Kapitel 39

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Dieser miese Wichser! Was fällt ihm ein, dich einfach in Gefahr zu bringen? Nur ich darf das.

Als ich Shawn's Nachricht las, bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht und ich musste die Augen verdrehen.
Das war natürlich mal wieder richtig typisch für Shawn.

Komm runter, mit dem werd ich schon alleine fertig;)

Schrieb ich ihm zurück.
Nachdem Zayn heute am See wieder verschwunden war, tippte ich erneut Shawn's Nummer ein und rief ihn an.
Natürlich hatte ich ihm auch alles über die letzten Geschehnisse erzählt, woraufhin er dann schon die ganze Zeit den großen Bruder raushängen ließ.

Das weiß ich doch Kleine, aber zusammen sind wir unbesiegbar.

Kam die Antwort von Shawn.
Ich kroch unter meiner Bettdecke her, um wieder an Luft zu gelangen.
Es war knapp nach Mitternacht und Cami und Vikki schliefen schon tief und fest.
Camis mir nur allzu gut bekanntes Schnarchen hallte durch das Zimmer.

Ja, ich freue mich schon drauf, wenn wir wieder unbesiegbar sind:))))

Schrieb ich zurück.
Shawn hatte mir versprochen bald mal den Laden hier mit mir ein bisschen aufzumischen und irgendwie konnte ich es kaum erwarten.
Ich wusste nicht woran es lag, vielleicht an den Leuten hier, oder dem Fakt, dass das hier ein Internat war, aber irgendwie war ich ziemlich langweilig geworden.
Mit Shawn zusammen konnte man jeden Scheiß machen und sich im wahrsten Sinne des Wortes unbesiegbar fühlen.

Dann muss Zayn sich aber warm anziehen.

Schrieb er zurück. Oh Mann, er konnte es einfach nicht lassen.
Ich war gerade dabei die nächsten Worte einzutippen, als plötzlich der Name von Leo auf meinem Display erschien.
Warum rief Leo mich denn bitte so spät noch an? War er etwa betrunken und brauchte wen zum reden? Nein, danke.
Nichts desto trotz entschied ich mich den Anruf anzunehmen und hielt mir kurz darauf mein Handy ans Ohr.

„ Kace?" kam es vom anderen Ende der Leitung. Ich zog meine Augenbrauen zusammen, da Leo schwer zu atmen schien.
„ Ja?" flüsterte ich zurück, da Vikki und Cami nicht wach werden sollten.
„ Gut dass du dran gehst. Du musst jetzt unbedingt machen was ich dir sage." sprach Leo hektisch und seine Stimme schien aufgeregt zu beben.
„ Leo? Was ist los? Ist was passiert, geht es euch gut?" kam es aus mir rausgeschossen und erst im Nachhinein fiel mir auf, dass ich viel zu besorgt klang.

Ich räusperte mich kurz, um die Rolle der besorgten Mutter abzulegen.
„ Ich habe keine Zeit für fragen... Du musst jetzt einfach runterkommen, mit der Box." sagte er weiter mit hektischer Stimme, was mir schon ein komisches Gefühl im Bauch gab.
Und als ich das Wort "Box" hörte traf es mich wie ein Schlag.
Die wollen mich also doch mit reinziehen, anscheinend hat das Gespräch mit Zayn heute reichlich wenig gebracht.

„ Ist das euer Ernst..." fing ich an mich leise zu beschweren, da Vikki und Cami ja immer noch nicht aufwachen sollten.
„ Es ist echt wichtig Kace! Bitte mach keinen Aufstand. Es gab eine Planänderung und wir brauchen die Box jetzt sofort." fing er schon leicht genervt an mich harsch zu unterbrechen.
Ich blieb still und schloss kurz meine Augen. Ich atmete einmal tief ein und stieß dann die Luft bebend wieder aus.

„ Okay, wo soll ich hinkommen?" fragte ich leise und überzeugt.
Ich wollte ihnen ja helfen, da es sich echt verdammt ernst anhörte.
„ Komm einfach durch den Notausgang auf den Parkplatz des Internats. Dich wird keiner sehen." fing er an zu erklären und das einzige was ich konnte, war zu Nicken.

Nachdem ich mich in Jogginghose und Tshirt unbemerkt durch den Hinterausgang aus dem Internat schleichen konnte, tapste ich nun über den leicht nassen Rasen neben dem Springbrunnen.
Das ganze Internat wurde von Lichtern beleuchtet und mit dem Springbrunnen im Vorderhof sah es aus wie ein echtes Schloss.
Alles war so still.
Naja, lag vielleicht daran, dass es schon fast halb eins war. Aber Hauptsache ich geister hier mit einer Box voller Koks durch die Nacht.
Na toll, warum tat ich mir das eigentlich an?

Ich konnte von weitem eine Statue erkennen, die ungefähr auf Leo zutraf.
Der Parkplatz war recht dunkel, da dieser nur von seitlichen Laternen und dem Mond beleuchtet wurde.
Recht viele Autos standen auf diesem, welche aber nur als Umrisse erkennbar waren.
Wie immer war es nicht wirklich kalt, eher eine warme Frische, die sich durch die Luft zog.
Ich lief leicht angespannt mit der Box in meinen Händen auf den Parkplatz zu, bis ich ein Gesicht erkennen konnte.

