagt, die Erbinnen sterben, sobald sie eine Tochter haben. Manche schaffen es bis ihre Kinder beinah volljährig sind, so wie meine Mutter, andere sterben bereits kurz nach der Geburt."
"Aber das ergibt keinen Sinn. Du sitzt hier, du hast überlebt."
"Du hast es nicht vollkommen verstanden, Luné. Mein überlebendes Kind ist nur ein unwichtiger Sohn. In dem Sinne kann man beinah behaupten, ich hätte Glück gehabt."
"Du hattest niemals eine Tochter..."
"Doch." Sie senkte den Blick. "Alle Erbinnen haben zuerst eine Tochter. Jedes Mal."
"Was ist geschehen?"
"Sie hat meinen Mann zu sehr geschrien. Er hatte nie besonders gute Nerven."
Wir schwiegen und zum ersten Mal in meinem Leben, wurde mir klar, wie sehr meine Großmutter in ihrer Vergangenheit gefangen war. Ich ahnte etwas verstanden zu haben und der Gedanke machte mir Angst, doch ich fragte trotzdem, "Wie ist er damals gestorben?"
"Es ist jetzt drei Jahre her." Sie sah mich an und eine Art grimmiger Stolz lag in ihrem Blick. "Woher glaubst du hast du dein Talent für Zaubertränke?"
Ich nickte verstehend. Es ergab Sinn. "Was hat der Fluch jetzt mit dem zweiten Krieg und der Prophezeiung zu tun?"
"Es gab niemals auch nur eine Andeutung, dass der Fluch gebrochen werden kann, bis zu deiner Prophezeiung. Die meisten Erbinnen wussten nicht einmal etwas von dem Fluch, der sie das Leben gekostet hat. Ich weiß nicht, wie er letztendlich gebrochen werden kann, aber es hat etwas mit dem Black Jungen zu tun."
"Ich muss sterben. Dadurch wird er gebrochen. Vermutlich sind die Umstände dafür entscheidend, aber ich kann nicht überleben." Mit einem Seufzen ließ ich mich zurück sinken, so dass ich in der Decke eingerollt auf dem Sofa lag. Ich wollte nur noch die Augen schließen.
"Es tut mir leid, Luné, es tut mir so unsagbar leid."
"Ich weiß." Ich schloss die Augen und ich hörte wie meine Großmutter sich erhob. Als ihre Hand über meinen Kopf strich, zuckte ich beinah zusammen. Es gab so wenige Gelegenheiten, bei denen ich ihre Berührungen nicht schmerzhaft in Erinnerung hatte. "Alles Gute nachträglich." Ich öffnete meine Augen wieder. Eine einzelne Träne rollte über Emilia Rosendorns Gesicht, als sie leise murmelte, "Schlaf gut, mein Herz."
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Meinungen?
Kuss & Schluss.

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