Tag 223

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„Wieso regst du dich so auf? Wir gehen nur einmal einen Kaffee trinken."

„Ich will viel lieber, dass du mit mir Zeit verbringst", entgegnete er und fuhr sich hastig durch seine Haare.

„Das Treffen wird höchstens eine Stunde dauern. Vorher und nachher können wir uns sehen."

„Könnt ihr euch nicht in zwei Wochen verabreden?", brummte er und schwere Tropfen landeten auf das Auto.

„Soll das heißen, ich muss jedes Mal meinen Plan für dich anpassen? Ich verstehe, dass du möglichst viel Zeit mit mir verbringen willst, bevor du wieder das Land verlässt. Aber ich kann immer noch entscheiden, wie und vor allem mit wem ich meine Zeit verbringe."

Frustriert verschränkte sie ihren Armen vor der Brust und schaute aus dem Fenster.

Er erwiderte nicht und konzentrierte sich auf den Verkehr.

Sie konnte seine Besorgnis verstehen.

Die beiden sahen sich in letzter Zeit nicht oft.

Jedoch hatte sie keine Lust mehr, die ganze Zeit mit ihm in der Wohnung zu verbringen, nur, um ungestört von der Öffentlichkeit zu sein.

Zum ersten Mal dachte sie über die Zukunft ihrer Beziehung nach.

➵Tag 223

Es ist endlich Freitag. Ich habe gerade meine schriftliche Arbeit abgegeben und bin froh, dass das Unileben bald vorbei ist.

Meine Schwester Zoe wird mich heute besuchen. Sie hat einiges geplant und hat Eleanor gleich eingeladen.

Als ich zu Hause ankomme, höre ich zwei bekannte Frauenstimmen in der Küche.

„Was macht ihr da?", frage ich Eleanor und Zoe.

„Nichts, nur miteinander quatschen", meint Eleanor und stopft Chips in ihren Mund.

„Also was haben wir heute vor?", frage ich die beiden, nachdem ich etwas getrunken habe.

„Wir dachten uns, dass wir die zwei Tage nicht in London verbringen werden, sondern irgendwo weit weg von hier", erklärt Zoe mir mit einem breiten Grinsen.

„Daher pack das Nötigste ein und in fünfzehn Minuten fahren wir los", kündigt Eleanor an und schiebt mich in mein Schlafzimmer.

Die Autofahrt dauert fast drei Stunden. Hauptsächlich Taylor Swift ist für die Unterhaltung verantwortlich und manchmal bin ich kurz davor gewesen, einfach loszuheulen.

Besonders ein Lied berührt mich und erinnert mich an Liam.

Aber ich bleibe tapfer, denn es wurden genug Tränen vergossen.

Es ist 21:19, als wir das Zielort erreichen. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wo genau wir uns befinden. Irgendwo im Süden Englands.

Wir checken uns in ein Hotel ein, bevor wir einen Abstecher in eine Bar machen.

„Wir sollten das öfters machen", nuschelt Eleanor und setzt ihre Lippen an der Bierflasche, die allerdings bereits leer ist.

„Wer ist dafür, dass Sophia die nächste Runde zahlt", grinst Eleanor verschmitzt und hebt ihre Hand. Daraufhin folgt die Hand meiner Schwester.

Augen verdrehend nehme ich die leeren Bierflaschen und laufe auf die Bar zu. Einen Moment später stellt der junge Barkeeper drei neue Bierflaschen auf den Tresen und schenkt mir dabei noch ein sanftes Lächeln.

Schüchtern erwidert ich es und drehe mich um.

In diesem Moment ist mir bewusst geworden, dass mein Herz Liam nicht mehr gehört.

Schon lange nicht mehr.

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