„ Da bist du ja endlich." kam es von Leo, welche in einem dunklen Hoodie und aufgesetzter Kapuze an seinem Jeep lehnte.
Seine Größe und sein breit gebauter Körper ließen ihn in der Dunkelheit ziemlich angsteinflößend wirken.
Nur seine hellen, schneeweißen Haare lugten verstrubbelt unter seiner Kapuze her.
Schnellen Schrittes lief ich auf ihn zu, bis ich zum Stehen kam.
„ Wie wärs mit einem 'Danke Kace, dass du mir mitten in der Nacht die mysteriöse Box in der 50 Gramm Koks drin sind, vorbeibringst'"
sagte ich genervt und schaute ihm böse an.

Er schien bereits erfahren zu haben, dass ich die Box geöffnet hatte, da er nicht wirklich überrascht reagierte.
„ Danke Kace." sagte er nur gespielt nett und griff nach der Box.
Ich entzog sie ihm aber noch rechtzeitig und versteckte sie leicht hinter meinem Rücken.
„ Bist du blöd? Gib die Box." fing er an zu Knurren und ich merkte abermals, wie nervös er war.
„ Was habt ihr damit vor? Wollt ihr euch etwa umbringen?" fragte ich leicht hysterisch und warf ihm einen fragenden Blick zu.

„ Ja klar wollen wir uns damit umbringen, was denn sonst." sagte er und seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
Ich zog eine Augenbraue hoch.
„ Ja super lustig." sagte ich leicht angepisst.
„ Das kann dir echt egal sein." sagte Leo genervt und versuchte erneut nach der Box zu greifen.
Ich entzog sie ihm aber erneut.
„ Ich will mitkommen." schoss es dann aus mir heraus.
Leo zog nun leicht seine Augenbrauen zusammen und schien ziemlich überrascht. Doch direkt fing er an heftig seinen Kopf zu schütteln.

„ Das kannst du vergessen. Du weißt nicht, in was du dich da einmischst." sagte er und verschränkte seine Arme vor der Brust.
„ Ihr habt mich da doch schon längst mit hinein gezogen. Das bist du mir schuldig." sagte ich nun herausfordernd.
„ Falsch, ich schulde dir gar nichts. Und ich werde sicherlich nicht meine Freundschaft zu Zayn aufs Spiel setzen, nur weil du zu neugierig bist." sagte er und fuchtelte aufgeregt mit seinen Händen umher.
„ Ach echt? Aber dir ist bewusst, dass ich von euren kriminellen Machenschaften und den Weg in Dr. Tycens Büro weiß. Also würde ich mir vielleicht überlegen, ob du mich mit nimmst oder nicht." sagte ich zynisch und ein fieses Grinsen lag auf meinen Lippen.

Leo's graue Augen verrenkten sich zu schlitzen und er funkelte mich zornig an.
„ Du würdest uns nicht verpetzen." sagte Leo nur und trat einen Schritt auf mich zu.
Meine linke Augenbraue schoss nach oben, doch ich verlor mein Lächeln nicht.
„ Ach, was macht dich so sicher?" fragte ich weiterhin und hielt meine Erpressung aufrecht.
„ Vielleicht Zayn..." sagte er und tat so, als würde er eine Weile darüber nachdenken.
Fassungslos kippte meine Kinnlade runter und meine Augen weiteten sich.

„ Wie kommst du denn auf sowas?" fragte ich nun total perplex und verwirrt.
Was zum Teufel redete er denn da? Ich würde ohne mit der Wimper zu Zucken Zayn verpetzen, wenn es nötig wäre.
„ Ach weißt du, als du betrunken warst, haben wir uns fast eine Stunde lang über Zayn unterhalten und du hast dich ziemlich über ihn beschwert. Du hast ganz schön viel Interesse an ihm gezeigt, auch wenn es nicht mal positives Interesse war. Davon abgesehen, merke ich wie du ihn anschaust." sagte Leo und nun schlich sich auch auf seine Lippen ein fieses Grinsen.

Ich konnte immer noch nicht fassen, was er da gerade für eine Scheiße von sich gegeben hatte. Einfach nur unglaublich.
Man musste schon ziemlich kreativ sein, um auf so einen Schwachsinn zu kommen.
Doch ich entschied mich, mich nicht von seinen Worten aus der Bahn werfen zu lassen und trat stattdessen ebenfalls einen Schritt auf ihn zu.
„ Was auch immer du damit meinst, wird dir aber nicht die Sicherheit geben, dass ich euch nicht doch verpetze. Also würde ich es an deiner Stelle nicht riskieren." sagte ich seelenruhig.

Auch wenn mich seine Worte gerade ziemlich verwirrt hatten, ließ ich mir nichts anmerken.
Leo atmete einmal tief ein und stieß die Luft wieder aus, als hätte er akzeptiert, dass er keine andere Wahl hatte.
Ohne ein Wort lief er um den Wagen herum und setzte sich dann auf den Fahrersitz.
Sein Schweigen und der Fakt, dass ich immer noch die Box in der Hand hielt, verrieten mir, dass ich diesen Kampf wohl gewonnen hatte.
Schnell lief ich zur Tür und öffnete diese, nur um mich kurz darauf auf den Beifahrersitz zu setzen.
Leo stieg ebenfalls ein und startete darauf direkt den Motor.

In the heart of the BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt