Kapitel 1 - Das Terminal

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(In einer nicht so weit entfernten Zukunft)


Da saß er wieder vor seinem Terminal, als kleiner einfacher Agent in einem riesigen dunklen Raum, der nur durch kleine eckige schmale Fenster etwas Licht hereinbekam und so den schummrigen Eindruck von Kälte noch verstärkte, den das fahle Monitorlicht ausstrahlte. In diesem tristen aber doch so modernen Raum erfüllte er die seiner Meinung nach sehr wichtige Funktion eines Useragents, der brav alle Anweisungen befolgte, die sein User tun wollte. Da waren ja auch sehr viele von seiner Sorte in diesem mehrstöckigen Gebäude, irgendwo im Zentrum einer gigantischen Metropole die eigentlich so fortschrittlich sein wollte. Aber der Fortschritt hatte seine Grenzen.

Wie schon so oft war er im Einsatz in der dritten Schicht des Tages, er und zwei weitere Useragents hatten die Aufgabe den User zu betreuen und alles so schnell wie möglich auszuführen. Die Dimensionen dieser Aufgabe erfüllten ihn mit Stolz, aber auch mit heimlichem Neid, was aber einer von seinem Stande nicht zu fühlen wagte. Er wurde schließlich aus hunderten Bewerbern ausgesucht und hatte sich durch mehrere erfolgreiche lange Prüfungen gekämpft, nur um hier zu sein. Da war sie nun die Frage, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Aber so was verdrängte er schnell wieder.

Nun aber kam er zum Einsatz. Der User drückte mal wieder irgendeine Taste auf seinem Phone und der Useragent hatte alle Hände voll zu tun. Vor langer Zeit erfüllten diese Aufgabe tatsächlich Computer, aber als man die ersten katastrophalen Unglücke mit der künstlichen Intelligenz erlebte kamen nach und nach die Useragents zum Einsatz - viel billiger und schneller als doch so mancher ultramoderne Computer, der angeblich die Künstliche Intelligenz hatte, dann aber bei den einfachsten Aufgaben versagte und einen Lastwagen nicht von einem Werbeschild unterscheiden konnte.

Er hatte also seinen Plugger drin eine Art Kopfhörer aber um weiten leistungsfähiger und ausgereifter. So reagierte er blitzschnell auf die Anweisungen seines Users, ohne dass dieser wusste was eigentlich im Inneren seines Phones passierte. Es passierte ja auch nichts im Phone, sondern die eigentliche Rechenleistung war im flinken Gehirn des ultraschnellen speziell trainierten Agents, der jetzt in Windeseile die Anweisungen ausführte, die sein User über Tastatur oder Mikrofon angab. Es kam die Anweisung: # ruf Jenny an # über seine Plugger, also tippte der Agent auf seiner Spezialtastatur alles schnell ein und der User war erstaunt über die enorme Leistung seines modernen Phones für die er Unsummen ausgab, nur um solche bedeutungslosen Kunststücke zu vollbringen, die eigentlich vor zig Jahren ein Butler viel besser konnte.

Alles ging ja per Lichtgeschwindigkeit über das Netz, welches ja überall verfügbar und in unermesslicher Größe über den ganzen Planeten verteilt war. Also war es auch egal wo der User war und wo seine Agents im Verborgenen saßen. Also war alles perfekt, so schien es. Außer beim Schichtwechsel der drei Agents und so hörten sie immer in den paar Minuten, in denen sie kurz den Wechsel vollführten immer die genervten Kommentare der User: # Mist, wieder kein Netz #. Das Netz war da, aber nun mal die Agents nicht.

Manchmal konnte er seine User auch sehen, immer wenn sie diese komischen Selbstbildnisse machten, mit allen möglichen Verlängerungen und Grimassen und der Agent musste dann im richtigen Augenblick den Auslöser drücken, nachdem er schnell alle Einstellungen an seinem Livestick vornahm, eine Art Joystick aber jedoch viel raffinierter und mit allen möglichen Sensoren ausgestattet die er blitzschnell auslösen konnte und so scharfstellte und im richtigen Moment sekundenschnell auslöste. Der User war hässlich, aber zufrieden. Manchmal machte er auch mit Absicht das Bild schlecht und er hörte dann die abfallenden Kommentare des Users und seiner Umgebung. Das machte den Agent etwas schadenfroh und meist zufrieden.

Da seine Schicht nun tatsächlich rum war fand jetzt wirklich so ein Wechsel statt. Ken fragte sich wer gerade dran war. Kai oder Juko, seine beiden Kollegen, die natürlich auch mit solchen Fähigkeiten ausgestattet waren und auch keine Mühe scheuten ihren Job gut zu machen. Der Wechsel wurde eingeleitet in dem sich einer der Beiden bei Ken einloggte, maximal einhundert Sekunden Verzögerung wurde ihnen zugesagt, in denen sie sich kurz unterhalten konnten um das Neuste unter Kollegen auszutauschen.

UseragentsWhere stories live. Discover now