Tag 23

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Sie gähnte.

Die Müdigkeit stand groß auf ihrer Stirn.

Am liebsten wollte sie wieder im Bett liegen, aber für eine bestimmte Person war sie um 6 Uhr aufgestanden, um sich hier in Starbucks zu treffen.

Vorsichtig setzte sie ihre Lippen an die Tasse und nahm einen kleinen Schluck vom heißen Kaffee.

Sie warf einen Blick auf die Uhr und fragte sich langsam, wo er blieb.

Ein Lächeln schlich auf ihren vollen Lippen, als jemand von hinten sie warmherzig umarmte.

Sofort stieg sein Aftershave in ihre Nase und ihr Lächeln wurde noch breiter.

„Pünktlichkeit scheint dir aber nicht mehr wichtig zu sein", schmunzelte sie und drückte einen Kuss auf seine Lippen.

„Es tut mir leid. Nachdem der Wecker geklingelt hat, bin ich wieder eingeschlafen", entschuldigte er sich und setzte sich vor ihr hin.

„Weil es das erste Mal ist, drücke ich ein Auge zu. Im Gegenzug will ich, dass du mir eine Postkarte aus jedem Land schickst."

„Geht klar."

Tag 23

„Wieso überredest du mich jedes Mal, um diese Uhrzeit hierher zu kommen?"

„Glaubst du, es macht mir Spaß, um 6 Uhr aufzustehen?", brummt Eleanor, „außerdem gibt es kaum Menschen, die sich kurz vor 7 ein überteuertes Getränk gönnen."

Da gebe ich meiner besten Freundin recht. Es ist ruhig hier, nur ein paar Männer in Anzügen genießen ihre Getränke, ehe sie zur Arbeit müssen.

„Also ich habe nachgedacht, wir könnten an diesem Wochenende ausgehen. So richtig die Sau rauslassen", spricht Eleanor und nippt an ihrem Tee.

„Wir sind beide einsam und brauchen ein wenig Spaß. Ablenkung von den beiden Schnöseln."

Ich seufze und ich schüttele den Kopf. „El, ich bin noch nicht bereit dafür. Können wir nicht einfach in meiner Wohnung einen Filmabend machen?"

Tatsächlich will ich nicht abends meine Wohnung verlassen, um feiern zu gehen. Außerdem hat ein Vogel mir gezwitschert, dass Liam seit gestern wieder in London ist. Klar, die Chance ist sehr gering, dass wir uns auf einer Party oder in einem Pub begegnen, doch ich will nichts riskieren.

„Na gut, aber du besorgst eine gute Flasche Rotwein und kümmerst dich um die Snacks." Zufrieden nicke ich und trinke etwas von meinem Kaffee.

„Ich muss los. Wir sehen uns am Samstag", verabschiedet sich Eleanor und umarmt mich. Ohne zu zögern erwidere ich ihre Umarmung.

Ich ignoriere den Gedanken, dass Liam sich jedes Mal genau in diesem Ort von mir verabschiedet hat.

Um dieser Uhrzeit.

Auf dieser Weise.

Ich vermisse ihn.

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