The place we call home*

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"In a perfect world everything would be either black or withe, right or wrong, and everyone would know the difference. But this isn't a perfect world. The problem is the people who think it is."

-Neal Shusterman, Unwind

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The place we call home

Mein Vater hatte immer gesagt, dass es keine komfortablere Art zu Reisen gab, als mit einer Hauselfe. Vorausgesetzt die kleinen Kreaturen mochten einen. Ich war mir sicher, dass die Haushelfe, deren kleine, faltige Hand meine hielt, weder mich noch meine Familie sehr mochte.

Unsere Füße berührten insgesamt drei Mal festen Boden. So viele Sprünge benötigte die Elfe meiner Großmutter, um die Distanz zwischen London und dem Haus meiner Eltern sicher zurückzulegen. Mein Magen rebellierte jedes Mal und immer, wenn ich mich vorbeugte, um mich zu übergeben, sprangen wir bereits weiter.

Als unsere Füße schließlich auf schlammiges Graß trafen, wusste ich, dass wir es geschafft hatten. Obwohl der Hügel vor uns leer war und nur einen Blick grau-grüne gewellte Landschaft gab, erkannte ich den Ort.

„Schnell, schnell, Fräulein. Wir müssen unter den Schild.", drängte mich die Hauselfe flüsternd und zerrte mich dann vorwärts.

Hastig hob ich meine schwere Reisetasche auf und kam ihrer Aufforderung nach. Wir eilten den Hügel hinauf, als würden wir gejagt. Und dann war es plötzlich vorbei.

Wir überschritten die unsichtbare Grenze der Schutzzauber und das Zuhause meiner Kindheit thronte über mir. Wir bogen in den gewundenen Pfad ein, welcher von nun verblühten Büschen gesäumt war und welche im kalten Wind raschelten. Das Haus meiner Eltern war alt, verkleidet mit vom Wetter graugewaschenen Holz und kleinen, rechteckigen Fenstern, die keinen Blick nach innen erlaubten.

Es wachte über eine vollkommen baumlose Landschaft, an deren fernen Horizont, im Licht der untergehenden Sonne, ich gerade noch weidende Schafe sehen konnte. Das einzige Bemerkenswerte an der kargen Landschaft war der kreisrunde See am Abhang, in welchem ich schwimmen gelernt hatte. Beinah schien die Stimme meines Bruders vom kalten Wind zu mir getragen, wie er auf dem Holzsteg stand und mir bei meinen Versuchen zusah. Er hatte mir das Schwimmen beigebracht. Gegen den Wunsch meines Vaters.

"Marie?" Ich blinzelte. Wir hatten es bis zu der zerkratzten Haustür geschafft und dort stand meine Mutter. Für einen Moment starrte ich die rothaarige Frau vor mir nur an. Sie war so klein, dass sie bei weitem nicht das dunkle Rechteck des Rahmens ausfüllte.

An ihrem Gesichtsausdruck sah ich, dass sie auch nicht wusste, wie angemessenes Verhalten nun noch aussah.

„Mutter" Ich lächelte. Anders als mein Vater trug sie selten Festumhange oder elegante Kleidung im Haus. Stattdessen konnte ich unter der weißen Schürze, anscheinend kam sie aus der Küche, einen einfachen Umhang sehen.

Sollten wir so tun, als hätten wir uns zuletzt im September gesehen? Als hätte mein Geburtstag nicht stattgefunden? Dann sollte ich einfach vortreten und sie umarmen. Doch gerade als ich einen Schritt vorwärts machte, trat meine Mutter zur Seite. Mit einer Geste bedeutete sie mir ihr zu folge und ich trat über die Schwelle, gefolgt von der Hauselfe.

Ich verfrachtete meine Stiefel und meinen Reiseumhang in die Garderobe. Dann folgte ich ihr durch den fensterlosen Flur in die Küche. Sie ging nach Westen, weshalb es hier nun am hellsten war.

„Gerade war ich mit dem Abendessen beschäftigt", ließ sie mich wissen und griff nach ein paar Karotten. „Hattest du eine gute Reise?"

„Ja" Ich nahm mir einen Apfel aus der Obstschüssel und biss hinein. Seit dem Essen im Zug war ich wieder hungrig geworden. „Wo ist Vater?"

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