Prickeln

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Will you still love me?

When I've got nothing but my aching soul?

I know you will, I know you will.

- Lana Del Rey - Young and beautiful

Meine zwei Wochen Urlaub neigten sich langsam dem Ende zu, sie waren auch irgendwie total schnell vergangen. Dies lag wahrscheinlich an Julian der, wann immer er Lust und Zeit hatte, was mit mir unternahm. Wie versprochen zeigte er mir einige Restaurants und Cafés hier in Köln.

Ich vermutete ich hatte noch nie so viel Leckeres in zwei Wochen gegessen wie in diesen. Aber ich hatte auch mal wieder Zeit mehr Sport zu machen und joggte fast täglich eine dreißig minütige Strecke durch den Wald.

Mit Julian Zeit zu verbringen machte sehr viel Spaß und ich glaubte wir waren gute Freunde in der Zeit geworden. Ich wusste zwar noch das ich am Anfang sehr skeptisch war warum er mit mir Zeit verbringen wollte jedoch löste sich diese Skepsis schnell.

Er realisierte wahrscheinlich so wie ich das wir auf einer Wellenlänge waren und gute Freunde werden konnte. Und Freunde waren doch etwas Gutes.

So fuhr ich an meinem letzten freien Samstag zu ihm da wir einen Filmabend machen wollten.

Nachdem ich an seinem Wohnkomplex angekommen war, betätigte ich die Klingel und sofort ertönte ein Brummen so dass ich eintreten konnte.

"Na du!", begrüßte ich freudig Julian als dieser die Tür öffnete und mich rein ließ.

"Hey.", sagte er etwas niedergeschlagen.

"Alles gut mit dir?", sprach ich meine Gedanken aus und betrachtete ihn mit einem prüfenden Blick.

Und da sah ich das er gar nicht gut aussah.

Und das sollte schon was heißen bei ihm.

Er hatte totale dunkel Schatten unter den Augen, totale schlapper Klamotten an, seine Haare wirkten ungepflegt und man erkannte einen Bartschatten.

Ein Teil meines Herzens begann sich um ihn zu sorgen.

Julian antworte mir nicht, sondern gab nur ein Schulterzucken von sich.

Ich erkannte, dass es ihm wirklich nicht gut ging und tat etwas Unerwartetes.

Ich umarmte ihn fest.

Wir hatten uns noch nie umarmt, warum wusste ich nicht.

Sofort fragte ich warum, denn es fühlte sich verdammt gut an ihn zu umarmen. Seine Wärme kam mir sogleich entgegen und ich spürte wie er sich kurz verspannte, dann aber die Umarmung erwiderte.

Eine leichte Gänsehaut entstand als er an meiner Halsbeuge ausatmete.

Und so standen wir da mindestens fünf Minuten und umarmten uns innig.

Als Julian mich etwas fester an sich schlang, regte sich etwas in meiner Magengegend.

Etwas, was sich intensiv anfühlte, entstand.

Was ist das?

Ich verspürte ein flattern in meiner Magengegend als auch ein Kribbeln. Und es wollte mehr werden.

Dadurch das ich nicht wusste was es ist und woher es kam und mich unwohl fühlte, löste ich mich langsam aus unserer Umarmung.

Sanft blickte ich Julian an, der mich mit einem leeren Blick ansah.

"Ich mach uns beiden einen Tee, setzt du dich der Weile auf die Couch. Dann reden wir, wenn du möchtest.", entgegnete ich ihm.

Er nickte mir nur zu.

Ich tat meine Hand auf seinem Oberarm und streichelte leicht darüber. Durch meine Hand gingen ein paar leichte Stromschläge als ich seine Haut berührte die nicht durch den T-Shirt Ärmel bedeckt wurde. Sie fühlte sich warm und weich an. Es prickelte leicht unter meiner Handfläche und meine Hand stoppte automatisch.

Ich spürte wie Julian auch etwas verwundert auf diese Stelle sah.

Spürte er das auch?

Dieses Gefühl ignorierend sah ich wieder zu ihm au und sprach: "Es gibt auch mal schlechte Tage. Das wird schon."

Hoffnungsvoll sah er mir entgegen und ich nahm meine Hand von seinem Oberarm weg. Sofort erlosch das Gefühl.

Ein letztes Mal sah ich ihm entgegen und ging dann in die Küche um einen Tee aufzusetzen. Dadurch das ich in den zwei Wochen zwei-, dreimal bei den Brüdern war, wusste ich langsam wo sich was befand. Mein Kopf merkte sich so etwas irgendwie schnell. Als das Wasser aufkochte goss ich es in die zwei Tassen und ging mit ihnen zum offenen Wohnbereich.

Julian hatte sich schon auf die Couch gesetzt.

Beide Tassen stellte ich auf dem kleinen Tisch der sich davor befand. Ich setzte mich und sah Julian an. Mit einem leeren Blick starrte er auf einem Punkt.

"Es ist wegen Kai.", fing er an und ich hörte aufmerksam zu.

"Wir hatten einen heftigen Streit. Mich hatte es abgefuckt das er nur noch alles kritisierte, rummotzte, nicht pünktlich zum Training kam und alles bis zum unermesslichen perfekt haben wollte. Außerdem hatte ich das Gefühl er vertraute er mir nicht mehr. Er erzählt mir nichts mehr und wendet sich immer mehr von mir ab. Er konnte das natürlich überhaupt nicht verstehen und sagte mir das ich mich nicht mehr so sehr in sein Leben einmischen soll. Dann hat er aufgelegt.", erzählte er mir.

"Ich mein", kurz stockte er, " sein wann ist er so und warum. Warum vertraut er mir nicht mehr. Er ist mein bester Freund und eigentlich erzählen wir uns alles.", beendete er.

Kurz überlegte ich was ich antworten könnte.

"Natürlich ist es falsch das er dich einfach anmeckert und dann auflegt. Aber vielleicht steht er sich ein bisschen selber im Weg. Ich mein, wie ich das mitkriege hat er für sein junges Alter schon ein enormes Talent. Dazu kommt dieser große Druck den er mit dem Hype um ihn mitbekommt. Vielleicht wird ihm das zu viel gerade. Auf jeden Fall sollte er trotzdem darauf achten wie er mit seinen Freunden umgeht und nicht unfair oder unhöflich sein.", sagte ich.

Ich hoffte ich hatte das richtige gesagt. Ich kannte Kai nicht sehr und wollte nicht falsch über ihn urteilen, gleichzeitig wollte ich aber auch Julian helfen.

Dieser sah noch immer auf den gleichen Punkt. Jedoch nickte er nach einer Zeit.

"Du hast wahrscheinlich Recht. Ich sollte mit ihm darüber reden. Er braucht mich vielleicht gerade mehr als sonst.", sagte er und blickte auf.

Sanft blickte ich ihm entgegen.

"Danke Mia.", sprach er und ich nickte ihm zu.

In diesem Moment schien das blau seiner Augen mir noch intensiver als sonst entgegen zu strahlen. Seine Augen leuchteten regelrecht und zogen mich in einen Bann.

Unter diesem Blick kam wieder dieses Gefühl auf, dieses kribbeln, prickeln und mir wurde ganz warm.

Diesmal war es Julian der den Blick unterbrach und fragte: "Wie wäre es mit irgendeinem Netflix Film?".

Etwas peinlich berührt antwortete ich: "Gerne.".

Was war nur heute mit mir los?

I found my future with youWhere stories live. Discover now